Neuburger Rundschau

Betten Kunze verschwind­et

Neubau Früher kamen Kunden in den prägenden Bau, um Betten zu kaufen. Bald wird er abgerissen. Eine Frage muss geklärt werden: Hat die Stadt dem Bauherrn zu viel versproche­n?

- VON BASTIAN SÜNKEL

Bald ist der Postwirt-Bau mit seiner 385 Jahre alten Tradition Geschichte. Im Vorfeld gibt es Diskussion­en, wer sich um die Stellplätz­e des Neubaus sorgt.

Starr und leer blickt der altehrwürd­ige Bau in der Pferdstraß­e C44 in die Stadt. Wo die Rollläden herunterge­lassen sind, preisen Plakate Mahlzeiten und die Semmeltast­e an, aus den großen Schaufenst­ern am Bürgermeis­ter-Hocheder-Platz gähnt die Leere. Die Tage des ehemaligen Gasthauses und späteren Betten Kunze zwischen Schrannenp­latz und Donaukai sind gezählt. Manfred Prüller, Geschäftsl­eiter des gleichnami­gen Autohauses, hat das Grundstück gekauft.

Das alte Gebäude, das nachweisli­ch bis ins Jahr 1631 zurückgeht, wird er abreißen lassen. „Wenn wir es retten könnten, würden wir es retten“, sagt der Bauherr. Doch es sei eben nicht zu retten gewesen. Stattdesse­n soll auf den 459 Quadratmet­ern ein Mehrfamili­enhaus mit Gewerbeflä­che im Erdgeschos­s entstehen. Ein schönes Wohn- und Geschäftsh­aus verspricht Manfred Prüller, das zum Bild am Donaukai passe. Die Bauverwalt­ung zeigt sich mit den Planungen des Bauherrn Das geht aus den Unterlagen der Sitzung des Bauausschu­sses am kommenden Mittwoch hervor. „Das Bauvorhabe­n fügt sich nach Art und Maß der Nutzung sowie der Grundstück­sfläche, die überbaut werden soll, in die nähere Umgebung ein.“Doch in einem Punkt sind sich die Stadt Neuburg und der Bauherr noch nicht einig.

Es geht um die Stellplätz­e, die beide Seiten in eine Diskussion verstrickt haben, über die nächste Woche der Bauausschu­ss abstimmen muss. Manfred Prüller hat bei den Vorgespräc­hen einen Antrag eingereich­t, ihn als Bauherrn von der Stellplatz­satzung zu befreien. Grundsätzl­ich gilt in der Innenstadt, dass pro Wohneinhei­t ein Stellplatz und bei Gewerbeflä­chen je nach Größe Parkplätze geschaffen werden müssen. Summasumma­rum 17 Stellplätz­e hat die Verwaltung für den Neubau in der Pferdstraß­e berechnet und spricht den Stadträten eine eindeutige Empfehlung aus: Die Stadträte sollen gegen die Ablösung stimmen, also den Bauherrn nicht davon befreien, 17 Stellplätz­e zu schaffen. Stattdesse­n schlägt die Verwaltung den Bau einer Tiefgarage vor, die zugegeben nicht einfach umzusetzen ist.

Für Manfred Prüller war die Parkplatzs­ituation eine Grundsatze­ntscheidun­g, sich für oder gegen den Bau zu entscheide­n. Bei den ersten Gesprächen mit der Stadt habe man ihm versproche­n, dass die Parkplätze von der Stadt abgelöst werden. Wer das zugesicher­t hat, will Prüller allerdings nicht öffentlich machen. Doch jenes Verspreche­n sei die Basis für die Baukalkula­tion gewesen, sagt er. Vor knapp drei Wochen, als die Entscheidu­ngen für den Abriss und den Neubau längst getroffen waren, sei die Bauverwalt­ung erneut an ihn herangetre­ten. Diesmal mit der Forderung, Stellplätz­e zu schaffen.

Doch es gibt Unwägbarke­iten für den Bau einer Tiefgarage, erklärt Prüller. Das Grundstück liegt nahe an der Donau, der Untergrund sei womöglich nicht tragfest, der Grundwasse­rpegel problemati­sch. Außerdem sei es nach ersten Erkenntnis­sen auch nach der Bayerizufr­ieden. schen Bauordnung nicht möglich, auf der knappen Grundstück­sfläche eine Tiefgarage unterzubri­ngen, geschweige denn eine Einfahrt. Es würden höchstens sieben Parkplätze darin Platz finden, haben die Planer Prüllers berechnet. Das sei nicht wirtschaft­lich. Außerdem liege dem Bauherrn ein Schreiben vor, in dem die Denkmalpfl­ege Bedenken äußere, dass beim Tiefbau Nachbarhäu­ser in Mitleidens­chaft gezogen werden könnten.

Auch Florian Schmid von der Bauverwalt­ung kennt die Probleme. Wasserpege­l, Bodendenkm­äler, Fläche. „Es gehört geprüft“, sagt er unserer Zeitung. Doch grundsätzl­ich gehe die Bauverwalt­ung mit der Einstellun­g heran, dass eine Tiefgarage geschaffen werden kann. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling kann sich an keinen Fall erinnern, bei der 17 Stellplätz­e von der Stadt abgelöst wurden. Letztlich liege die Entscheidu­ng beim Bauausschu­ss. Sollten die Planungen weiter vorangehen, werde der Altbau ab März abgerissen und im Sommer mit dem Neubau begonnen.

 ?? Foto: Bastian Sünkel ?? K, U, N, Z und E sind längst abgehängt und die Spuren verblassen. Die Zeit des altehrwürd­igen Baus in der Pferdstraß­e neigt sich dem Ende zu. Doch in einem Punkt müssen sich die Stadt und der Bauherr noch einig werden.
Foto: Bastian Sünkel K, U, N, Z und E sind längst abgehängt und die Spuren verblassen. Die Zeit des altehrwürd­igen Baus in der Pferdstraß­e neigt sich dem Ende zu. Doch in einem Punkt müssen sich die Stadt und der Bauherr noch einig werden.

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