Wenn’s ein bisschen mehr sein darf
Neuvorstellung Der Porsche 911 bekommt einen starken Bruder mit dem Zusatz „GTS“
Einen Wagen an den Mann zu bringen, ist an sich schwierig genug. Doch besteht die wahre Herausforderung darin, dem Interessenten mehr Auto zu verkaufen, als er eigentlich braucht, sei es über individuelle Extras, einen potenteren Motor, oder, noch besser, ein Sondermodell. Porsche ist in dieser Kunst, im Fachjargon „Diversifizierung“genannt, ein wahrer Meister.
So zählt die legendäre 911er-Familie nicht weniger als 21 (!) Mitglieder, von denen der Laie gerade einmal die Karosserieformen Coupé, Cabrio und Targa (das ist der halboffene mit der Glaskuppel) unterscheiden können dürfte.
Als jüngste Verwandte heirateten nun fünf Modelle mit dem Namenszusatz „GTS“ein. Sie verkörpern die sportlichste Ausprägung des „Elfers“; darüber residieren in der Hierarchie nur noch der Turbo sowie das ein oder andere RennsportDerivat. Die Preise des GTS beginnen bei rund 124 500 Euro. Das bedeutet einen Aufpreis von 28000 Euro zum Einstiegs-Carrera und von 14000 Euro zum „S“.
Auf den ersten Blick ist das viel Geld für 30 PS mehr Leistung, verglichen mit dem Carrera S. Hier stehen 420, dort 450 PS bereit. Doch wer genauer hinschaut, wird die weiteren Vorzüge des GTS erkennen: die breitere Spur, die mattschwarz lackierten 20-Zoll-Räder mit Zentralverschluss, die „Tieferlegung“um zehn Millimeter, die vom serienmäßigen aktiven Sportfahrwerk herrührt. Das Sport Chrono Paket gehört genauso zur Serienausstattung wie Alcantara-Sportsitze und Alcantara-Lenkrad.
Der feine Unterschied zu den niedrigeren Vertretern ist übrigens auch zu hören – und wie! Ab Werk mit der Sportabgasanlage ausgerüstet, erzeugt der GTS das typische heisere Brabbeln und Fauchen, das Porsche-Fans so lieben. Hart am Gas brüllt der GTS seine Leistung wütender heraus als alle anderen Elfer. Was seine Gesangskünste betrifft, schlägt er sogar den Turbo, für den ein Soundpaket in Arbeit, aber noch nicht verfügbar ist.
Und das Beste: Der Wagen hält, was der Klang verspricht. Er fährt sich noch druckvoller, noch präziser und noch direkter als der Standard911er – wobei es schon einen sehr sensiblen Piloten und einen abgesperrten Rundkurs braucht, um das Performance-Plus zu spüren.
Das GTS-Topmodell (Daten siehe Kasten), gesegnet mit Allradantrieb und dem phänomenal flinken Porsche-Doppelkupplungsgetriebe, knallt in 3,6 Sekunden auf 100, in 12,8 Sekunden auf 200 km/h. Für dieses Geschoss nehmen die Zuffenhausener aber fast 136 000 Euro. Ein solches Budget würde für einen gut ausgestatteten Basis-Elfer, der ja auch nicht eben wenig Spaß macht, reichen. Und man bekäme sogar einen sozial verträglichen Zweitwagen dazu. Tobias Schaumann