Hat der Biber seinen Schutzstatus noch verdient?
Was Kreisobmann Ludwig Bayer bei den Gebietsversammlungen über Biberschäden und Düngeverordnung zu sagen hatte
Die Vorschriften für Landwirte werden immer komplizierter, die damit verbundene Bürokratie wird immer mehr. Umso wichtiger ist es, dass die Landwirte ihren Wissensstand aktualisieren. Rund 30 der im BBV organisierten Landwirte aus Rennertshofen und Burgheim waren am Mittwoch zur Gebietsversammlung des BBV-Kreisverbandes NeuburgSchrobenhausen in die Schlossgaststätte nach Bertoldsheim gekommen, um Informationen aus erster Hand zu erhalten.
Markus Rupaner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Pfaffenhofen referierte über aktuelle Themen aus der Flächenförderung, insbesondere zu den Agrarumweltmaßnahmen (AUM) und dem Kulturlandschaftsprogramm (KULAP), sprach Probleme bei den Vorschriften zum Dauergrünland und zum Flächennutzungsnachweis an und gab Informationen aus dem Fachzentrum für Agrarökologie und den Bildungsangeboten seines Amtes. Fachberater Erwin Heckl von der Geschäftsstelle des Bayerischen Bauernverbandes berichtete über die Beratungsleistungen seines Verbandes und über Neuerungen im Sozialrecht. Das Hauptreferat übernahm Kreisobmann Ludwig Bayer, der aktuelle agrarpolitische Informationen gab und geplante Änderungen und Auswirkungen der Agrarpolitik auf Landwirtschaft und Verbraucher im ländlichen Raum vorstellte.
Bayer berichtete, dass die Ausgleichzulage für benachteiligte Agrarzonen bis 1. Januar 2018 unverändert bliebe und danach eine Neubewertung anhand biophysikalischer Kriterien erfolgen soll. Mit dem Abschluss der Beratungen von Berufsvertretern und der Politik sei bis Mitte/Herbst 2017 zu rechnen. Der BBV erhoffe sich eine zukunftsfähige, gesamtausgewogene Prämiengestaltung.
Viel Wirbel brachte die Klage der EU-Kommission gegenüber Deutschland im Zusammenhang mit der EU-Nitratrichtlinie, die seit 2006 auf eine Novellierung warte. „Nicht die Bauern sind schuld, dass nichts vorangeht“, sagte Bayer, die Politiker, die sich nicht über Maßnahmen und Kriterien einigen können.“Der Landwirt stehe im Spannungsfeld zwischen dem Umwelt- und Gewässerschutz und einer optimalen Pflanzenversorgung. Einerseits soll die Düngermenge so dosiert sein, dass nichts im Gewässer oder in anderen Ökosystemen ankomme, andererseits soll so viel Dünger gegeben werden, dass ein optimaler Ertrag und beste Qualität erzielt werden könne, erläuterte Bayer und stellte auch weitere geplante Neuerungen des Düngege„sondern setzes vor, wie die „Hoftorbilanz“, die eine genaue und arbeitsaufwendige Dokumentation jeder Art von Dünger erfasse, der in bzw. aus dem Hof gehe, also auch anfallenden Wirtschaftsdünger wie Festmist und Gülle. Bayer ging auch auf weitere geplante Verschärfungen bei der Phosphat-Düngung, längere Sperrfristen, die Einschränkungen für Festmist und verschärfte Vorgaben bei der Ausbringtechnik ein. Entsprechend dem von der Bundesregierung vorgelegten Nitratbericht 2016 sah er keine Gefahr, dass unsere Region als „rotes Gebiet“abgegrenzt werde, weil die Wasserqualität bei uns den Nitrat-Schwellenwert von 50 Milligramm je Liter nicht überschreite. In Bayern erfüllen mehr als 93 Prozent der für Trinkwasser repräsentativen Messstellen den gesetzlichen Grenzwert. Nach wie vor zeigten AUM-, KULAP-Maßnahmen sowie extensive Bewirtschaftung an Gewässern ihre positive Wirkung auf die Wasserqualität und sollen auch in Zukunft angewendet werden, forderte Bayer seine Berufskollegen auf.
Als zweites Thema nahm Bayer das bayerische Bibermanagement genauer unter die Lupe: Es sei in den vergangenen zehn Jahren entscheidend verbessert worden, vor allem durch Ausgleichsfonds. Weil es in mehreren Regionen, auch in unserer, nach wie vor Probleme gebe, forderte Bayer, bestehende Möglichkeiten besser zu nutzen, den strengen Schutzstatus zu überdenken, dem Biber Lebensraum zur Verfügung zu stellen, dabei aber stärker als bisher regulierend einzugreifen und das Vermarktungsverbot zu lockern.
Zum Schluss stellte Bayer die Liste des BBV zur Sozialwahl 2017 vor und forderte die Zuhörer auf, ihren Wahlschein zu beantragen und zu wählen, damit die Position der bayerischen Bauern gestärkt werde. Schließlich gehe es um elementare Fragen der sozialen Absicherung und um die Aufrechterhaltung der Betriebs- und Haushaltshilfen in Bayern.