Der Dicke muss immer ins Tor
Das Schöne am Fußball ist, dass anfangs alle mitkicken dürfen. Die Großen, die Kleinen, die Schlauen, die weniger Schlauen, die Dünnen und die Dicken. Nicht jeder jedoch darf auf jede Position. Der Schönling mit dem schnibbelnden Außenrist-Pass darf das Trikot mit der Nummer zehn des Spielmachers überstreifen. Der pausbäckige Kerl, der das T-Shirt gut ausfüllt, muss ins Tor.
So oder ähnlich muss es früher bei Wayne Shaw gelaufen sein. Inzwischen ist der Engländer 45 Jahre alt und steht noch immer zwischen den Pfosten, wenn auch nur als Ersatzmann. Von den Fähigkeiten des Wayne Shaw ist wenig bekannt. Aber gewiss konnte er seinen Platz in der Mannschaft des Fünftligisten Sutton United erfolgreich bis heute verteidigen, weil der 45-Jährige katzengleich durch den Strafraum hechtet. Wenn auch eher wie Garfield. Denn Shaw bringt 150 Kilo auf die Waage. So etwas nennt man Kult-Keeper.
Diesen Ruf gilt es zu verteidigen. Und vielleicht auch deshalb hat der Torwart beim Pokalspiel gegen den großen FC Arsenal London (0:2) in der 82. Minute einen Pie gefuttert. Auf der Auswechselbank.
Was dem Augsburger der FCAKnacker, ist dem Engländer der Pie – ein herzhaftes Schnittchen gegen den kleinen Hunger zwischendurch. Leicht verdaulich, also mit Fleischpastete gefüllt. Seinem Team-Manager Paul Doswell hat die Aktion weniger geschmeckt: „Ich denke nicht, dass es das beste Licht auf uns geworfen hat.“
Womöglich war es allerdings auch eine PR-Aktion von Shaw. Bei englischen Buchmachern konnten jedenfalls Wetten platziert werden, ob der Pfundskerl etwas isst. Dem Keeper droht nun jedoch ein Nachspiel. Die Kommission für Glücksspiele hat Untersuchungen gegen ihn eingeleitet. Man werde sich anschauen, ob es Unregelmäßigkeiten gegeben habe. Die Quoten lagen bei 8:1.
Klug, wer da nicht mindestens eine Stulle drauf verwettet hat. So oder so. Die Geschichte nimmt ein trauriges Ende. Shaw hat gestern seinen Rücktritt angeboten. Die Vereinschefs haben akzeptiert.
Ein Pfundskerl: Wayne Shaw.