Wachstum braucht Platz – auch auf den Straßen
Wirtschaft Der Regionalausschuss der Industrie- und Handelskammer spricht bei seinem Treffen in Neuburg zentrale Themen an. Zu den nicht ganz so einfachen zählt auch eine gut gemeinte Ausbildungsinitiative
Ein Organismus funktioniert nur, wenn die Nährstoffe hindernisfrei zu den Organen transportiert werden. Und eine Wirtschaft funktioniert nur mit freien Verkehrswegen. Der Ansicht zumindest ist der Regionalausschuss NeuburgSchrobenhausen der Industrie- und Handelskammer, der am Montag bei dem Neuburger Unternehmen Hoffmann Mineral tagte. Die zentralen Themen waren die zweite Donaubrücke für Neuburg, der Ausbau der B16 und die Breite der Datenautobahnen. Den sowohl in der realen wie auch in der digitalen Welt erwartet die IHK mehr Verkehr.
Neuburg brauche eine zweite Donauquerung, ist sich Hartmut Beutler sicher. Der Vorsitzende des IHK-Regionalausschusses aber will auch für seine Heimatstadt Schrobenhausen endlich die lang anvisierte Umgehung. „Wo Wachstum herrscht, muss auch die Verkehrsinfrastruktur angepasst werden.“Und in der Region 10 herrsche enormes Wachstum, so der Manager bei der Bauer AG.
Neuburgs Oberbürgermeister Bernhard Gmehling stellte den Ausschussmitgliedern noch einmal die Planungen der Stadt vor. Und genau bei diesen Planungen müsse man in Vorleistung gehen. „Eine nachträgliche Aufnahme in den Verkehrswegeplan ist nicht möglich. Wir erhalten zwar vom Freistaat und dem Straßenbauamt jede Unterstützung, müssen aber das Projekt in Eigenregie durchziehen.“Das bedeute, so Gmehling, auch ein gewisses Risiko, dass er dem Stadtrat in der nächsten Sitzung so darlegen werde. Denn wenn der Planfeststellungsbeschluss nicht positiv ausfallen sollte, hätte die Stadt schon Millionen für die Planung der Trasse ausgegeben und würde auf diesen Kosten sitzen bleiben.
Auch für die von der IHK gewünschte Streckenänderung der Bundesstraße 16, entlang der Bahnlinie südlich am Burgwaldberg vorbei, gab Gmehling den Rat an die beteiligten Behörden, schnell und restlos die Bedenken der Anwohner
auszuräumen. Nur wenn alle Beteiligten in einem Boot säßen, seien solche Großprojekte letztlich auch durchsetzbar.
Beim Breitbandausbau hat sich vor allem in Neuburg einiges getan. Die Haushalte, die nun mit einer Download-Geschwindigkeit von mindestens 30 Megabit rechnen dürfen, haben sich vervielfacht. In Neuburg-Nord allerdings hakt es noch mit einem schnellen Internetanschluss. Wobei hier die Ursache nicht bei der Stadt, sondern den Anbietern zu suchen sei, die selbstständig entscheiden könnten, wann und wie sie die Datenleitungen ausbauen. Ziel sei ein schnelles Internet auch in allen Stadtteilen bis Ende des Jahres.
Und auch in ganz Bayern wirke sich das Förderprogramm des Freistaates aus, so Johann Freund vom Amt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung in Ingolstadt. Allerdings seien von möglichen Fördergeldern für den Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in Höhe von 13,2 Millionen Euro bisher nur 3,7 Millionen Euro abgerufen worden. Das liege aber auch mit an den Eigeninitiativen von Gemeinden wie Aresing oder Oberhausen. Dennoch: „30 MBit sind inzwischen schon wieder unterstes Limit. Die Anforderungen an die Übertragungsgeschwindigkeiten steigen rasant“, wie auch Hans Laslop, Geschäftsführer des Neuburger Unternehmens data factory, bestätigt. 100 MBit und mehr würden gerade als Standard diskutiert. Und nach oben gibt es anscheinend keine Grenzen mehr.
Eher analog geht es zu in einem anderen Brennpunktbereich, in dem die IHK engagiert ist. Der Integrationspakt, geschlossen 2015, sollte Flüchtlinge in Ausbildung und Arbeit bringen. Nicht so einfach, wie die Unternehmen feststellten. Im Bereich der IHK München und Oberbayern sind es gerade einmal 1500 Personen, die es in eine Ausbildung geschafft haben. Für die Unternehmen gebe es wenig Sicherheit, dass sie die Mitarbeiter auch längerfristig beschäftigen könnten, so Hansjörg Brunhuber, Integrationsberater der IHK.
Aber auch andere Unsicherheiten drängen das Stimmungsbarometer der IHK-Unternehmen aus dem sonnigen Bereich. Obwohl die Hälfte der Unternehmen eine momentan gute Geschäftslage ausweisen, steigt die Unsicherheit für die Zukunft. Trump, Brexit, Italien, Griechenland: So benennen die befragten Unternehmen die Risiken für ihre Absatzmärkte. Außerdem müsse eine Strompreisbremse her, so Robert Obermeier aus der IHK-Geschäftsstelle München. Aufgaben also genug auch für den Regionalausschuss der IHK.