Das kälteste Bad des Jahres
Donauschwimmen Das Eiswasser beißt an den Fingern und zerrt an den Beinen. Wenn die Wassertemperatur unter zehn Grad gesunken ist, beginnt für die Eisschwimmer das Training
Gerade noch hat es geschneit. Jetzt blinzelt die Sonne durch die Wolken und die Winterlandschaft entlang des Donauufers erstrahlt in eisigem Weiß. Die Lufttemperatur beträgt minus zwei Grad. Es herrscht leichter Wind. Bei diesem Wetter und zu dieser Jahreszeit sind Badegäste am Sandstrand der Ringmeierbucht ein seltenes Schauspiel. Es ist ein surrealer Anblick, dass dort zur kältesten Zeit des Jahres fünf junge Männer in Badehosen stehen. Doch sie sind im Training, sagen sie. Fürs Donauschwimmen am Samstag. In der Ringmeierbucht steigen sie in die eiskalten Fluten.
„Sobald die Wassertemperatur unter zehn Grad gesunken ist, treffen wir uns jeden Sonntag zum Eisschwimmen“, erzählt André Schlusnus. Sonst treffen sich die acht Eisschwimmer am Weicheringer Weiher. Doch der ist inzwischen zugefroren. Deshalb weichen die Eiswasser-Fans in die Donau aus. Seine Zipfelmütze behält Schlusnus auf. Überhaupt scheinen einige der Eisschwimmer an ihrer Kopfbedeckung zu hängen. Aber wen wundert das bei diesen Minusgraden. Wie verrückt muss man sein, um sich bei derartigen Temperaturen ein Bad zu gönnen? „Ein bisschen vielleicht. Man fragt sich jedes Mal, wieso man das macht“, lacht Schlusnus: „Aber das Gefühl danach ist einfach unbeschreiblich.“Der Neuburger hat vor vier Jahren zum ersten Mal beim Donauschwimmen mitgemacht. Am Fluss trifft sich eine eingeschworene Truppe. „Dieses Erlebnis macht in der Gruppe gleich doppelt so viel Spaß“, freut sich Julian Mayr, der schnell ins Wasser will. Für den einen ist die Kälte an den Fingern am schlimmsten, für den anderen die an den Beinen. Aber beim ersten Kontakt lässt sich keiner der Fünf auch nur eine Regung anmerken. Sie absolvieren mehrere Wassergänge. Das Training mache sich bemerkbar, sagt Schlusnus. Und immer ist es dasselbe Ritual. Rein ins Wasser, erst nur einige Sekunden, dann immer länger. Nach gut zehn Minuten reicht es aber dann. Jetzt schnell abrubbeln und hinein in die wärmenden Klamotten. Vielleicht noch ein Bierchen hinterher – kühl, versteht sich.
Die älteste Teilnehmerin im Feld der knapp 60 Eisschwimmer, die sich für das Donauschwimmen heuer angemeldet haben, bereitet sich überhaupt nicht auf die 400 Meter von der Posttreppe bis zum Ruder- club vor. Regina Fischer ist 72 Jahre alt und heuer zum dritten Mal dabei. Sie reist mit den Thüringer „Eishexen aus Apolda“an. Die 14 Schwimmer – mehr Frauen als Männer – fahren morgens um fünf Uhr los, nehmen am Donauschwimmen teil und fahren am Samstagnachmittag auch gleich wieder nach Hause. „Die Stimmung in Neuburg ist toll. Bereits vorher nutzen wir die Sauna im Ruderclub und nach dem kalten Bad natürlich auch.“Die Thüringerin schwimmt gerne in kaltem Wasser. „In unserem Freibad schwimme ich oft im Frühjahr schon bei 13, 14 Grad. Bei solchen Temperaturen kann man schon mal ein bisschen länger im Wasser bleiben“, lacht die Seniorin, die sich durch tägliches Schwimmen fit hält.
53 Anmeldungen zählt Heinz Leger von der Wasserwacht bisher für das Eisschwimmen, darunter 28 Frauen. „Begonnen hat alles mit zwei Schwimmern aus Pilsen in der Tschechischen Republik“, erinnert sich Leger. Die beiden sprangen nur mit Badehose bekleidet in die Fluten. Nachahmer und Freunde der kurzen Strecke fanden sich schnell. Das Eisschwimmen wurde offizieller Teil der Veranstaltung. „Auch weil wir damit die Kontrolle darüber gewinnen wollten.“Die Helfer haben ein besonderes Augenmerk auf diese Schwimmer. Sie starten, bevor die Donauschwimmer in Neuburg ankommen. „Das kalte Wasser ist nicht zu unterschätzen. Von erstmaligen Teilnehmern verlangen wir ein ärztliches Attest.“In einem Neoprenanzug kann man nicht untergehen. In Badehose schon.
Zum Donauschwimmen selbst sind bisher 235 Gruppen mit knapp 2200 Aktiven gemeldet. Bisher, weil man sich noch bis zum Veranstaltungstag anmelden kann. „Aber die Kurzentschlossenen werden immer weniger. Das Donauschwimmen wird langfristig eingeplant.“Und auch der anschließende Donauschwimmerball will geplant sein. „Wir brächten auch eine zweite Turnhalle voll“, glaubt Leger, der die Anmeldungen bearbeitet. Die 1400 Eintrittskarten sind innerhalb eines Tages vergriffen. Außerdem erhalten die 350 Helfer, nicht nur von der Wasserwacht, sondern auch vom THW, den Feuerwehren, dem BRK, der Bundeswehr und vielen Vereinen, die Möglichkeit, Karten zu kaufen. Damit bei der Kartenvergabe alles mit rechten Dingen zugeht und niemand benachteiligt wird, führt Leger akribisch Buch über die Vergabe.