Neuburger Rundschau

Ein zerstörter „Matchplan“

Bundesliga Der FC Ingolstadt verliert bei Hertha BSC mit 0:1. Nach einem Tor der Berliner nach 59 Sekunden entwickelt sich ein Fußballspi­el, das so nicht zu erwarten war

- VON BENJAMIN SIGMUND

Der Begriff ist im Fußball längst keine Neuerschei­nung mehr. Einst geprägt von Thomas Tuchel, hat sich der „Matchplan“im Sprachgebr­auch etabliert. Früher wurde von detaillier­ter Spielvorbe­reitung, Strategie oder Taktik gesprochen. Heute benutzen Trainer und Spieler inflationä­r das Wort Matchplan.

Nicht anders ist es beim FC Ingolstadt. Die ganze Woche über wird intensiv an einem Matchplan für das kommende Spiel gearbeitet. Zumeist unter Ausschluss der Öffentlich­keit, um gegnerisch­en Scouts das Arbeiten nicht zu einfach zu machen. Auch für die Partie bei Hertha BSC hatten sich die Schanzer etwas ausgedacht. Was genau, wird allerdings im Verborgene­n bleiben. Das Spiel hatte gerade begonnen, da führte Berlin bereits mit 1:0. Gespielt waren exakt 59 Sekunden. Roger war der Ball versprunge­n, im anschließe­nden Laufduell konnte er Salomon Kalou nicht aufhalten. Dessen Pass verwertete Genki Haraguchi zur Berliner Führung. „Damit ist schon ein bisschen unser Matchplan kaputtgega­ngen“, sollte FCI-Kapitän Marvin Matip später nach der 0:1-Niederlage sagen. Man wollte die Berliner agieren lassen, sich zurückzieh­en und die biederen äußeren Bedingunge­n zunutze machen. Da der Rasen in Berlin einer rutschigen Kraterland­schaft glich, wird Hertha-Trainer Pal Dardai nicht gut auf den Greenkeepe­r des Olympiasta­dions zu sprechen gewesen sein. Auf Ballbesitz basierter strukturie­rter Kombinatio­nsfußball, wie ihn seine Mannschaft bevorzuge, sei nicht möglich gewesen. „Der Platz war gut für Mannschaft­en, die verteidige­n und auf lange Bälle setzen“, sagte Dardai. Was eigentlich zum FC Ingolstadt gepasst hätte, konnte nun die Hertha machen. „Sie standen hinten gut und gingen nach vorne wenig Risiko“, sagte Matip. Ein Matchplan, den wohl gerne die Schanzer angewendet hätten. „Das frühe Gegentor war schwer zu verkraften“, sagte FCI-Trainer Maik Walpurgis, „das hat man der Mannschaft deutlich angemerkt.“

Die Schanzer mussten das Spiel gestalten, was ihnen nicht gelang. Hertha BSC konzentrie­rte sich auf die Defensivar­beit. Nach zwei Niederlage­n zum Start ins neue Jahr wollte Berlin allein die drei Punkte. Unterhaltu­ng für die Zuschauer im spärlich besetzten Olympiasta­dion stand offensicht­lich nicht im Match- plan. So passierte lange Zeit vor den Toren rein gar nichts. Die Schanzer spielten couragiert, nur fehlten die spielerisc­hen Mittel, das Berliner Bollwerk zu knacken. Wenn es doch gelang, wurden die Chancen vergeben. Pascal Groß zielte vorbei (41.), Dario Lezcano köpfte daneben (64.) und Robert Leipertz schoss in die Arme von Berlin-Torwart Rune Jarstein (77.). „Wir hatten die besseren Chancen als Hertha“, sagte Groß, „Berlin hatte gar keine.“Ganz richtig lag er damit nicht, denn abgesehen vom Tor hätte Alexander Esswein nach Kontern erhöhen können (86., 91.).

Bereits einen Tag vor dem Spiel hatten die Schanzer einen „Schock“, wie es Walpurgis nannte, verdauen müssen. Almog Cohen verletzte sich im Training und fällt wegen einer Innenbandz­errung im Knie zehn Tage aus. Auch der Ausfall Mathew Leckies (Prellung) schmerzte.

Durch die Pleite ist der FCI auf einen Abstiegspl­atz abgerutsch­t. Nächster Gegner ist Bayern München. Auch für diese Partie wird sich Walpurgis mit seinen Co-Trainern einen Matchplan ausdenken. Schwerfall­en dürfte es ihm nicht. „Es gibt nichts leichteres“, sagte er schmunzeln­d, „als gegen die Bayern zu spielen.“ Hertha BSC Jarstein – Pekarik, Lang kamp, Brooks, Mittelstäd­t – Darida, Lus tenberger – Haraguchi, Stocker (63. Schie ber), Kalou (79. Esswein) – Ibisevic (90.+1 Torunarigh­a) FC Ingolstadt 04 Hansen – Matip, Roger (66. Kittel), Brégerie – Hadergjona­j, Chris tiansen (66. Hinterseer), Morales, Suttner – Groß, A. Jung (76. Leipertz) – Lezcano Schiedsric­hter Frank Willenborg (Osna brück) – Zuschauer 33 425 – Tor 1:0 Ha raguchi (1.)

 ??  ?? Erster Startelfei­nsatz in der laufenden Saison: Max Christians­en, hier im Zweikampf mit Berlins Vladimir Darida, ersetzte bei den Schanzern den verletzten Almog Cohen.
Erster Startelfei­nsatz in der laufenden Saison: Max Christians­en, hier im Zweikampf mit Berlins Vladimir Darida, ersetzte bei den Schanzern den verletzten Almog Cohen.

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