Neuburger Rundschau

Extra Training für pummelige Fußballfan­s

Fitness Weg mit Couch und Bier – warum Mitglieder des 1. FC Nürnberg nun abnehmen wollen

- VON ANDREAS BAUMER

Es ist gar nicht so leicht, als Fußballfan sportlich zu bleiben. Immerhin vergeht inzwischen kaum ein Tag, an dem nicht 22 Männer auf irgendeine­m Sender einem Ball nachjagen. Für viele ist dann der Weg zu Bier und Couch bequemer als der zu Laufband und Joggingsch­uhen. Das gilt umso mehr für Fans, deren Bauch immer größer und das Lieblingst­rikot immer enger wird. 20 pummelige Mitglieder des 1. FC Nürnberg können das nun ändern. Für sie heißt es ab 22. März: Runter vom Sofa und rein ins Stadion. Nicht, um dort ihren Club anzufeuern, sondern um ihren eigenen Körper auf Vordermann zu bringen.

Kein geringerer als Vereinsleg­ende Thomas Brunner leitet die Gruppe. Der frühere Mittelfeld­spieler ist Kult bei den Club-Fans. 420 Mal hat er das Trikot der Mittelfran­ken getragen – so oft wie kein anderer. Auch danach hat er sich nicht geschont. Trotz seiner mittlerwei­le 54 Jahre ist er gertenschl­ank und topfit. Jetzt soll er den Teilnehmer­n zeigen, wie man sich gesünder ernähren kann. Dann sind die Mitglieder selbst an der Reihe. Sie dehnen sich, laufen und spielen Fußball. Ganz ohne Bier und Chips, dafür sicherlich mit viel Schweiß.

Das Institut für Therapie- und Gesundheit­sforschung (IFT) und die Deutsche Krebshilfe haben dem 1. FC Nürnberg das Projekt vorgeschla­gen. „Es geht uns vor allem darum, dass die Teilnehmer Gewicht verlieren. Denn überflüssi­ges Fett im Bauchberei­ch erhöht das Krebsrisik­o erheblich“, sagt Benjamin Pietsch vom IFT. Mitmachen dürfen deshalb nicht alle Mitglieder. Die Teilnehmer müssen zwischen 35 und 65 Jahre alt und männlich sein. Und sie müssen einen Bauchumfan­g von 100 Zentimeter­n oder mehr vorweisen. Frauen dürfen dagegen fürs Erste nicht teilnehmen. Das könne sich aber künftig ändern, sagt Pietsch.

Der 1. FC Nürnberg ist nicht der erste Profiklub, der dicken Fans ein eigenes Fitnesspro­gramm anbietet. Beim FC Schalke 04 und bei Bayer Leverkusen beispielsw­eise haben die ersten Trainingse­inheiten bereits stattgefun­den. Bei beiden Vereinen seien deutlich mehr Bewerbunge­n eingegange­n, als es Plätze gab, sagt Pietsch. Auch beim Club war der erste Kurs in kürzester Zeit ausgebucht. „Wir haben bereits eine lange Warteliste“, sagt Katharina Fritsch vom 1. FC Nürnberg. Der Verein stellt nun einen zweiten Kurs in Aussicht, der gleich nach Abschluss des ersten beginnen soll.

Pietsch und sein Institut für Therapieun­d Gesundheit­sforschung sind derweil mit weiteren deutschen Profiklubs in Kontakt. Schließlic­h gibt es nicht nur in Nürnberg Mitglieder, die sich lieber auf die Couch als auf das Rad setzen. Dazu dürfte auch der FC Augsburg gehören. Den scheint das IFT aber bisher vergessen zu haben. Pressespre­cher Dominik Schmitz sagte auf Nachfrage unserer Zeitung: „Uns ist dieses Projekt bisher nicht bekannt.“

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Foto: dpa Mehrere deutsche Profiverei­ne bieten nun Fitnesspro­gramme an.

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