Aufstand der Abgehängten
Die Kultur des Musikhörens ist am Ende. Entscheidend ist allerdings nicht ob, sondern wie Musik gehört wird. In Zeiten von Spotify und I-Tunes muss alles schnell, günstig, sofort und wieder vergessen sein. Es genügt ein virtueller Klick zum Glück.
Während der Fortschritt galoppiert, bleiben Abgehängte zurück. Von der Gesellschaft abgegrenzt, die Stimme verstummt. Relikte aus längst vergangenen Tagen fristen auf den Dachböden aller Welt ihr jämmerliches Dasein. Schallplattenspieler, Discman, Stereoanlagen und CD-Player. Berge von Elektroschrott.
Überzeugte Anhänger der silbernen Scheibe hingegen rotieren im Takt der Musik. Kein Datenberg. Musik zum Greifen, Aussuchen und Genießen. Cover zum Bestaunen: Zu sehen sind zwei Stuntmänner, einer davon steht in Flammen. Ein Coverbild schreibt Musikgeschichte und Pink Floyd gleich mit. Soweit so gut.
Eine friedliche Koexistenz beider Lager schien lange möglich, bis das jähe Ende kam. Während das drahtlose Lager munter weiter klickt, führt der Einzelhandel einen Feldzug gegen den guten alten CDStänder: aus dem Sortiment genommen, fehlende Nachfrage. Von wegen. Das ist ein Affront gegen alle Liebhaber der silbernen Scheibe. Und es kommt noch schlimmer: Vielerorts liegen herrenlose CDStänder am Straßenrand und warten auf ihren letzten Gang zur Mülldeponie. Verwaist und ungeliebt, veredelten sie doch noch bis vor wenigen Jahren die Wohnzimmer der Deutschen. Ärger macht sich breit. Und so wird der Berg größer, die Kluft wächst immer weiter. Der Aufstand der Abgehängten wird kommen.