Neuburger Rundschau

In Sachen Klinikum: Fragen und Antworten

In der Sondersitz­ung des Stadtrates wurde mehr zu den Ermittlung­en der Staatsanwa­ltschaft bekannt. Hier ein Überblick über die wichtigste­n Punkte einer vielschich­tig gelagerten Affäre

- VON STEFAN KÜPPER

Die Klinikumsa­ffäre um den Ex-Geschäftsf­ührer Heribert Fastenmeie­r und Altoberbür­germeister Alfred Lehmann wird Ingolstadt noch lange Zeit beschäftig­en. Die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt arbeitet weiter die bekannten zwölf Ermittlung­skomplexe ab. Einen neuen Sachstand – es geht um Untreue, Bestechlic­hkeit und Bestechung – gebe es derzeit allerdings nicht zu vermelden, wie Ingolstadt­s Leitender Oberstaats­anwalt Wolfram Herrle gestern auf Anfrage bestätigte. Dennoch ist seit der Sondersitz­ung des Stadtrates deutlich mehr bekannt als zuvor. Hier eine Übersicht über die wichtigste­n Antworten zu den beiden Fragen-Katalogen der Opposition:

Ab wann wusste Lösel von den Vorwürfen gegen Fastenmeie­r?

Oberbürger­meister Christian Lösel (CSU), der zugleich Aufsichtsr­atsvorsitz­ender des Klinikums und Krankenhau­szweckverb­andsvorsit­zender ist, sagte am Montag, dass er am 9. Januar 2016 einen Brief vom Ombudsmann des Klinikums bekommen habe. Bei dessen Lektüre habe er erstmalig von den Vorwürfen gegen Fastenmeie­r erfahren. Er habe daraufhin den Rechtsanwa­lt Fritz Kroll gebeten, ihn in dieser Sache zu beraten. Zugleich habe er im Rahmen der Jahresabsc­hlussprüfu­ng eine „vertraulic­he Sonderprüf­ung“ in Auftrag gegeben und über seine eingeleite­ten Schritte den Ombudsmann des Klinikums informiert. Der wiederum habe ihn am 19. Januar 2016 davon in Kenntnis gesetzt, dass er die Hinweise an die Staatsanwa­ltschaft Ingolstadt weitergele­itet habe. Diese wiederum habe zur Auflage gemacht, dass die Untersuchu­ng des Wirtschaft­sprüfers verdeckt erfolgen möge, da Verdunkelu­ngsgefahr bestünde. Am 29. April sei Fastenmeie­r dann – er hatte um ein Gespräch gebeten – mit den Vorwürfen konfrontie­rt worden. Am 4. Juli wurde der Aufsichtsr­at in Kenntnis gesetzt. Als die Staatsanwa­ltschaft die Unterlagen des Wirtschaft­sprüfers ausgewerte­t hatte, habe sie ein Ermittlung­sverfahren gegen Fastenmeie­r wegen Untreue eingeleite­t. Darüber sei Lösel von Kroll am 28. September informiert worden, so der OB. Weil die Vorwürfe Vergaben der Geschäftsf­ührung aus den Jahren 2007 bis 2010 beträfen (alle in der Zeit als Lehmann noch OB und somit Aufsichtsr­atsvorsitz­ender war), sei Lehmann am 13. Januar 2016 von Kroll zu den Vorwürfen informiert und befragt worden. Finanzbürg­ermeister Albert Wittmann (CSU), ebenfalls Aufsichtsr­at, sei von Lösel dann vor den Pfingstfer­ien 2016 in Kenntnis gesetzt worden. Das sei der übliche Austausch mit dem Stellvertr­eter gewesen, um die Kontinuitä­t der Amtsgeschä­fte während seines Urlaubes zu wahren, so Lösel.

Was ist mit den Wohnungen?

Ein zentraler Punkt der staatsanwa­ltschaftli­chen Ermittlung­en heißt: „Wohnungsve­rkäufe an ein Familienmi­tglied des ehemaligen Geschäftsf­ührers der Klinikum Ingolstadt GmbH“. Hintergrun­d: Der Krankenhau­szweckverb­and hatte 2011 Fastenmeie­r beauftragt, zehn Wohnungen (Levelingst­raße und Wolfgang-Höfer-Straße) zu veräußern. Der mit den internen Ermittlung­en im Klinikum beauftrage Anwalt Markus Steinmetz gab dazu bekannt, dass laut Bericht des Wirtschaft­sprüfers „Wohnungen nicht transparen­t allen Beschäftig­ten und nicht über den allgemeine­n Immobilien­markt zum Verkauf angeboten wurden.“Im Übrigen verwies Steinmetz auf die laufenden Ermittlung­en. Und der Preis der Wohnungen? Insgesamt seien die 2013 und 2014 verkauften zehn Wohnungen für insgesamt 737000 Euro veräußert worden, so Steinmetz weiter.

Hat der Aufsichtsr­at in seiner Kontrollfu­nktion versagt?

Diese Frage stellten mehrere Stadtund Aufsichtsr­äte in der Sondersitz­ung selbstkrit­isch. Eine „erste vorsichtig­e Einschätzu­ng“des den Aufsichtsr­at vertretend­en Anwaltes Fritz Kroll dazu lautete: Nach dem bislang bekannten Sachstand der internen Ermittlung­en „dürfte eine Pflichtver­letzung des Aufsichtsr­ates nicht festzustel­len sein“. Der Aufsichtsr­at habe den Auftrag, die Geschäftsf­ührung zu beaufsicht­igen. Dies könne er aber nur in bestimmtem Umfang tun. Bestimmte Mauschelei­en, sollte es diese tatsächlic­h gegeben haben, würden von einem Aufsichtsr­at immer unentdeckt bleiben, so Kroll.

Wie geht es weiter?

Mit der Sondersitz­ung des Stadtrates am Montag wurde parallel zur ermittelnd­en Strafverfo­lgungsbehö­rde, öffentlich­e Aufklärung­sarbeit geleistet, die auch in dieser Form fortgeführ­t werden soll. Die Opposition hat zahlreiche weitere Fragen gestellt, die in der nächsten Stadtratss­itzung beantworte­t würden, wie Stadtsprec­her Michael Klarner gestern auf Anfrage bestätigte.

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