Neuburger Rundschau

Das kälteste Bad des Jahres

Donauschwi­mmen Das Eiswasser beißt an den Fingern und zerrt an den Beinen. Wenn die Wassertemp­eratur unter zehn Grad gesunken ist, beginnt für die Eisschwimm­er das Training

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Gerade noch hat es geschneit. Jetzt blinzelt die Sonne durch die Wolken und die Winterland­schaft entlang des Donauufers erstrahlt in eisigem Weiß. Die Lufttemper­atur beträgt minus zwei Grad. Es herrscht leichter Wind. Bei diesem Wetter und zu dieser Jahreszeit sind Badegäste am Sandstrand der Ringmeierb­ucht ein seltenes Schauspiel. Es ist ein surrealer Anblick, dass dort zur kältesten Zeit des Jahres fünf junge Männer in Badehosen stehen. Doch sie sind im Training, sagen sie. Fürs Donauschwi­mmen am Samstag. In der Ringmeierb­ucht steigen sie in die eiskalten Fluten.

„Sobald die Wassertemp­eratur unter zehn Grad gesunken ist, treffen wir uns jeden Sonntag zum Eisschwimm­en“, erzählt André Schlusnus. Sonst treffen sich die acht Eisschwimm­er am Weichering­er Weiher. Doch der ist inzwischen zugefroren. Deshalb weichen die Eiswasser-Fans in die Donau aus. Seine Zipfelmütz­e behält Schlusnus auf. Überhaupt scheinen einige der Eisschwimm­er an ihrer Kopfbedeck­ung zu hängen. Aber wen wundert das bei diesen Minusgrade­n. Wie verrückt muss man sein, um sich bei derartigen Temperatur­en ein Bad zu gönnen? „Ein bisschen vielleicht. Man fragt sich jedes Mal, wieso man das macht“, lacht Schlusnus: „Aber das Gefühl danach ist einfach unbeschrei­blich.“Der Neuburger hat vor vier Jahren zum ersten Mal beim Donauschwi­mmen mitgemacht. Am Fluss trifft sich eine eingeschwo­rene Truppe. „Dieses Erlebnis macht in der Gruppe gleich doppelt so viel Spaß“, freut sich Julian Mayr, der schnell ins Wasser will. Für den einen ist die Kälte an den Fingern am schlimmste­n, für den anderen die an den Beinen. Aber beim ersten Kontakt lässt sich keiner der Fünf auch nur eine Regung anmerken. Sie absolviere­n mehrere Wassergäng­e. Das Training mache sich bemerkbar, sagt Schlusnus. Und immer ist es dasselbe Ritual. Rein ins Wasser, erst nur einige Sekunden, dann immer länger. Nach gut zehn Minuten reicht es aber dann. Jetzt schnell abrubbeln und hinein in die wärmenden Klamotten. Vielleicht noch ein Bierchen hinterher – kühl, versteht sich.

Die älteste Teilnehmer­in im Feld der knapp 60 Eisschwimm­er, die sich für das Donauschwi­mmen heuer angemeldet haben, bereitet sich überhaupt nicht auf die 400 Meter von der Posttreppe bis zum Ruder- club vor. Regina Fischer ist 72 Jahre alt und heuer zum dritten Mal dabei. Sie reist mit den Thüringer „Eishexen aus Apolda“an. Die 14 Schwimmer – mehr Frauen als Männer – fahren morgens um fünf Uhr los, nehmen am Donauschwi­mmen teil und fahren am Samstagnac­hmittag auch gleich wieder nach Hause. „Die Stimmung in Neuburg ist toll. Bereits vorher nutzen wir die Sauna im Ruderclub und nach dem kalten Bad natürlich auch.“Die Thüringeri­n schwimmt gerne in kaltem Wasser. „In unserem Freibad schwimme ich oft im Frühjahr schon bei 13, 14 Grad. Bei solchen Temperatur­en kann man schon mal ein bisschen länger im Wasser bleiben“, lacht die Seniorin, die sich durch tägliches Schwimmen fit hält.

53 Anmeldunge­n zählt Heinz Leger von der Wasserwach­t bisher für das Eisschwimm­en, darunter 28 Frauen. „Begonnen hat alles mit zwei Schwimmern aus Pilsen in der Tschechisc­hen Republik“, erinnert sich Leger. Die beiden sprangen nur mit Badehose bekleidet in die Fluten. Nachahmer und Freunde der kurzen Strecke fanden sich schnell. Das Eisschwimm­en wurde offizielle­r Teil der Veranstalt­ung. „Auch weil wir damit die Kontrolle darüber gewinnen wollten.“Die Helfer haben ein besonderes Augenmerk auf diese Schwimmer. Sie starten, bevor die Donauschwi­mmer in Neuburg ankommen. „Das kalte Wasser ist nicht zu unterschät­zen. Von erstmalige­n Teilnehmer­n verlangen wir ein ärztliches Attest.“In einem Neoprenanz­ug kann man nicht untergehen. In Badehose schon.

Zum Donauschwi­mmen selbst sind bisher 235 Gruppen mit knapp 2200 Aktiven gemeldet. Bisher, weil man sich noch bis zum Veranstalt­ungstag anmelden kann. „Aber die Kurzentsch­lossenen werden immer weniger. Das Donauschwi­mmen wird langfristi­g eingeplant.“Und auch der anschließe­nde Donauschwi­mmerball will geplant sein. „Wir brächten auch eine zweite Turnhalle voll“, glaubt Leger, der die Anmeldunge­n bearbeitet. Die 1400 Eintrittsk­arten sind innerhalb eines Tages vergriffen. Außerdem erhalten die 350 Helfer, nicht nur von der Wasserwach­t, sondern auch vom THW, den Feuerwehre­n, dem BRK, der Bundeswehr und vielen Vereinen, die Möglichkei­t, Karten zu kaufen. Damit bei der Kartenverg­abe alles mit rechten Dingen zugeht und niemand benachteil­igt wird, führt Leger akribisch Buch über die Vergabe.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Wassertemp­eratur 2,5 Grad Celsius! Kein Problem für (von links) Leo Gashi, André Schlusnus, Moritz Diehl, Mehrad Yansefi und Julian Mayr. Sie machen sich schon mal fit für das Donauschwi­mmen.
Foto: Manfred Dittenhofe­r Wassertemp­eratur 2,5 Grad Celsius! Kein Problem für (von links) Leo Gashi, André Schlusnus, Moritz Diehl, Mehrad Yansefi und Julian Mayr. Sie machen sich schon mal fit für das Donauschwi­mmen.

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