Mehr als nur Wasser
Neulich bin ich Pfarrer Sebastian Kneipp in Bad Wörishofen begegnet. Die Biografie dieses Mannes hat mich berührt. Als Kind einfacher Leute muss er sich den Weg bis zum Abitur und schließlich zum Priesterberuf durch Fleiß und unbeirrbaren Willen erkämpfen. Eine Lungenkrankheit während seines Studiums kostet ihm beinahe das Leben. Doch er überwindet das Leiden durch die Anwendung von kaltem Wasser und erfreut sich fortan bester Gesundheit.
Die Anwendung kalten Wassers behält er sein Leben lang bei. Seine Erkenntnisse in der Naturheilkunde gibt er bereitwillig an Kranke weiter, insbesondere auch an mittellose Gemeindeglieder. Bei der Kirchenleitung steht er im Ruf, ein bäuerlicher Kurpfuscher zu sein. Nach seinem Vikariat in Augsburg wird er als Beichtvater der Dominikanerinnen nach Wörishofen versetzt. Später wird er daselbst Stadtpfarrer. Er hat die Gabe, Krankheiten durch die Beschaffenheit der Augen und die Durchblutung der Ohren zu diagnostizieren. Sein Ruf verbreitet sich weit ins Land hinaus. Und als er stirbt, hinterlässt er ein großes Vermögen, das er für wohltätige Zwecke einsetzt.
Was mich an seinem therapeutischen Ansatz besonders interessiert, ist sein Verständnis von Gesundheit als einem ganzheitlichen Zustand der Hormonie und Einheit.
Er geht davon aus, dass Leib und Seele eng zusammengehören: „ Erst als ich daran ging, Ordnung in die Seelen meiner Patienten zu bringen, hatte ich vollen Erfolg“.
So sieht er fünf Wirkprinzipien auf dem Weg zur Heilung:
Kräuter, Ernährung, Bewegung, Wasser und last but not least: Ordnung.
Dabei meint der Pfarrer nicht die aufgeräumte Wohnung. Er will vielmehr die Seele „in den Stand der wahren Glückseligkeit“bringen.
Diese wahre Glückseligkeit, also das Vertrauen auf die Begleitung Gottes durch Höhen und Tiefen des Lebens, wünsche ich allen, die in diesem Sommer nach Erholung und innerem Frieden suchen.