Ein Altar kehrt zurück
Nationalmuseum restituiert Kunstwerk
Bayern hat einen Klappaltar aus Elfenbein an die Nachfahren des Kölner Unternehmers Ottmar Strauss (1878-1941) zurückgegeben. Das Diptychon mit Szenen aus dem Leben Christi war zuletzt im Bayerischen Nationalmuseum, das die Herkunft des Kunstwerks, wie es in einer Mitteilung des Hauses hieß, auf eigene Initiative hin recherchiert hat. Strauss sei wegen seiner jüdischen Abstammung von den Nationalsozialisten verfolgt worden. Mitte der 1930er Jahre habe sich der Kölner zur Vorbereitung seiner Auswanderung für die Begleichung der sogenannten Reichsfluchtsteuer und anderer diskriminierender Abgaben von seiner Kunstsammlung trennen müssen.
Der Klappaltar mit zwei geschnitzten, durch Scharniere miteinander verbundenen Elfenbeintafeln stammt nach Auskunft des Museums vermutlich aus Frankreich. Ungeklärt ist jedoch, ob das Werk bereits im 14. oder erst im 19. Jahrhundert entstand. Die Tafeln zeigen Szenen der Geburt, Anbetung, Kreuzigung und Grablegung Christi. Ins Nationalmuseum kam der Klappaltar 1990 mit dem Erwerb der Sammlung von Fritz Thyssen. Der hatte das Kunstwerk vermutlich direkt von Strauss gekauft, denn Thyssen war der Besitzer, als der Altar im September 1939 zugunsten des preußischen Staates beschlagnahmt wurde. Das Relief gelangte zunächst ins Essener FolkwangMuseum und wurde nach dem Krieg an Thyssen zurückgegeben.
Bayerns Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle (CSU) wertete die Rückgabe als Beleg für die intensive Provenienzrecherche der staatlichen Sammlungen und Museen im Freistaat. Dadurch könnten in der NSDiktatur unrechtmäßig entzogene Kunstwerke ausfindig gemacht und zurückgegeben oder andere Lösungen für eine Wiedergutmachung erzielt werden. „Wir werden in unseren Anstrengungen nicht nachlassen“, betonte Spaenle. (kna)