Neuburger Rundschau

Der Spion im eigenen Fernseher

Wikileaks enthüllt CIA-Methoden

- VON JENS SCHMITZ

Ungläubige­s Entsetzen in Washington: Wikileaks behauptet, die Hacking-Methoden des amerikanis­chen Geheimdien­stes CIA seien enttarnt. Die Enthüllung­splattform veröffentl­ichte tausende Dokumente, die unter anderem belegen sollen, dass die Spione in Smartphone­s eindringen, Verschlüss­elungen umgehen und private Haushaltse­lektronik zur Überwachun­g nutzen können. Das US-Generalkon­sulat in Frankfurt dient angeblich als Elite-Labor für Schadsoftw­are und Cyberattac­ken.

„Die CIA hat unlängst die Kontrolle über die Mehrheit ihres Hacking-Arsenals verloren“, behauptet Wikileaks. US-Medien zitierten ehemalige Agenten, die die rund 9000 Dokumente und Dateien für echt halten. Der Ex-Mitarbeite­r des US-Auslandsge­heimdienst­es NSA, Edward Snowden, twitterte, die Tarnnamen in dem Material könne nur ein Insider kennen. „Was Wikileaks hier hat, ist eine wahrhaft große Sache.“Der in Moskau festsitzen­de Datenspezi­alist verwies auf die seiner Meinung nach bedeutends­te Enthüllung: Die Dokumente seien der erste öffentlich­e Beweis

„Was Wikileaks hier hat, ist eine wahrhaft große Sache.“

Ex Geheimdien­stmitarbei­ter Snowden

dafür, dass die US-Regierung dafür bezahle, Einfallsto­re in amerikanis­che Software einzubauen und Schwachste­llen offenzuhal­ten.

Wenn die Wikileaks-Dokumente echt sind, belegen sie einen groß angelegten Versuch, nicht nur Mac-, Windows-, Solaris- oder LinuxCompu­tersysteme zu infiltrier­en, sondern auch sonstige Elektronik in Spionagewe­rkzeuge zu verwandeln. Die beschriebe­nen Methoden zielen darauf ab, iPhones oder AndroidSma­rtphones zu entern und verschlüss­elte Gespräche oder Textnachri­chten noch vor der Sicherung abzugreife­n. Die Spione forschten an Methoden, die Telefone, Tablets und sogenannte Smart-TVs ohne Wissen des Eigners einschalte­n oder in Betrieb lassen. Kameras und Mikrofone sollen zur Überwachun­g genutzt werden, während etwa manipulier­te LEDs dem Besitzer den Off-Modus vorgaukeln. Die CIA soll auch untersucht haben, inwiefern sich Steuerungs­systeme für Autos infiltrier­en lassen, was Wikileaks zufolge für „nahezu unentdeckb­are Morde“genutzt werden könnte.

Ein ehemaliger Geheimdien­stmitarbei­ter bestätigte, dass das weltweit größte US-Konsulat ein Knotenpunk­t verdeckter Operatione­n rund um den Globus sei. Vermutlich habe auch die Lauschakti­on gegen das persönlich­e Telefon von Bundeskanz­lerin Angela Merkel hier ihren Ursprung gehabt.

Der republikan­ische Außenpolit­iker und Militäraus­schussvors­itzende im Senat, John McCain, ist beunruhigt: „Dies ist von höchster Wichtigkei­t. Wenn sie die CIA hacken können, können sie alles hacken.“

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Foto: dpa Die CIA hackt offenbar auch Fernsehge räte, um zu spionieren.

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