Tschüss, Robert T. Online!
Kommentar
Robert T. Online wird sich im Grabe umdrehen. Der semmelblonde Snob, der den Deutschen einst den Börsengang von T-Online schmackhaft machen sollte, hätte es nie verwunden, an eine Werbefirma verkauft zu werden. War doch die schöne Internet-Tochter T-Online einst der große Stolz des Bonner Riesen – und MaßanzugTräger Robert ihr virtueller Traum-Schwiegersohn.
Das ist lange her. Schon um die Jahrtausendwende waren Teile der Telekom-Familie zerbrochen. Der Konzern blieb vom Crash des Neuen Marktes nicht verschont. Im Gegensatz zu anderen Unternehmen, die der Börsen-Tsunami nur so wegspülte, behielt T-Online aber immer eine Basis.
Bis heute verfügen viele Deutsche über eine magentafarbene E-Mail-Adresse. Und wenn sie ihre Zuschriften bearbeiten, loggen sie sich meist über das T-Online-Portal in ihr Postfach ein. Das verschafft der Telekom zwangsläufig höchste Zugriffszahlen.
Diese „Reichweite“, wie Fachleute die Nutzerzahl einer Webseite nennen, stellt einen immensen Wert dar. Sonst hätte der neue Eigentümer nicht hunderte Millionen Euro auf den Tisch gelegt, wie spekuliert wird. Die Fähigkeit, eine Menge loyaler Nutzer an eine Marke im Netz zu binden, entscheidet über Erfolg und Misserfolg.
Dass T-Online in dieser Form Geschichte ist, wird die meisten Menschen nicht irritieren, solange sie die Produkte und Services der Marke wie gewohnt nutzen können. Und die ehemaligen Aktionäre werden weiter ihre Wunden lecken. Robert T. Online haben sie ohnehin nicht in guter Erinnerung.
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