Jazz am Wochenende: Rio, Köln, Paris
Musik Mit Cristina Braga und dem Duo Nils Wogram/Bojan Z spannt das Birdland einen Bogen um die halbe Welt
Von Rio über Köln nach Paris spannt sich der musikalische Bogen dieses Wochenende im Birdlandkeller. Cristina Braga wird mit ihrem aktuellen Trio am Freitag etwas Wärme aus Brasilien mitbringen. Am Samstag stellt sich mit Nils Wogram und Bojan Z ein außergewöhnliches Duo dem interessierten Publikum vor.
Freitag Die Harfe und Brasilien: Seit 2009 wissen die Fans im Neuburger „Birdland“, wie dieser Spagat gewinnbringend funktioniert. Vier Mal schon – zuletzt vor fast genau zwei Jahren – begeisterte Cristina Braga seither auf überaus reizvolle Weise. Denn die attraktive Sängerin und Harfenistin an der Oper von Rio de Janeiro führt ein musikalisches Doppelleben. Auf der einen Seite frönt sie ihrer Leidenschaft für die Klassik, die sie mit Größen wie Mistislav Rostropovich zusammenbrachte.
Auf der anderen liebt sie die Bossa Nova, jene spektakuläre Melange aus Samba und Jazz, die der brasilianischen Seele eine Stimme verleiht. Aus dieser Kombination entsteht eine faszinierende Palette menschlicher Gefühle, ein Strauß voller beschwingt melancholischer Melodien und Instrumentalkombinationen – schlicht: eine unbeschreibliche Magie.
Natürlich improvisiert Cristina Braga, die an der Universität von Rio klassische Harfe mit Auszeichnung studierte, Harfenfestivals in Brasilien organisiert und in ihrer Heimat längst als Superstar gilt. Selbstverständlich lässt sie auch ihr betörendes, sanft-wärmendes Timbre erklingen, begleitet von Ehemann Ricardo Medeiros und Flo Pfeifer. Den Unterschied macht jedoch einzig Bragas unvergleichlicher Harfenklang. Nun nimmt sie die Zuhörer erneut auf ihren Flügeln zum Zuckerhut mit.
Samstag Als sich die beiden vor vier Jahren das erste Mal über den Weg liefen, spürten sie sofort, dass die Chemie untereinander stimmt. Bei mehreren gemeinsamen Konzerten schälte sich so etwas wie ein Repertoire heraus, und nun gibt es die erste CD des serbisch-französischen Pianisten Bojan Z – die Kurzform für seinen nahezu unaussprechlichen Familiennamen Zulfikarpasic – und des deutschen Posaunisten Nils Wogram. Sie trägt den etwas verwirrenden Titel „Housewarming Party“.
In der Tat vermittelt das Duo, das sich selbst keine Grenzen setzt, viel davon: die gelöste Party-Stimmung etwa, die sich in enorm groovenden Stücken wie „TNT“äußert, die Neugier auf die neuen Klangräumlichkeiten, die sich im anerkennenden multiphonischen Grunzen von Wograms Posaune und in perkussiven Experimenten auf dem Klavier niederschlägt, aber auch melancholische Reminiszenzen an ehemalige WG-Partner sind deutlich zu vernehmen.
Und wie das so ist bei frisch bezogenen Wohnungen: Das Alte (Hardbop-Tunes wie „Hooked“oder Stride-Augenzwinkereien wie „Off To The Train Station“) steht noch etwas ungeordnet neben dem Neuen (fast schon fusionsartige E-PianoExkursionen wie „Z“oder „Hooked“). Nun darf man gespannt sein, wie Zulfikarpasic und Wogram ihre schmucke Traumbude im Hofapothekenkeller aufbauen. (nr) O
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