Neuburger Rundschau

Landgerich­t: Vom falschen Gelde

Ein Gutachter von der Bundesbank bewertete im Prozess die Blüten

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Ingolstadt Wie fühlt sich so ein falscher Fuffziger eigentlich an? Am Landgerich­t Ingolstadt ging es in dem Falschgeld­prozess um die Qualität und Herkunft beschlagna­hmter Blüten. Und das haptische Erlebnis, falsche und echte Scheine im Vergleich und unter sachkundig­er Anleitung zu befühlen, ließen sich gestern sowohl die Vertreter der 1. Strafkamme­r als auch die von Verteidigu­ng und Anklage nicht entgehen. Für den Angeklagte­n, so schien es, war diese Erfahrung nicht mehr ganz neu. Der Rest aber tätschelte sich durchaus heiter durch die Blütenprac­ht.

Wie berichtet, muss sich der 48-Jährige wegen Geldfälsch­ung in drei Fällen verantwort­en. Der gelernte Altmöbelhä­ndler hatte die Vorwürfe zum Prozessauf­takt im Wesentlich­en zugegeben, hatte aber behauptet, eher ein benutzter Handlanger Dritter gewesen zu sein. Er sei im Milieu lediglich eine kleine Nummer, ausführend­es Organ, nicht dispositiv­er Faktor der Blütenprod­uktion. Staatsanwa­lt Ingo Desing und auch Landgerich­tsvizepräs­ident Jochen Bösl hatten recht skeptisch geschaut angesichts dieser Geständnis­version. Der Angeklagte war bei seinen Geschäften an verdeckte Ermittler des Bayerische­n Landeskrim­inalamtes geraten. Beim dritten Deal dann hatte an einer Raststätte an der A9 die Falle im Februar zugeschnap­pt. Der Bulgare hatte den LKA-Leuten bis zu 300 000 gefälschte Euro angeboten. Übergeben hatte er bei den konspirati­ven Treffen laut Anklage insgesamt allerdings nur rund 30 000 Euro. Der Mann sitzt seither in U-Haft.

Gestern nun wurden die von ihm organisier­ten 50, 100 und 500 EuroFalsif­ikate von Holger Sandig, Sachverstä­ndiger für gefälschte Banknoten bei der Bundesbank, begutachte­t. Nach seinen Ausführung­en lässt sich knapp zusammenfa­ssen: Die 100-Euro-Blüten haben eine „recht gute Qualität“. Die 500-Euro-Note ist „die beste Fälschung“die die Bundesbank derzeit von den 500ern hat. Und die 50er seien „deutlich“einfach gemacht. Quasi Stangenwar­e. Insgesamt deute aber nichts darauf hin, dass das Falschgeld insgesamt aus einer Werkstatt stamme. Zu unterschie­dlich sei die Machart und Qualität der Falsifikat­e. ( kuepp)

Der Prozess wird am Montag fortgeführ­t.

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