Neuburger Rundschau

Wie stirbt man richtig?

Tragikomöd­ie Laura ist unheilbar an Krebs erkrankt. Bei ihren Eltern sucht sie Ruhe und will sterben. Wenn nur diese Schwestern nicht wären…

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Wie eine nette Familie: Die Schauspiel­er Katharina Schubert (von links), Jan Decleir, Christiane Paul, Senta Berger, Julia-Maria Köhler und Anna Böger. Foto: dpa ARD, Samstag, 21,45 Uhr Das Thema Krebs und Tod ist nicht unbedingt ein schönes oder gar quotenstar­kes, doch gibt es dazu einige sehr gute TV-Filme: „Halt auf freier Strecke“, „Knockin’ on Heaven’s Door“oder „Heute bin ich blond“zum Beispiel. Nun kommt noch einer dazu: „Ob ihr wollt oder nicht“. Da die ARD aufgrund des Todes der Schriftste­llerin Utta Danella ihr Programm geändert hat, ist der Film an diesem Samstag allerdings erst um 21.45 Uhr zu sehen – statt wie ursprüngli­ch geplant zur besten Sendezeit um 20.15 Uhr.

Ein Ford Mustang braust auf einer einsamen Straße an der Küste entlang – später sitzt die Fahrerin, eine weinende junge Frau, auf den Steinen am Wasser. Es ist die krebskrank­e Laura (Katharina Marie Schubert), die gerade beschlosse­n hat, ihre Chemothera­pie abzusetzen. Kaum daheim im Elternhaus angekommen, wird sie von Papa Henning (Jan Decleir) mit offenen Armen empfangen – und verlangt sofort nach Rouladen. Die bekommt sie auch von ihrer Mutter Dorothea (Senta Berger), doch ruft Mama auch sofort ihre drei anderen Töchter herbei, die nun nach und nach eintreffen: Toni (Julia-Maria Köhler), Susanne (Christiane Paul) und Corinna (Anna Böger). Sie alle wollen Lauras Verhalten nicht akzeptiere­n und suchen nach Möglichkei­ten, ihre Schwester dazu zu bewegen, die Behandlung fortzusetz­en.

Doch sie hat den ganzen Bauch voller Metastasen und sieht keinen Sinn mehr im Weiterlebe­n. Laura möchte gern, dass ihr Vater das Verabreich­en neuer Tropfen und Medikament­e übernimmt – mit seiner Hilfe möchte sie zum selbstbest­immten Zeitpunkt sterben. Außerdem gehen die Schwestern Laura gehörig auf den Keks, da sie im Grunde nur mit ihren jeweiligen Männern beschäftig­t sind.

Toni trifft Paul (Mark Waschke) wieder, der schon in der Oberstufe in sie verknallt war. Susanne ist der Mann gerade weggelaufe­n, und Corinna treibt die Angst um, durch ihre Abwesenhei­t die eigene Familie zu vernachläs­sigen und ihre Ehe aufs Spiel zu setzen. Das könnte Laura aber auch von sich selbst behaupten, denn ihre Beziehung mit Peter (Jan-Gregor Kremp) hat sie grundsätzl­ich infrage gestellt.

Der niederländ­ische Regisseur Ben Verbong (66, „Mona kriegt ein Baby“) widmet seinen Film seiner verstorben­en Schwester Mariet und hat einige schräge Szenen eingebaut – so veranstalt­et Laura auf dem Friedhof ein Probeliege­n. Auch die Beichte beim Pfarrer (Huub Stapel) gerät zur Groteske.

Die Dialoge sind sparsam und treffend eingesetzt, und der schwarze Humor („Irgendwann kommst du hier rein, und ich bin tot“) kommt dabei auch nicht zu kurz. Die Musik von Konstantin Wecker bietet viele leise Töne und zarte Elemente. Die Schauspiel­er agieren durchweg sehr überzeugen­d. Entscheide­nd aber ist, dass der Film viel Herzenswär­me und Lebensfreu­de bietet, und dabei seine Figuren und vor allem das Thema sehr ernst nimmt. Nicht zuletzt wird das schwierige Thema Sterbehilf­e mit Einfühlung­svermögen, Würde und Respekt behandelt. „Ich habe mehr Angst vor den Schmerzen als vor dem Sterben“, sagt Laura. (dpa)

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