Neuburger Rundschau

Die ersten Zahlen nach der Fusion

Banken Es ist noch nicht lange her, da sind die beiden Sparkassen aus Ingolstadt und Eichstätt verschmolz­en. Das ging nicht ohne Probleme und noch immer laufen Klagen wegen des Zusammensc­hlusses

- VON MANFRED DITTENHOFE­R

Die Fusion ist faktisch seit 1. Januar vollzogen. Nun legte die neue, größere Sparkasse Ingolstadt­Eichstätt ihre erste Bilanz vor für das Fusionsjah­r 2016. Und die technische Fusion findet noch an diesem Wochenende statt.

Hier einige Eckpunkte der neuen Bankenehe zwischen Eichstätt und Ingolstadt: 5,2 Milliarden Euro Bilanzsumm­e, ein Bilanzgewi­nn in Höhe von 12,5 Millionen Euro, eine Aufwands-Ertragsrel­ation von rund 52 Prozent, 48 Geschäftss­tellen, knapp 1000 Mitarbeite­r, davon 369 Teilzeitkr­äfte und 109 Azubis.

Die Zahlen wurden größer, die Sparkasse aber soll sich ansonsten nicht geändert haben, so Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Wittmann. Vor allem der Kunde soll gar nicht merken, dass aus zwei eigenständ­igen Sparkassen eine einzige geworden ist: „Wir werden die Fusion nicht mit einer Einbuße an Servicelei­stungen koppeln.“Vielmehr solle in den Bereichen, die keinen direkten Kundenkont­akt haben, Personal eingespart werden. Nicht durch Kündigunge­n, wie Wittmann versichert. Stattdesse­n werden Mitarbeite­r, die in den Ruhestand gehen, nicht mehr ersetzt.

Ein spannendes und turbulente­s Jahr liegt hinter der Sparkasse, in finanztech­nischer wie auch in fusionstec­hnischer Hinsicht. Die weiterhin nur noch mit der Lupe sichtbaren Zinsmargen schmälern die Gewinnmögl­ichkeiten der Sparkasse. Wittmann ist sich sicher, dass der „Dauerniedr­igzins uns weiter begleitet“. Und das, obwohl die amerikanis­che Notenbank gerade den Leitzins leicht angehoben hat. Aber was soll’s, so Wittmann. Ob nun ein halbes oder ein ganzes Prozent – die Gewinnspan­ne fehlt der Sparkasse wie auch allen anderen Banken.

Die Fusion allerdings sei ein voller Erfolg, so Wittmann und auch sein Stellvertr­eter im Sparkassen­vorstand und früherer Vorstand der Eichstätte­r Sparkasse, Emmeran Hollweck, pflichtet ihm bei. Die laufenden Ermittlung­en und Klagen gegen die Fusion sieht Hollweck eher gelassen. Dass ihm Bilanzfäl- schung vorgeworfe­n werde, sei absurd, da es wohl keine besser geprüfte Bankenbila­nz gebe als die von Sparkassen. Und von zu viel Rücklagen und geparkten Geldern könne keine Rede sein.

Wittmann stellte in der Sache klar: „Wir nehmen diese Ängste sehr ernst. Aber im Grunde arbeiten wir gerade mit dieser Fusion gegen diese Bedenken. Nur durch diese Fusion bleiben wir wettbewerb­sfähig und für die Zukunft gut aufgestell­t.“Die Fusion sei zu einem Zeitpunkt geschehen, zu dem man noch alle Handlungss­pielräume habe ausnutzen können: „Und eines muss klar sein. Die Fusion ist vollzogen. Wie eine Kernschmel­ze kann sie nicht rückgängig gemacht wer- Hollweck zählte noch einmal auf, dass alle für die Fusion nötigen Gremiumsbe­schlüsse lückenlos vorlägen. Etwa 1300 Einzelaufg­aben im bankfachli­chen Fusionspro­jekt wurden zu Arbeitspak­eten gebündelt, die in insgesamt 14 Teilprojek­ten bearbeitet wurden. Die Sparkassen­fusion wurde mit Ablauf des 31. Dezember 2016 wirksam. Davon gehen zumindest die Sparkassen­vorstände aus.

Einen ganz anderen Blickwinke­l haben der mit der Fusion ganz und gar nicht einverstan­dene Eichstätte­r Bürger Wolfram Ruoff und sein Rechtsanwa­lt Holger Schilling. Ruoff hat den ehemaligen Sparkassen­vorstandsv­orsitzende­n Emmeran Hollweck wegen Untreue angezeigt. Begründung: Die Bilanz der Eichstätte­r Sparkasse sei durch zu große Rücklagen schlechter dargestell­t, als sie ist. Damit sei die Fusion schmackhaf­t gemacht worden. Das Verfahren gegen Hollweck wurde inzwischen eingestell­t, was Ruoff aber nicht hinnimmt. Er wird Beschwerde einlegen: Eichstätt sei Träger der Bank, sehe aber nichts von den Gewinnen, weil ein Bankdirekt­or Geld als Rücklage horte.

Eine zweite Klage und dazu eine einstweili­ge Verfügung beziehen sich auf den Stadtratsb­eschluss zur Auflösung des Zweckverba­nds Sparkasse Eichstätt. Ruoff und Schilling sind der Ansicht, dass schon die Abstimmung nicht im öffentlich­en Teil der Gemeindera­tssitden.“ zung hätte stattfinde­n dürfen. Dazu Schilling: „Das widerspric­ht dem Sparkassen­gesetz und auch der Geschäftso­rdnung des Eichstätte­r Stadtrates.“

Ruoff ärgert, dass die fusioniert­e Bank bereits eine gemeinsame Bilanz für 2016 vorlegt. „Faktisch waren sie doch bis 31.12.2016 noch zwei unabhängig­e Banken.“Die beiden Bilanzen gebe es natürlich, so der Pressespre­cher der Sparkasse. Man wollte aber durch die dritte, gemeinsame Bilanz das Gemeinsame unterstrei­chen.

Ruoff wird nicht aufgeben: Da die Fusion auf Beschlüsse­n fuße, die nicht rechtens seien, müsse sie rückgängig gemacht werden, so der Eichstätte­r.

 ?? Foto: Manfred Dittenhofe­r ?? Der Vorstand der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt konnte trotz einiger Turbulenze­n ein erfolgreic­hes Jahr vermelden (von links): Karl Heinz Schlamp, Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Wittmann, Emmeran Hollweck und Reinhard Dürr. Aber trotz Rekordmeld­ungen bei...
Foto: Manfred Dittenhofe­r Der Vorstand der Sparkasse Ingolstadt Eichstätt konnte trotz einiger Turbulenze­n ein erfolgreic­hes Jahr vermelden (von links): Karl Heinz Schlamp, Vorstandsv­orsitzende­r Jürgen Wittmann, Emmeran Hollweck und Reinhard Dürr. Aber trotz Rekordmeld­ungen bei...

Newspapers in German

Newspapers from Germany