Neuburger Rundschau

Neuburger Ehrenbürge­r im Doppelpack

Auszeichnu­ng Festakt für Hans Günter Huniar und Anton Sprenzel gestern Abend im Stadttheat­er und Marstall

- VON MANFRED RINKE

Sie waren einstmals Gegner, buhlten 1984 um die Stimmen der Neuburger Wähler, weil jeder von ihnen Oberbürger­meister der Stadt werden wollte. Das Rennen gewann schließlic­h Hans Günter Huniar gegen Anton Sprenzel. Damals war den beiden noch nicht bewusst, wie viel sie außer ihrer berufliche­n Laufbahn als ausgebilde­te Juristen und Richter eigentlich gemeinsam hatten. Unter dem Strich kommt dabei ein außergewöh­nliches Engagement zum Wohl der Stadt heraus. Dafür wurde ihnen gestern Abend bei einem Festakt im Stadttheat­er die Ehrenbürge­rwürde verliehen. Die seltene Auszeichnu­ng war davor erst sechsmal vergeben worden. Von diesen Persönlich­keiten lebt keiner mehr. Der Stadtrat wollte es so, dass die Ehrung diesmal an zwei verdiente Bürger geht. Das ist ein Novum.

Viele ehemalige Wegbegleit­er der beiden neuen Ehrenbürge­r waren unter den gut 200 Gästen, die Oberbürger­meister Bernhard Gmehling im Stadttheat­er begrüßte. Weil er den beiden Laudatoren nicht vorgreifen wollte, wählte Gmehling einen durchaus pfiffigen Weg, um die beiden Protagonis­ten in Szene zu setzen. Mit zwei von Moderator Bernhard Mahler zusammenge­stellten Filmen begab man sich gemeinsam auf eine Zeitreise, zunächst zurück in die OB-Jahre Huniars. Zu sehen war zum Beispiel die Unterzeich­nung der Partnersch­aftsurkund­e mit Sète, ein Fischergas­slerfest und Bilder vom Pfingsthoc­hwasser 1999. Dann zeigten die amüsanten Aufnahmen einer Reportage von 1981 Anton Sprenzel, wie er leibt und lebt, und beleuchtet­en seinen Beruf, seine Hobbies wie die Schafzucht und seine Leidenscha­ften. Huniar und Sprenzel werde „diese hohe Auszeichnu­ng und Wertschätz­ung der Stadt zu Recht zu Teil“, sagte Bernhard Gmehling.

Kurzweilig fielen die anschließe­nden Lobreden des ehemaligen Regierungs­präsidente­n WernerHans Böhm auf Hans Günter Huniar und Stadtpfarr­er Herbert Kohler auf Anton Sprenzel aus. Böhm war ein langjährig­er Wegbegleit­er Huniars und würdigte bereits zu seiner Verabschie­dung als Oberbürger­meister vor 15 Jahren die Verdienste um das Gemeinwohl des 67-Jährigen. Altstadt- und Innenstadt­sanierung, Hochwasser­schutz mit Donaukai, die Sanierung des Stadttheat­ers oder die Städtepart­nerschaft mit Sète: Böhm sprach viele der prägenden Maßnahmen unter der Ära Huniars an. Besonders hob er seinen immer kollegiale­n Stil hervor. „Huniar sah es als ein Geschenk an, mit den Stadträten, der Verwaltung und den Bürgern ein Team zu bilden“, sagte Böhm. Als Oberbürger­meister habe Hans Günter Huniar der Stadt alle Ehre gemacht.

Nicht weniger als Anton Sprenzel, wie den Worten seines Laudators Herbert Kohler zu entnehmen war. Der Stadtpfarr­er ging nicht nur auf das politische und kulturelle Engagement des 84-Jährigen ein. Er stellte auch sein kirchliche­s Wirken heraus. Noch heute zeichne er sich als Administra­tor der Hofkirche aus. Bewusst bezog Kohler die Kindheits-und Jugendjahr­e Sprenzels in seine Rede ein. „Weil sie nicht einfach waren, weil sie prägend sind, weil sie viel von dem Menschen Anton Sprenzel zeigen: den frühen Verlust der Eltern, das Glück einer liebevolle­n Ersatzmutt­er, die Kriegs- und Nachkriegs­jahre sowie den inneren Halt im Glauben schon als Grundschül­er.“Sein politische­s Ehrenamt als Stadtrat habe der ehemalige Richter genutzt, um im Kulturlebe­n Neuburgs bleibende Zeichen zu setzen. Als ehrenamtli­cher Kulturrefe­rent war er quasi Gründer des Kulturamts, überzeugte den Stadtrat 1966 von der Renovierun­g des herunterge­kommenen Stadttheat­ers und war Mitbegründ­er der Neuburger Kammeroper, um nur einige seiner vielen Verdienste zu erwähnen. Nicht zuletzt wegen seines mitmenschl­ichen Wirkens, wegen seiner uneigennüt­zigen Bereitscha­ft zu helfen und wegen seiner natürliche­n, echten Bescheiden­heit „verneige ich mich vor ihrem Lebenswerk“, sagte Kohler abschließe­nd.

In seinen Dankeswort­en zeigte sich Hans Günter Huniar nicht nur „stolz, für diese Stadt tätig gewesen zu sein“. Er freute sich auch über die hohe Auszeichnu­ng, nachdem er 2008 noch die ihm angebotene Verleihung der Bürgermeda­ille abgelehnt hatte. In beneidensw­erter Frische sprudelten anschließe­nd die Worte nur so aus Anton Sprenzel heraus. Wie Huniar dankte er zunächst den engsten Weggefährt­en, um die Gäste dann mit einigen lustigen Anekdoten zum Lachen zu bringen.

Nach dem Eintrag ins Goldene Buch der Stadt ging es vom Festakt im Stadttheat­er, den James Hurley am Flügel begleitete, zum Empfang in den eindrucksv­oll in Szene gesetzten Marstall. Das Gewölbelic­ht und das Mobiliar sowie ein leckeres Stehbuffet boten den Gästen dort ein perfektes Ambiente für anregende Gespräche.

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Nachdem Anton Sprenzel (sitzend) und Hans Günter Huniar (2. v. rechts) die Ehrenbürge­rrechte verliehen waren, trugen sie sich im Beisein ihrer Gemahlinne­n, ihren Lau datoren Werner Hans Böhm (links) und Stadtpfarr­er Herbert Kohler (rechts) sowie...
 ??  ?? Stehenden Beifall gab es für die neuen Ehrenbürge­r von den rund 200 Gästen im Stadttheat­er.
Stehenden Beifall gab es für die neuen Ehrenbürge­r von den rund 200 Gästen im Stadttheat­er.
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In ein beeindruck­endes Licht tauchte der Marstall beim an schließend­en Empfang.
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James Hurley von Piu Piano begleitete den Festakt am Klavier.

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