Hilfe, wenn Schüler Probleme haben
Schule Katharina Schaller ist die erste Jugendsozialarbeiterin an der Grundschule im Ostend. Auf welche Herausforderungen sie bei ihrer Arbeit trifft und wie sie versucht, diese zu lösen
Ein Schüler ist verschwunden und niemand weiß, wo er steckt. Der Lehrer ist im Klassenzimmer und muss unterrichten. Früher hätte sich die Rektorin der Grundschule Neuburg-Ost, Gertraud Beck, selbst auf die Suche nach ihm machen müssen. Seit knapp einem halben Jahr hat sie Katharina Schaller. Sie ist die erste Jugendsozialarbeiterin an der Grundschule im Ostend und immer da, wenn Probleme mit Schülern auftauchen.
Streit, Gewalt, Mobbing, Schulängste oder Alltagsprobleme – das Aufgabengebiet sei vielfältig, berichtet die 28-jährige Sozialpädagogin. In der Anfangszeit sei es ihr jedoch erst einmal darum gegangen, Lehrer und Schüler kennzulernen und ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. „Die Kinder sollen wissen, dass sie jederzeit zu mir kommen können und ich ein offenes Ohr für ihre Anliegen habe“, sagt sie.
Die Türe zu ihrem Büro im zweiten Stock steht den Vormittag über offen, bei Bedarf nimmt sich Schaller auch am Nachmittag Zeit für die Schüler. Eine Sorge taucht dabei immer wieder auf: „Grundschüler sind in einem Alter, in dem Freundschaft einen enorm hohen Stellenwert hat, deswegen sind Freund- schaftsprobleme oder Streitschlichtung in der Jugendsozialarbeit an der Tagesordnung“, sagt die Sozialpädagogin. Andere Probleme dagegen seien schwerer zu lösen.
Wenn Lehrer ein auffälliges Verhalten bei Schülern beobachten, kommen sie ebenfalls zu Katharina Schaller. Das können ständiges Zuspätkommen, gedankliche Abwesenheit im Unterricht oder der plötzliche Abfall von Noten sein, wie erst kürzlich im Falle einer Schülerin. „Ihre Leistungen ließen stark nach und auch das Sozialverhalten veränderte sich“, berichtet Schaller. Schließlich habe sich herausgestellt, dass sich die Eltern des Mädchens trennen, sie mit ihrer Mutter ausziehen wird und sich deswegen große Sorgen macht. In einem Gespräch mit der Mutter konnte Schaller eine Möglichkeit finden, die beiden zu entlasten, und vermittelte sie an eine Erziehungsberatungsstelle.
Als Teil des JugendsozialarbeitTeams der Caritas steht Schaller in engem Kontakt mit dem Jugendamt und sozialen Einrichtungen wie dem Bürgerhaus Ostend, dem Integrationshort des Vereins Frühförderung oder der Nachmittagsbetreuung der Schule. Während es an anderen Schulen in Neuburg wie der Mittelschule, der Dr.-Walter-AsamSchule oder der Grundschule am Schwalbanger bereits Jugendsozialarbeiter gab, wurde Schallers Stelle an der Grundschule Neuburg-Ost neu geschaffen. Die Kosten dafür teilen sich die Caritas, die Stadt, der Landkreis und das Bayerische Familienministerium.
„Der Bedarf ist da“, sagt der Leiter der Jugendsozialarbeit an Schulen des Caritasverbands NeuburgSchrobenhausen, Markus Bach. Die Grundschule Neuburg-Ost hat 16 Klassen mit 347 Schülern aus über 20 Nationen. „Mehr als die Hälfte der Schüler hat Migrationshintergrund, viele der Eltern sprechen kaum Deutsch“, sagt Rektorin Gertraud Beck. Das mache die Arbeit in vielen Fällen nicht einfacher, etwa weil es kulturell verschiedene Vorstellungen von Gewalt in der Erziehung gäbe.
Oft sind es aber auch nur mangelnde Sprachkenntnisse der Kinder, die zu Missverständnissen führen. So wie bei dem eingangs erwähnten Schüler, der verschwunden war. Er kommt aus dem Irak und dachte, mit dem Gong würde der Unterricht enden und lief geradewegs nach Hause. Katharina Schaller erreichte schließlich seine Tante und konnte die Situation aufklären. „Nicht alle Kinder haben das Glück, in gleich behüteten Verhältnissen aufzuwachsen“, sagt die Sozialpädagogin. Deswegen wolle sie junge Menschen auf ihrem Weg begleiten und sich für mehr Chancengerechtigkeit einsetzen.