Spuren im Schnee
Natur Spaziergänger sind morgens selten die Ersten in Wald und Wiesen. Wer alles vorher da war, erkennt man im Schnee
Still ist es im Wald. Der Schnee dämpft jedes Geräusch. Sanft hat er sich über die Pflanzen gelegt, keine dicke, harte Schneedecke, sondern pulvrig-leicht. Für die Tiere draußen in der Natur ist das gut. Sie finden noch genügend zu Fressen. Scharfer, harschiger Schnee wäre schlimmer, sagt Seminarförster Alfred Hornung, der nämlich würde den Tieren jeden Schritt zur Qual machen, die Eiskristalle würden sich in die Haut schneiden. Und auch die Futtersuche wäre erschwert. So aber können Wildschwein, Reh und Co. unter der Schneedecke relativ leicht nach Nahrung suchen.
Wer tummelt sich denn eigentlich bei diesen Minustemperaturen alles im Wald? Hornung geht auf Spurensuche. Ganz leicht ist es nicht, die einzelnen Abdrücke im Schnee zu identifizieren. Hasen aber scheinen in diesen Tagen viele unterwegs zu sein. Fast überall sieht man ihre typischen Sprungabdrücke. Ihre längeren Hinterläufe setzen sie paarweise vor die kürzeren Vorderläufe. Ähnlich macht es der Marder. Auch er bewegt sich hüpfend fort, setzt jedoch die Tritte der Vorder- in die der Hinterläufe, wodurch nur zwei paarweise nebeneinander stehende Spuren im Schnee zu sehen sind.
Alles andere als filigran sieht es aus, wenn eine Horde Wildschweine auf Nahrungssuche war. Der Boden – obwohl tiefgefroren – ist umgeackert, abgeknickte Äste liegen verstreut und ein Trampelpfad aus Hufpaaren zieht sich ins Unterholz hinein. Die Wildschweine, wie die meisten Tiere, kommen zur Dämmerung aus ihrem Unterschlupf und begeben sich auf die Suche nach Essbarem. Die Wildschweine graben nach Eicheln und Bucheckern, die Rehe knabbern an den Knospen kleiner Bäumchen und den ganzjährig grünen Blättern der Brombeeren, erklärt Hornung.
Einer, der auch jeden Abend unterwegs ist, ist der Fuchs. Seine Spur ist leicht zu erkennen. Sie ist wie mit dem Lineal gezogen. Füchse gehen im Winter energiesparend und set- zen die Hinterpfoten immer in die Fährte der Vorderpfoten. Clever, denn bei Temperaturen weit unter dem Gefrierpunkt ist jede übermäßige Anstrengung zu vermeiden. Denn zu viele kraftraubende und energiefressende Bewegungen können im Winter tödlich sein. Deswegen sollten Spaziergänger darauf achten, auf den Wegen zu bleiben und die Wildtiere nicht unnötig aufzuscheuchen.