Neuburger Rundschau

Hat der Biber seinen Schutzstat­us noch verdient?

Was Kreisobman­n Ludwig Bayer bei den Gebietsver­sammlungen über Biberschäd­en und Düngeveror­dnung zu sagen hatte

- VON MICHAEL GEYER

Die Vorschrift­en für Landwirte werden immer komplizier­ter, die damit verbundene Bürokratie wird immer mehr. Umso wichtiger ist es, dass die Landwirte ihren Wissenssta­nd aktualisie­ren. Rund 30 der im BBV organisier­ten Landwirte aus Rennertsho­fen und Burgheim waren am Mittwoch zur Gebietsver­sammlung des BBV-Kreisverba­ndes NeuburgSch­robenhause­n in die Schlossgas­tstätte nach Bertoldshe­im gekommen, um Informatio­nen aus erster Hand zu erhalten.

Markus Rupaner vom Amt für Ernährung, Landwirtsc­haft und Forsten (AELF) Pfaffenhof­en referierte über aktuelle Themen aus der Flächenför­derung, insbesonde­re zu den Agrarumwel­tmaßnahmen (AUM) und dem Kulturland­schaftspro­gramm (KULAP), sprach Probleme bei den Vorschrift­en zum Dauergrünl­and und zum Flächennut­zungsnachw­eis an und gab Informatio­nen aus dem Fachzentru­m für Agrarökolo­gie und den Bildungsan­geboten seines Amtes. Fachberate­r Erwin Heckl von der Geschäftss­telle des Bayerische­n Bauernverb­andes berichtete über die Beratungsl­eistungen seines Verbandes und über Neuerungen im Sozialrech­t. Das Hauptrefer­at übernahm Kreisobman­n Ludwig Bayer, der aktuelle agrarpolit­ische Informatio­nen gab und geplante Änderungen und Auswirkung­en der Agrarpolit­ik auf Landwirtsc­haft und Verbrauche­r im ländlichen Raum vorstellte.

Bayer berichtete, dass die Ausgleichz­ulage für benachteil­igte Agrarzonen bis 1. Januar 2018 unveränder­t bliebe und danach eine Neubewertu­ng anhand biophysika­lischer Kriterien erfolgen soll. Mit dem Abschluss der Beratungen von Berufsvert­retern und der Politik sei bis Mitte/Herbst 2017 zu rechnen. Der BBV erhoffe sich eine zukunftsfä­hige, gesamtausg­ewogene Prämienges­taltung.

Viel Wirbel brachte die Klage der EU-Kommission gegenüber Deutschlan­d im Zusammenha­ng mit der EU-Nitratrich­tlinie, die seit 2006 auf eine Novellieru­ng warte. „Nicht die Bauern sind schuld, dass nichts vorangeht“, sagte Bayer, die Politiker, die sich nicht über Maßnahmen und Kriterien einigen können.“Der Landwirt stehe im Spannungsf­eld zwischen dem Umwelt- und Gewässersc­hutz und einer optimalen Pflanzenve­rsorgung. Einerseits soll die Düngermeng­e so dosiert sein, dass nichts im Gewässer oder in anderen Ökosysteme­n ankomme, anderersei­ts soll so viel Dünger gegeben werden, dass ein optimaler Ertrag und beste Qualität erzielt werden könne, erläuterte Bayer und stellte auch weitere geplante Neuerungen des Düngege„sondern setzes vor, wie die „Hoftorbila­nz“, die eine genaue und arbeitsauf­wendige Dokumentat­ion jeder Art von Dünger erfasse, der in bzw. aus dem Hof gehe, also auch anfallende­n Wirtschaft­sdünger wie Festmist und Gülle. Bayer ging auch auf weitere geplante Verschärfu­ngen bei der Phosphat-Düngung, längere Sperrfrist­en, die Einschränk­ungen für Festmist und verschärft­e Vorgaben bei der Ausbringte­chnik ein. Entspreche­nd dem von der Bundesregi­erung vorgelegte­n Nitratberi­cht 2016 sah er keine Gefahr, dass unsere Region als „rotes Gebiet“abgegrenzt werde, weil die Wasserqual­ität bei uns den Nitrat-Schwellenw­ert von 50 Milligramm je Liter nicht überschrei­te. In Bayern erfüllen mehr als 93 Prozent der für Trinkwasse­r repräsenta­tiven Messstelle­n den gesetzlich­en Grenzwert. Nach wie vor zeigten AUM-, KULAP-Maßnahmen sowie extensive Bewirtscha­ftung an Gewässern ihre positive Wirkung auf die Wasserqual­ität und sollen auch in Zukunft angewendet werden, forderte Bayer seine Berufskoll­egen auf.

Als zweites Thema nahm Bayer das bayerische Bibermanag­ement genauer unter die Lupe: Es sei in den vergangene­n zehn Jahren entscheide­nd verbessert worden, vor allem durch Ausgleichs­fonds. Weil es in mehreren Regionen, auch in unserer, nach wie vor Probleme gebe, forderte Bayer, bestehende Möglichkei­ten besser zu nutzen, den strengen Schutzstat­us zu überdenken, dem Biber Lebensraum zur Verfügung zu stellen, dabei aber stärker als bisher regulieren­d einzugreif­en und das Vermarktun­gsverbot zu lockern.

Zum Schluss stellte Bayer die Liste des BBV zur Sozialwahl 2017 vor und forderte die Zuhörer auf, ihren Wahlschein zu beantragen und zu wählen, damit die Position der bayerische­n Bauern gestärkt werde. Schließlic­h gehe es um elementare Fragen der sozialen Absicherun­g und um die Aufrechter­haltung der Betriebs- und Haushaltsh­ilfen in Bayern.

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Fotos: Michael Geyer Mit dem Biber leben bedeutet, ihm seinen Lebensraum zur Verfügung zu stellen und zu akzeptiere­n, dass er auch mal Bäume fällt, wie hier unterhalb des Stepperger Anto nibergs.
 ??  ?? „Blühende Rahmen“sind Teil des Greenings. Sie sind Blütenprac­ht und ein Paradies für Bienen, Insekten und Niederwild.
„Blühende Rahmen“sind Teil des Greenings. Sie sind Blütenprac­ht und ein Paradies für Bienen, Insekten und Niederwild.

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