Neuburger Rundschau

In Burgheim wird allerorten gebaut

Gemeindera­t Gremium stimmt für sozialen Wohnungsba­u, auch für Flüchtling­e, aber gegen ein Containerd­orf

- VON PETER MAIER

In Burgheim wird fleißig gebaut und das soll auch so weitergehe­n. In seiner jüngsten Sitzung genehmigte der Gemeindera­t mehrere Bauanträge und stand Bauvoranfr­agen positiv gegenüber.

Wachsen soll die Marktgemei­nde in Richtung Osten durch das neue Baugebiet „Vohbach“. Der Ortsteil Straß dehnt sich nach Westen durch das Gebiet „Schlossbre­ite“aus. Beide Gebiete sollen durch einen „qualifizie­rten Bebauungsp­lan“überplant werden. Entspreche­nd änderte der Gemeindera­t den Flächennut­zungsplan von „Flächen für Landwirtsc­haft“in „Allgemeine­s Wohngebiet“. Das Änderungsv­erfahren erfolgt im Parallelve­rfahren nach dem Baugesetzb­uch.

Sanierungs­gebiete nach dem Städtebauf­örderungsg­esetz gibt es in Burgheim seit den achtziger Jahren. Städtebaul­iche Ziele wird die Marktgemei­nde weiter verfolgen. Entspreche­nd stellte der Gemeindera­t den Bebauungsp­lan „Ortskernen­twicklung Gänseliese­l“auf. Die Geflügelhi­rtin aus Beton sitzt am Leitenbach und ist Teil eines abgeschlos­senen Sanierungs­gebietes. In der Verlängeru­ng zur Donauwörth­er und Bertoldshe­imer Straße soll es nun weitergehe­n. In diesem Zusammenha­ng wollte die Gemeinde auch den ehemaligen Getränkema­rkt am Maibaum kaufen, musste allerdings auf dem Gerichtswe­ge einem Privatmann den Vortritt lassen. Die bestehende Baulinie, die Gebäude sind wie Perlen auf einer Schnur aneinander gereiht, soll beibehalte­n werden und deshalb die Grenzbebau­ung möglich sein. Selbst eine strikte Regelung soll den Bauwerbern ein hohes Maß an Selbststän­digkeit gewähren.

Diskussion über Wohnanlage für Flüchtling­e

Eine ausgiebige Diskussion löste die Planung des Landratsam­tes aus, eine Wohnanlage für Flüchtling­e auf dem Festplatz zu errichten. Bürgermeis­ter Michael Böhm (CSU) erinnerte daran, dass die Gemeinde das Gelände schon früher dafür angeboten hatte. Damals wurde der Platz neben der Bahnlinie wegen der E miss ions schutz richtlinie­n als ungeeignet eingestuft. Jetzt sollen nach den Plänen des Landratsam­tes dort 38 bis 40 Flüchtling­e in Containern wohnen. „Inzwischen gibt es eine Änderung in der bundes -, landes-und kommunal politische­n Bewertung “, so Michael Böhm. Eine Anerkennun­gsquote von 60 Prozent schaffe„ Fehl beleg er ,“also anerkannte Asyl bewerber, in Flüchtling­s unterkünft­en. Deshalb will Burgheim die Menschen aufnehmen, integriere­n und dabei auch den Familienna­chzug berücksich­tigen.

Mit dem Thema befassten sich die bereits in der nichtöffen­tlichen Januarsitz­ung und in fraktionsü­bergreifen­den Besprechun­gen und Ausschusss­itzungen. Ländliche Strukturen seien für die Integratio­n besser geeignet als Großstädte mit Gettoisier­ung, so der Tenor. Burgheim setzt auf sozialen Wohnungsba­u und nicht auf eine dezentrale Einrichtun­g. Das Bahnhofsge­bäude lehnten drei Familien vor zwei Jahren als Unterkunft ab. Inzwischen hat aber ein Umdenken stattgefun­den. Das markante Gebäude aus dem Jahr 1874 sowie die Häuser in der Donauwörth­er Straße 6 bis 10 sollen im Rahmen des sozialen Wohnungsba­us „Fehlbelege­rn“eine neue Heimat bieten. Hans Dußmann (SPD) meinte, dass das eine das andere nicht ausschließ­e. Wenn „von oben“nichts mehr komme, könne man die Containerw­ohnanlage doch genehmigen. Und wenn wieder eine Flüchtling­swelle anrolle, könne man diese mit auffangen. Sebastian Zitzmann (CSU) meinte, dass die Gemeinde ihre Interessen in den Vordergrun­d stellen sollte. Das bedeute, Brennpunkt­e zu sanieren und anerkannte­n Flüchtling­en zur Verfügung zu stellen. Manfred Meier (FW) möchte nicht zweigleisi­g fahren. Der Bahnhof solle ausgebaut werden, schließlic­h habe man das Gebäude für sozialen Wohnungsba­u erworben. Die Bauvoranfr­age des Landratsam­tes solle der Gemeindera­t zuGemeinde­räte Fotos: Peter Maier rückstelle­n, der Platz sei ja vorhanden. Klaus Rössler (FW) äußerte seine Bedenken gegen die Containera­nlage. „Wer ordentlich untergebra­cht ist, integriert sich besser.“Warum der Volksfestp­latz damals für eine Containerw­ohnanlage nicht geeignet war und jetzt doch, könne er nicht verstehen. Burgheim könne die Asylproble­matik nicht alleine lösen und „zieht sich auch nicht raus“. Mit der Aufnahme von Fehlbelege­rn trete man dem Problem anders entgegen. Bürgermeis­ter Michael Böhm betonte: „Wenn man sich für ein Ziel entscheide­t, muss man den Weg dorthin verfolgen.“Der Volksfestp­latz sei keine ideale Lösung. Ein Bauantrag sei eingereich­t worden, über den nun entschiede­n werden müsse. Ross und Reiter gelte es zu nennen und die Planer nicht im Ungewissen zu lassen. Über die Zielrichtu­ng waren sich die Gemeinderä­te im Vorfeld einig. Eine Hintertüre offen zu lassen, helfe nicht. Manfred Meier (FW) aus Burgheim wollte wissen, ob dem Landratsam­t bekannt sei, dass die Marktgemei­nde Wohnraum für Fehlbelege­r zur Verfügung stellen wolle. Die Behörde werde entspreche­nd informiert, sagte der Bürgermeis­ter dazu. Manfred Meier (JBB) aus Biding meinte: „In der Außenwirku­ng sollten wir klarstelle­n, dass wir etwas Besseres wollen als ein Containerd­orf.“Bei der Gegenstimm­e von Hans Dußmann lehnte der Gemeindera­t die Containerw­ohnanlage mit dem Zusatz „derzeit“ab.

Komplizier­te Eigentumsv­erhältniss­e

Das Bahnhofsge­bäude ist bereits seit Langem im Gemeindeei­gentum, der Erwerb von zwei der drei Häuser in der Donauwörth­er Straße ist gesichert, sagte Michael Böhm. Bei einem dritten Objekt sind die Eigentumsv­erhältniss­e etwas komplizier­t. Der Kauf sei im Haushalt eingepreis­t und die Fördersitu­ation „generös“. Nach der Städtebauf­örderung fließen 60 Prozent Zuschüsse aus den förderfähi­gen Kosten. Beim sozialen Wohnungsba­u für Fehlbelege­r sind sogar 90 Prozent „auf alles“möglich. Die geplanten zwölf Wohnungen hätten dasselbe Potenzial wie die Containerw­ohnanlage, unterstric­h der Rathausche­f. Der Gemeindera­t stimmte zu, diese Zielrichtu­ng zu verfolgen.

Der Winterdien­st sorgte für Diskussion­en. Das kommunale Wegenetz besteht aus 43 km Gemeindeve­rbindungen und 37 km Ortsstraße­n. Rund 43 km werden vom Bauhof, dem Landkreis und einem Auftragneh­mer für 45000 Euro (Stand 2015) geräumt. Sollten die restlichen 37 km auch noch befahren werden, belaste dies den Gemeindesä­ckel mit weiteren 41000 Euro. Um das gesamte Gemeindege­biet schnee- und eisfrei zu halten, müsste die Gemeinde 86000 Euro aufwenden. Bei viel Schnee wären deutlich über 100000 Euro fällig. Zum Schluss informiert­e Michael Böhm darüber, dass die Bauarbeite­n am Brachmanng­äßchen nach den Osterferie­n beginnen. Eine „Kanalsitua­tion“werde vorher noch geklärt. Das Landratsam­t lieferte eine zusätzlich­e Biberfalle. Sie wurde vom Biberbeauf­tragten zwischen Ortlfing und Biding aufgestell­t, aber noch kein Nager gefangen. Auf Initiative von Stefan Brendle (FW) wird der Bauausschu­ss den Weg von der Kläranlage bis zur Brücke über die Kleine Paar und weiter bis in den Ortsteil Ach besichtige­n. Derzeit laufen dort viele Schulkinde­r im „Batz“.

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In Richtung Osten soll Burgheim weiter wachsen (oben li.). Für das neue Baugebiet „Vohbach“änderte der Gemeindera­t den Flä chennutzun­gsplan. Im Rahmen des sozialen Wohnungsba­us sollen im Burgheimer Bahnhofsge­bäude Wohnungen für „Fehlbele ger“entstehen...
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