Was die Bayern und Mercedes verbindet
Die nächste Saison in der Fußball-Bundesliga wird die beste, tollste und spektakulärste aller Zeiten. Sagen die Werbefachleute immer und immer wieder. Geschenkt, dass sich die Spannung auf die Plätze zwei bis 18 reduziert. Wer sein Geld im Wettbüro auf den FC Bayern setzt, kann es genauso gut zur Sparkasse tragen. In beiden Fällen zahlt man drauf. Was der FC Bayern für die Bundesliga ist, ist seit Jahren Mercedes in der Formel 1. Von 59 Rennen der vergangenen drei Weltmeisterschaften gewannen die Silberpfeile 51.
Doch jetzt soll alles besser, satter, dicker werden. Um die Formel 1 attraktiver zu machen und auch um dem eintönigen Treiben an der Spitze Einhalt zu gebieten, verordneten die obersten Hüter der Formel 1 neue Regeln. Der PS-Zirkus braucht mehr Nervenkitzel, mehr Abwechslung und mehr Chancengleichheit, um sich im weltweiten Wettbewerb um Fans und Sponsoren behaupten zu können. Die größte Reform seit vielen Jahren soll die Formel 1 spektakulärer machen und die Piloten herausfordern. Statt nur Knöpfchen am Lenkrad zu drücken und den Befehlen des Renningenieurs zu gehorchen, sollen Mut und Präzision über Sieg oder Niederlage entscheiden. Der Fahrer soll wieder fahren.
Die Autos sind breiter, flacher und pro Runde zwischen drei und fünf Sekunden schneller. Auch durch die deutlich breiteren Reifen wirken die Boliden „maskuliner“, wie der Deutsche Nico Hülkenberg sagt.
Doch wer nun glaubt, dass plötzlich Force India die Platzhirsche von Mercedes, Ferrari oder Red Bull versägt, wird sich täuschen. Die Erfahrungen aus den Regel-Revolutionen der vergangenen Jahrzehnte zeigen: Die Teams mit den besten Ingenieuren und dem meisten Geld haben auch danach wieder die Fahrzeugnase vorne.
Und doch wird 2017 eine ganz spezielle Saison. Nach vier Jahrzehnten an der Spitze der Rennserie wurde Bernie Ecclestone entmachtet. Ein Formel-1-Rennen ohne den kleinen Briten mit dem gestärkten weißen Hemd in der Boxengasse ist wie Cindy ohne Bert, wie Ostern ohne Hase – einfach unvorstellbar. Vielleicht beginnt am Sonntag in Melbourne doch die spektakulärste Formel-1-Saison aller Zeiten.