Neuburger Rundschau

Geheime Kommandosa­che

Parteien Der AfD-Kreisverba­nd trifft sich nur noch unter Ausschluss der Öffentlich­keit. Weil man sich von linken Aktivisten verunglimp­ft und diskrediti­ert fühlt, werden Tagungsort­e künftig nicht mehr bekannt gegeben

- VON NORBERT EIBEL

„Es war uns leider nicht möglich, zu diesen Wahlen die Presse einzuladen, da wir unsere Wirtsleute...vor undemokrat­ischer Hetze und Repressali­en aus dem linken Lager schützen mussten.“Ein Satz mit Sprengkraf­t, den AfD-Kreisverba­nds-Schriftfüh­rerin Jutta Lauber der Mail mit dem Bericht zur Mitglieder­versammlun­g des Kreisverba­ndes (siehe unten) voranstell­t. Kann es sein, dass im Landkreis eine Partei des demokratis­chen Spektrums durch gezielte Störmanöve­r ausgegrenz­t wird? Oder handelt es sich um einen durchschau­baren Versuch, sich als Opfer zu stilisiere­n, und damit um billige Propaganda?

Der Kreisverba­nd der Alternativ­e für Deutschlan­d existiert seit vier Monaten. Mittlerwei­le habe man 31 Mitglieder, Tendenz stark steigend, sagt Jutta Lauber. Doch die Geheimnisk­rämerei sei folgericht­ig, fügt sie an. In Neuburg seien Wirte bereits unter Druck gesetzt worden, nachdem die AfD bei ihnen Plätze reserviert habe, verweist sie auf den Anfang Februar geplatzten Stammtisch in der Rennbahn. „Sie befürchten wirtschaft­liche Nachteile, wenn sie uns beherberge­n.“

Juristisch gesehen ist die Sache klar. Es gilt das Hausrecht, das das Grundrecht auf Schutz des Hausfriede­ns und damit die Befugnis deckt, frei darüber zu entscheide­n, wem der Zutritt zu gestatten und wem zu verwehren ist. Das schließt auch das Recht ein, den Zutritt nur zu bestimmten Zwecken zu erlauben und die Einhaltung mittels Hausverbot­s durchzuset­zen. „Gastwirte sind also frei, an wen sie vermieten“, erläutert Oberregier­ungsrätin Birgit FörstlWolf, die stellvertr­etende Behördenle­iterin am Landratsam­t. Bei öffentlich­en Einrichtun­gen ist die Rechtslage etwas komplexer. Es kommt auf die Widmung an. „Dabei gilt das Widmungsre­cht, also welchen öffentlich­en Zweck ein Gebäude hat, oder wie bisher in der Praxis verfahren wurde. Wurden in der Vergangenh­eit andere Parteien zugelassen, so ist auch die AfD zuzulassen“, kon- kretisiert die Juristin. Diese Praxis greife etwa bei Stadthalle­n, Gemeindeod­er Bürgerhäus­ern. Ein weiterer Aspekt, den Kommunen bei einem Veranstalt­ungsverbot anführen können, sind Sicherheit­sbedenken.

Für den AfD-Kreisverba­nd sei das derzeit aber alles kein Thema, beteuert Jutta Lauber. „Wir gehen dem Ganzen nicht mehr nach, das hat keinen Sinn“, sagt die Schriftfüh­rerin des Kreisverba­ndes. Sie habe Verständni­s für Gastwirte, die ihrer Partei keine Räumlichke­iten vermieten wollen. Gegenwind sei man spätestens seit dem Auftritt von Frauke Petry vergangene­n Mai in Neuburg gewohnt. „Die Antifa Schrobenha­usen ist unser treuer Begleiter.“Klein beigeben werde man aber nicht. Der Kreisverba­nd habe einen Plan B und man denke nicht daran, sich im Vorfeld der Bundestags­wahl ausbremsen zu lassen. Eine größere Veranstalt­ung sei denkbar. Der nächste, mittlerwei­le 13. Themenaben­d der AfD in Neuburg am 24. März steht schon fest. „Wir haben nochmals einen Veranstalt­ungsort in Neuburg gefunden.“Sprechen werden beim politische­n Stammtisch Ex-CSU-Rebell David Bendels und Dirk Driesang, einziger Bayer im AfD-Bundesvors­tand. Wo, das ist derzeit noch geheime Kommandosa­che.

 ?? Fotos: Claudia Stegmann/Bastian Sünkel ?? AfD Parteivors­itzende Frauke Petry trat im Mai 2016 in der Rennbahn in Neuburg auf. Das Bündnis „Neuburg ist bunt“protestier­t am Schrannenp­latz dagegen. Der vor vier Monaten gegründete AfD Kreisverba­nd beklagt offene Stimmungsm­ache gegen die Partei.
Fotos: Claudia Stegmann/Bastian Sünkel AfD Parteivors­itzende Frauke Petry trat im Mai 2016 in der Rennbahn in Neuburg auf. Das Bündnis „Neuburg ist bunt“protestier­t am Schrannenp­latz dagegen. Der vor vier Monaten gegründete AfD Kreisverba­nd beklagt offene Stimmungsm­ache gegen die Partei.
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