Haft für IS Mädchen
Urteil 16-Jährige stach auf einen Polizisten ein. Sie muss sechs Jahre ins Gefängnis
Als Märtyrerin wollte die 16-jährige Safia S. aus Hannover für die Terrormiliz Islamischer Staat Schrecken verbreiten. Ihr Bekennervideo nach der Messerattacke auf einen Polizisten hatte sie bereits gedreht. Veröffentlicht wurde es nicht. Gestern hat das Oberlandesgericht Celle die Schülerin zu sechs Jahren Haft verurteilt – für die erste vom IS in Deutschland beauftragte Terrortat. Der angegriffene Beamte hatte die Attacke schwer verletzt überlebt.
Safia S. hat keines ihrer Ziele erreicht. Dem IS waren die Stiche mit einem Gemüsemesser kaum eine Schlagzeile wert. Und während ihre Mitschüler am Gymnasium in Hannover nun für das Abitur büffeln und Studienpläne schmieden, wartet auf Safia, die nach den Worten ihres Vaters ein liebes Mädchen und eine gute Schülerin war, eine lange Zeit hinter Gittern.
Unscheinbar, mit einem langen Pulloverkleid und Kopftuch lief sie gestern eher schüchtern zu ihrem Platz im Gericht. Unter Ausschluss der Öffentlichkeit wurde dort erörtert, was die Deutsch-Marokkanerin in die Radikalisierung, die versuchte Ausreise nach Syrien und schließlich zu ihrer Attacke getrieben haben könnte, über die sie selbst vor Gericht nichts sagte. Einerseits präsentierte die Jugendliche sich im Internet wie andere Mädchen auch mit Selfies vor dem Kleiderschrankspiegel, Bildern von Katzen und vom Schlittschuhlaufen. Andererseits ist sie auf Youtube schon als Grundschülerin mit dem Salafistenprediger Pierre Vogel beim Rezitieren des Korans zu sehen. Ihre Mutter soll sie streng religiös erzogen haben, seit ihrer frühen Kindheit sei Safia mit extremistisch-religiösen
Die Mutter stoppte sie auf dem Weg nach Syrien
Kreisen in Kontakt gekommen, sagt eine Gerichtssprecherin. Und doch war es die Mutter, die ihre Reise Richtung IS nach Syrien stoppte, die Behörden alarmierte und sie aus der Türkei zurückholte.
Wo Safia die Haft verbringt, sagen die Justizbehörden aus Gründen der Sicherheit und des Persönlichkeitsschutzes nicht. Sicher ist, dass die Justiz nicht nur in Niedersachsen sich auf radikalisierte Häftlinge wie Safia vorbereitet hat. Das Personal der Haftanstalten wurde im Erkennen von Extremismus, auch aber in der Prävention und Deradikalisierung geschult.