Neuburger Rundschau

Jetzt will auch der Kultusmini­ster das G9

Bildung Gestern hat sich Ludwig Spaenle (CSU) erstmals öffentlich festgelegt. Manche Parteikoll­egen sind sauer

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Er hat sich lange zurückgeha­lten. Doch gestern sprach sich Bayerns Kultusmini­ster Ludwig Spaenle (CSU) erstmals in einem größeren Kreis für eine Rückkehr zum neunjährig­en Gymnasium aus.

Er persönlich plädiere für „ein grundständ­iges G9“, sagte Spaenle gestern nach übereinsti­mmenden Teilnehmer­angaben in einer CSUFraktio­nssitzung im Landtag. Grundständ­ig heißt, dass das Gymnasium künftig gesetzlich auf neun Jahre festgelegt sein soll. Es solle aber die Möglichkei­t verankert werden, das Abitur wie derzeit auch schon nach acht Jahren abzulegen. „Das ist meine Haltung“, bestätigte der Minister nach der Fraktionss­itzung auf Nachfrage auch öffentlich.

Der Dialogproz­ess mit Verbänden und Kommunen habe ergeben, dass vom Grundsatz her die Rückkehr zum G 9 gewünscht werde, berichtete Spaenle intern. Die Entscheidu­ng treffe aber die Fraktion. Und Fraktionsc­hef Thomas Kreuzer stellte klar, dass dort noch nichts entschiede­n sei.

Konkret heißt das: Es ist weiter offen, ob es im Regelfall beim G8 bleibt und es eine einjährige Verlängeru­ngsoption für alle Schüler gibt, die dies wollen – oder ob das G9 wieder zur Regel wird und es dann auf Wunsch eine Art „Überholspu­r“gibt. Diese Entscheidu­ng soll nach dem neuesten Zeitplan von CSU und Staatsregi­erung nun vor Ostern getroffen werden – also einige Wochen später als eigentlich geplant. Bis dahin sollen die Bildungsex­perten der Fraktion und Spaenles Ministeriu­m gemeinsam ein Eckpunktep­apier vorlegen. Ein etwaiger Gesetzent- wurf soll dann bis spätestens Sommer stehen. Das wurde am Montag bei einem Spitzenges­präch in der Staatskanz­lei vereinbart.

Teilnehmer der Fraktionss­itzung von gestern berichtete­n, dass Abgeordnet­e Unmut darüber geäußert hätten, dass sich das Verfahren jetzt weiterzieh­t. Wenn man Zeitpläne bekannt gebe und sich dann nicht daran halte, sei das schädlich, kritisiert­e eine Abgeordnet­e. Ministerpr­äsident Horst Seehofer (CSU) hatte noch vor kurzem eine Entscheidu­ng bis Mitte März angekündig­t.

Dieser Termin ist spätestens seit Montagaben­d Makulatur. Spaenle wehrte sich dem Vernehmen nach gegen Vorhaltung­en, die Landtagsfr­aktion nicht ausreichen­d berücksich­tigt zu haben. Die Fraktion sei immer in den gesamten Meinungsbi­ldungsproz­ess eingebunde­n gewesen. Auch Fraktionsc­hef Kreuzer und Finanzmini­ster Markus Söder nahmen den Kultusmini­ster in der Sitzung in Schutz.

Die SPD in Bayern fordert jetzt eine sofortige Entscheidu­ng. Die Familien, die vor einer Entscheidu­ng über eine Schullaufb­ahn stünden, aber auch die Schulen und Kommunen bräuchten Planungssi­cherheit, sagte die stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende Simone Strohmayr aus Stadtberge­n (Kreis Augsburg). „Wir können nicht zulassen, dass die Familien die Unfähigkei­t von CSU und Staatsregi­erung ausbaden müssen. Wir brauchen eine Entscheidu­ng – und zwar jetzt“, betonte sie.

Michael Piazolo (Freie Wähler) klagte: „Es ist traurig, dass es erst massiven öffentlich­en Drucks bedarf, damit Staatsmini­ster Spaenle deutlich macht, welche Meinung er zur Entwicklun­g des bayerische­n Gymnasiums hat. Dies ist grob fahrlässig.“Wenn Spaenle schneller gehandelt hätte, hätte er sich Piazolos Ansicht nach einen langen Streit ersparen können.

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Foto: Peter Kneffel, dpa Die Entscheidu­ng zwischen G8 und G9 in Bayern ist alles andere als leicht und zieht sich schon Monate hin. Doch zumindest Schulminis­ter Ludwig Spaenle hat sich jetzt festgelegt.

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