In England
Manchester hat jede Menge Städtetouristen, aber ganz viele von ihnen kommen gar nicht wegen der Stadt. Mit United und City haben gleich zwei der bekanntesten Rasensport-Unternehmen des Landes ihren Sitz hier. Dabei lohnt sich ein Trip nach Manchester auch – oder gerade –, wenn kein Fußballspiel stattfindet. Welche andere Stadt hat in den vergangenen 200 Jahren so extreme Häutungen durchlebt? Die Wiege der Industrialisierung stand hier. Baumwoll-Spinnerei und -Handel brachten das große Geld. Was sie auch brachten waren Elendsquartiere, Kinderarbeit und Ausbeutung von Arbeitsmigranten. Engels verbrachte fast sein ganzes Leben hier. Heute sind in den Warenhäusern und Fabriken der ehemaligen Textilviertel Lofts, Restaurants und Läden. Manchester gilt als heimliche Forschungs- und Kulturhauptstadt. Ihre Geschichte lässt sich, fauchende Dampfmaschinen inklusive, im Museum of Science and Industry nacherleben. Ihr kultureller Reichtum am besten erschmecken, in Chinatown oder, ganz traditionell, im „Marble Arch“(73 Rochdale Road), einer Pub-Institution. Wenn die Kondition reicht, endet der Tag mit einem Konzert in der Albert Hall. Die Methodisten-Kirche stand 40 Jahre leer, bevor sie als Club wiedereröffnet wurde, Orgel und Empore inklusive. Wenn nach einer durchfeierten Nacht die Sonne wieder durch die Kirchenfenster scheint, und die Tanzfläche in milchiges Licht taucht, wankt man müde zurück ins Hotel.