Schlägerei zur EM: Es gibt kein Verfahren
Gewalt Die Staatsanwaltschaft verzichtet auf die Anklage nach dem Streit am Huber-Eck
Am 2. Juli 2016 war die Euphorie groß in ganz Deutschland. Die Fußballfans feierten eine Nacht lang den Sieg der deutschen Mannschaft gegen Italien bei der Europameisterschaft. Ein friedlicher Abend, bis auf einen Fall, der die Polizei in Neuburg und später die Staatsanwaltschaft in Ingolstadt monatelang beschäftigte.
Am Huber-Eck unweit der Elisenbrücke ereignete sich eine Bluttat. Mit seiner Familie verbrachte ein damals 46 Jahre alter Mann einen langen Fußballabend in der Neuburger Innenstadt. Erst waren Vater, Mutter und Sohn beim Public Viewing auf dem Schrannenplatz, anschließend in Neuburger Lokalen unterwegs. Auf dem Heimweg gegen 4.40 Uhr trafen sie auf vier junge Männer. Es kam zum Streit. Die lange EM-Nacht endete für den Familienvater in den Kliniken St. Elisabeth. Er trug einen Nasenbeinbruch und eine Gehirnerschütterung aus dem Konflikt davon.
Einen Tag nach dem Vorfall gab die Polizei bekannt, dass nach Fußballfans gefahndet wird. Der Streit sei durch die Frage eskaliert, welchem Fanlager im Vereinsfußball die Familie angehöre. Vater und Sohn haben bei dem Vorfall eingeräumt, dass sie beide Fans des FC Bayern München seien. Nach Informationen unserer Zeitung führte die Spur ins Fanlager des TSV 1860 München. Die Polizei nahm kurz nach der Tat vier Jugendliche und junge Männer im Alter von 16 bis 20 Jahren fest und der Fall wurde der Staatsanwaltschaft Ingolstadt übergeben.
Nun ist bekannt: Es wird kein Verfahren gegen die mutmaßlichen Schläger geben. Es ist ebenso denkbar, dass sich der Vorfall anders abgespielt hat, als die Beteiligten in ihren Aussagen behauptet haben. Der Sprecher der Staatsanwaltschaft, Nicolas Kaczynski, erklärt am Telefon, dass im Laufe der Ermittlungen „divergierende Aussagen“zum Vorschein kamen. Das heißt: Die Staatsanwaltschaft hat Zweifel daran, ob sich die Geschichte tatsächlich so zugetragen hat, wie das Opfer behauptet. Die vermeintlichen Schläger haben außerdem bei der Polizei Neuburg eine Gegenanzeige gestellt, bestätigt der stellvertretende Dienststellenleiter Hubert Scharpf auf Nachfrage unserer Zeitung.
Staatsanwalt Kaczynski erklärt: „Man hat wohl herausgefunden, dass es szenetypische Sticheleien gab.“Wer angefangen, wer als erster zugeschlagen und wer sich nur verteidigt hat, lässt sich nach Ansicht der Staatsanwaltschaft nicht eindeutig klären. Neutrale Zeugen, die den Fall in einer Richtung bestätigen oder widerlegen können, fehlen. Damit lasse sich nicht feststellen, ob ein „rechtswidriger Angriff“vorliege, sagt Kaczynski. Zur Aussage der vermeintlichen Angreifer wollten weder die Polizei noch die Staatsanwaltschaft nähere Angaben machen.