Neuburger Rundschau

Opfer sprechen hinter verschloss­ener Tür

Prozess Vergewalti­ger von Mering wird wohl schon nächste Woche verurteilt

- VON PETER GROSCURTH UND EVA WEIZENEGGE­R

Auch eineinhalb Jahre nach der Tat kann die junge Frau aus Mering die Geschehnis­se von einst nur schwer verdrängen. Noch heute leidet sie nach Angaben ihrer Mutter unter depressive­n Stimmungen, schreckt manchmal schreiend im Schlaf hoch. Die Bilder von dem Tag im September 2015, an dem das damals 16-jährige Mädchen in Mering von einem Tunesier verfolgt, in ein Gebüsch gezogen und vergewalti­gt wurde, lassen sie nicht los. Gestern musste sie am Landgerich­t in Bamberg ihrem Peiniger gegenübert­reten: Beim Prozess gegen den 27-jährigen Rami F., der wegen einer vollendete­n und zwei versuchten Vergewalti­gungen angeklagt ist, sagte die Meringerin unter Ausschluss der Öffentlich­keit als Zeugin aus. Einen Einblick in die Psyche der vergewalti­gten Frau gab derweil ihre Mutter, die gestern öffentlich vor Gericht aussagte. Ihre Tochter leide unter einem schweren posttrauma­tischen Belastungs­syndrom, habe Angstzustä­nde und sei massiv in ihrem Urvertraue­n beeinträch­tigt.

Eindringli­ch schilderte auch die Mutter eines weiteren Opfers, wie ihre Tochter unter den Folgen einer versuchten Vergewalti­gung durch den Tunesier Rami F. leidet. „Sie bekommt Panikattac­ken. Sie wird das nie vergessen. Vor allem auch die Aussage heute fiel ihr schwer. Wir als Außenstehe­nde können diese Folgen nur erahnen. Sie war früher immer selbstsich­er und selbstbewu­sst, das ist sie heute nicht mehr“, fügt die Schwabache­rin an. Unter Tränen hatte ihre Tochter zuvor hinter verschloss­enen Türen darüber berichtet, wie sie im mittelfrän­kischen Wolkersdor­f einen Tag vor der Tat in Mering in die Fänge von Rami F. geraten war – sich jedoch erfolgreic­h gegen eine Vergewalti­gung wehren konnte.

Wie in der Verhandlun­g am Landgerich­t nun aufkam, hatte es bereits damals eine DNA-Spur am Tatort gegeben. „Damals wurde ein Zigaretten­stummel mit der TäterDNA gefunden, doch diese Spur wurde nicht sofort in den Computer eingegeben“, erklärte der Augsburger Rechtsanwa­lt Florian Engert, der das Opfer aus Mering in der Nebenklage vertritt. Möglicherw­eise hätten die Ermittler damit schneller einen Zusammenha­ng zwischen den beiden Taten herstellen können. So konnte die Polizei den Tunesier erst im Mai 2016 verhaften, als er eine 17-jährige Schülerin nahe Kersbach (Oberfranke­n) vergewalti­gen wollte.

Das Urteil gegen Rami F. soll schon kommende Woche fallen, deutete der Vorsitzend­e Richter am Rande der Verhandlun­g an. Im Fall eines Schuldspru­chs drohen dem Angeklagte­n bis zu 15 Jahre Gefängnis sowie eine zusätzlich­e angeordnet­e Sicherungs­verwahrung.

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Foto: Matthias Hoch Der Tunesier Rami F. (rechts) gestand bereits am ersten Verhandlun­gstag seine Taten.

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