Masern: Oft fehlt die zweite Impfung
Im Landkreis hat nur rund die Hälfte der zweijährigen Kinder den vollen Schutz
Neuburg Schrobenhausen Wir Deutschen sind es ja gewohnt, in vielen Dingen auf den ersten Plätzen zu liegen. Bei den Masern ist das anders. Europaweit liegt Deutschland auf dem letzten Rang. Dr. Johannes Donhauser hat dieses Ergebnis einer Auswertung der Weltgesundheitsorganisation schockiert. Bis 2020 sollte das Virus eigentlich ausgerottet sein. „Aber das werden gerade wir in Deutschland wohl nicht schaffen“, sagt der Leiter des Neuburger Gesundheitsamts, „wir haben hierzulande die meisten Erkrankungsfälle.“
Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen hat noch dazu ein ganz besonderes Problem. Bei vielen Kindern fehlt die zweite Masernimpfung. Donhauser hat vom Robert Koch-Institut eine Grafik bekommen, die zeigt, in welchen Regionen wie viele Kinder im Alter von 15 Monaten gegen Masern geimpft werden. Ganz Deutschland ist dunkelblau, was eine Quote von fast 100 Prozent bedeutet. Im Alter von zwei Jahren ist die Zweitimpfung dran. Doch hier zeigt die Grafik ein ganz anderes Bild. Der Landkreis Neuburg-Schrobenhausen ist mit einer Handvoll anderer bayerischer Landkreise und weiten Teilen Sachsens die einzige Region, in der der Impfanteil nicht einmal mehr die Hälfte ausmacht. Alarmierende Zahlen, wie Donhauser findet.
Woran liegt das? Sind die Eltern in unserem Landkreis Impfgegner? Nein, sagt Donhauser. Dann würden sie ihre Kinder gleich gar nicht impfen lassen. Aber es fehlt vor allem die zweite Impfung und nur wer die hat, ist ein Leben lang vor den gefährlichen Viren geschützt. Üblicherweise impfen die Kinderärzte bei der vorgeschriebenen Untersuchung (U7) im Alter von circa zwei Jahren die Masern automatisch mit. Passiert das – aus welchen Gründen auch immer nicht – wird die Impfung wohl einfach vergessen, vermutet Donhauser. Er hat oft erlebt, dass Ärzte nicht impfen oder Eltern ihre Kinder nicht impfen lassen, wenn diese verschnupft sind oder gerade jetzt in den Wintermonaten Husten haben. „Früher sagte man, dass man mit einer Impfung den Körper nicht noch zusätzlich schwächen sollte, aber das hat sich inzwischen als falsch erwiesen.“Man könnte jederzeit impfen. Lediglich bei einem hochfiebernden Kind solle man von einer Impfung absehen. Aber nicht, um das Kind zu schützen, sondern weil das Immunsystem auf Hochtouren läuft und den Impfstoff hochkant und unwirksam aus dem Körper werfen würde. Das Gefährliche an den Masern sei nicht so sehr die eigentliche Krankheit, die Fieber und Hautflecken auslöst, sondern die Immunschwäche. Donhauser: „Der Körper ist sehr lange empfindlich für Erreger, mit denen er sonst locker fertig werden würde.“Eine Hirnhautoder Lungenentzündung kann die Folge sein und die endet in einem von 10000 Fällen tödlich. Der Amtsarzt rät deshalb: „Kontrollieren Sie Ihren Impfpass und den Ihres Kindes.“