50 Jahre an der Orgel
Konzert Gertraud Hüßner begleitet seit 1967 musikalisch die Gottesdienste in Untermaxfeld. Ihr Dienstjubiläum feiert sie am Sonntag nicht alleine
Ein Gottesdienst ohne Orgel – da fehlt einfach etwas! Begleitet doch die Königin der Instrumente mit ihrem vollen Klang den Gesang der Gläubigen und gibt ihnen Halt und Stütze. Eine, die seit 50 Jahren dieses Instrument beherrscht und bei unzähligen Gottesdiensten, Taufen, Hochzeiten und Beerdigungen an Tasten, Manualen und Registern gesessen ist, ist Gertraud Hüßner aus Stengelheim. Ihr „Organistenjubiläum“feiert sie in der evangelisch-lutherischen Kirche Untermaxfeld am Sonntag, 12. März, mit einem Konzertgottesdienst. Das musikalische Programm wurde von ihr und Claudia Spielvogel aus Werken von Franz Schubert, Claude Debussy Georg Stich und Johann Nijs zusammengestellt. Die zwei Frauen gestalten den Konzertgottesdienst zusammen mit Vinzenz Wolf, Petra Grau, Kirchenmusikdirektor Reinhold Meiser und Musikern der Königsmooser Musi.
Gertraud Hüßner hat den Organistendienst quasi in Erbfolge von ihrem Vater Georg Höntze übernommen, der von 1924 bis 1966 Lehrer an der evangelischen Schule in Untermaxfeld war und den Platz an der Orgel seit 1924 innehatte. Von ihrem Vater lernte Gertraud Hüßner mit ihrem Bruder Wolfgang zunächst Klavierspielen, später Akkordeon. Als ihr Vater 1967 erkrankte, musste sie an die Orgel. „Wer Klavier spielen kann, kann auch Orgel spielen“, hieß es damals. Ihre leichten Zweifel, dass sie doch nicht Orgel spielen könne, wurden mit dem Satz „Du machst das schon!“vom Tisch gewischt. Also kletterte sie am 6. März 1967 zum ersten Mal die 20 Stufen zur Empore hinauf und setzte sich mit Pfarrersfrau Hannelore Richter als moralische Stütze auf die Orgelbank. Da- bei hatte ihr Vater sie einst gewarnt: „Kind, fang das ja nicht an, das wirst du nicht mehr los.“Wie es so geht im Leben, fand sie Freude am Orgelspielen, übte viel und bildete sich weiter – und wurde das Amt natürlich nicht mehr los. „Die Kirche fängt pünktlich jeden Sonntagvormittag an, und da fragt dich keiner, ob du magst oder nicht“, sagt die pflichtbewusste Gertraud Hüßner. Von Rudolf Sommer, einem begnadeten Orgelspieler, der von 1985 bis 1996 Pfarrer in Untermaxfeld war, lernte sie die letzten Feinheiten.
Der Start als Organistin war für sie nicht gerade leicht, musste sie doch das sonntägliche Orgelspielen mit den Pflichten einer Mutter von zwei Kindern und der Arbeit einer Landwirtsgattin vereinbaren. Am 30. Mai 1959 hatte sie den Landwirt Siegfried Hüßner geheiratet. Dazu kam, dass sie nicht nur in Untermaxfeld, sondern auch in Karlshuld an der Orgel saß. Wie die evangelischen Pfarrer ihren „Kanzeltausch“haben, hat sie mit Karlshuld den „Orgeltausch“– soll heißen, erst spielt sie in Untermaxfeld, danach in Karlshuld, manchmal auch nur in Untermaxfeld oder nur in Karlshuld. Seit 2005 gibt es mit den Organisten Florian Brummer, Andreas Kramlich und Ursula Seitle einen „Organistenpool“, sodass sie nun im Wechsel an der Orgel sitzen. Seit 2008 spielt sie, wenn Not an der Orgel ist, am Donnerstag auch noch in der Pfarrkirche St. Joseph die Werktagsmesse und bei Beerdigungen.
Ihr Fazit der 50 Jahre an der Orgel: „Spaß hat es doch immer wieder gemacht. Und den wird es auch hoffentlich auch noch einige Zeit machen.“Der Konzertgottesdienst am kommenden Sonntag in der evangelischen Kirche Untermaxfeld beginnt um 19 Uhr. Nach dem Gottesdienst findet zum Ausklang ein Empfang statt.