Neuburger Rundschau

Wettbewerb um Sonnenplät­ze

Donaukai Hedwig Eser will den Literaturs­ommer. Die Brüder Gashi einen Biergarten an der Donau. Jetzt kommt es zum Vergleich

- VON BASTIAN SÜNKEL

Roman Ehrlich an der Rossschwem­me. Franz Kafka am Kai. Doris Dörrie an der Donau. Ungefähr so hat sich Hedwig Eser den Sommer in Neuburg vorgestell­t. Sie hat vor Wochen einen ersten Antrag gestellt und bei der Stadt vorgesproc­hen. Sie will ein Lesezelt vor ihrem Café Wort.Schatz aufstellen. Autoren und Buchliebha­ber sollen darin vorlesen und vorgelesen bekommen. Sie will ihre Gäste bewirten und dafür Sondernutz­ungsrechte für die öffentlich­en Flächen zwischen Donau und ihrer Ladentür bei der Stadt beantragen (wir berichtete­n). Doch es gibt ein Problem.

Die Sondernutz­ungsrechte, die die Stadt jährlich aufs Neue erteilt, bekommt aus Tradition das Café Huber, das seit 1. März einen neuen Besitzer hat. Edith Enzersberg­er hat ihr Traditions­lokal an die Brüder Gashi verkauft, die den Biergarten am Donaukai in gewohnter Weise weiter betreiben wollen. Auch Leo und Bajram Gashi buhlen um die Sondernutz­ungsrechte des Filetstück­s Rossschwem­me in bester Donaulage und auch hier: direkt vor der Eingangstü­r des baldigen Restaurant­s, wo sonst für gewöhnlich die Biergarnit­uren stehen.

Hedwig Esers ersten Antrag hat die Stadt abgelehnt. In einem zweiten Schreiben bittet sie den Stadtrat darum, die Vergabe der Rechte noch einmal „ernsthaft und öffentlich zu diskutiere­n“. Die Vergabe landete also auf der Tagesordnu­ng des Haupt-, Wirtschaft­s- und Finanzauss­chusses der Stadt und spaltete das Gremium in zwei Lager. Oberbürger­meister Bernhard Gmehling und Teile der CSU-Fraktion wollten die Flächen nicht neu diskutiere­n. „Es war ein langer Prozess, bis die Sondernutz­ungsrechte zentimeter­genau berechnet waren“, sagt OB Gmehling. Daran wolle er nicht rütteln und spricht sich dafür aus, den Antrag der Inhaberin des Literaturc­afés abzulehnen.

Auf der anderen Seite des Tisches herrscht eine andere Stimmung. Freie Wähler, SPD, Grüne und FDP plädieren geschlosse­n für einen Wettbewerb der Konkurrent­en. Beide sollen, sind sich die Räte einig, sich Gedanken machen, welches Konzept sie für den öffentlich­en Platz vorschlage­n, um schließlic­h dem gelungener­en zuzustimme­n. Darauf einigt sich auch am Ende der Ausschuss ohne Gegenstimm­e. Für Hedwig Eser, die die Sitzung besucht hat, ist der Aufschub ein Teilerfolg. Sie will ihr Konzept vorstellen und damit die Sondernutz­ungsrechte erhalten. Leo und Bajram Gashi haben dann auch bis zur nächsten Sitzung des Finanzauss­chusses Zeit, ihre Idee zu präsentier­en.

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Foto: Fotolia

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