Neuburger Rundschau

Biber und andere dumme Fehlwürfe

Kreistag blickt in die Gelbe Tonne

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Im Fachjargon heißt es tatsächlic­h intelligen­te und dumme Fehlwürfe. Wobei bei Letzteren durchaus Boshaftigk­eit unterstell­t werden darf. Die Gelbe Tonne ist das Fachgebiet von Johannes Vollnhals. Auf der jüngsten Kreistagss­itzung beantworte­te der Leiter der Landkreisb­etriebe die komplexe Frage: Was gehört dort hinein und was nicht?

Angestoßen hatte das Müllthema Rudolf Peterke, der im Sitzungssa­al keinen Hehl daraus machte, dass er ein Verfechter des alten, 2012 aufgegeben­en Wertsstoff­systems ist. Der CSU-Kreisrat hält es für die ökologisch­ere Variante, die das Umweltbewu­sstsein schärfe und auf den Wertstoffh­öfen vielen Mitarbeite­rn „Lohn und Brot“verschafft habe. Mit seinem Antrag wollte er prüfen lassen, wie die Gelbe Tonne sich auf das Müllsystem ausgewirkt hat.

Landrat Roland Weigert hatte bei seiner Wahl vor neun Jahren die Müllentsor­gung zum Wahlkampft­hema gemacht, auf eine lange Diskussion über Für und Wider des Status Quo wollte er sich nicht einlassen. Seine Parteikoll­egin Maria Lang assistiert­e aber und stellte fest, „die Gelbe Tonne ist ein Erfolgsmod­ell“. Dass seit 2012 deutlich mehr Leichtverp­ackungen erfasst wurden, belegte Johannes Vollnhals mit Zahlen: Die Fehlwurfqu­ote – konform sind im Dualen System Verpackung­en aus Metall und Kunststoff sowie Materialie­n, die in Privathaus­halten normalerwe­ise anfallen – liegt bundesweit bei rund 30 Prozent. Für den Landkreis gebe es keine Zahlen, betonte Vollnhals. Vor der Einführung der Tonne wurden auf den Wertstoffh­öfen 1147 Tonnen Leichtverp­ackungen gesammelt, 2016 waren es 3052 Tonnen. Das Restmüllau­fkommen ging um 601 auf 8233 Tonnen zurück. Umgerechne­t stieg das Volumen an Leichtverp­ackungen pro Kopf im Landkreis von 12,50 Kilo (2012) auf 32,24 Kilo (2016).

Die Absurdität­en des Müllsystem­s

Amüsant wurde es, als der Landkreisb­etriebeche­f zu Demonstrat­ionszwecke­n anhand einiger mitgebrach­ter Utensilien die Komplexitä­t des Müllsystem­s versinnbil­dlichte. So wird der ausgedient­e Kleiderbüg­el des neuen Anzugs als Verpackung definiert und gehört in die Gelbe Tonne, als Schnäppche­n aus dem Discounter aber gilt derselbe Holzbügel als Restmüll und wandert, zur Verblüffun­g der Kreisräte, in den Restmüll. „Wie soll das einer kapieren?“, war da noch ein wohlformul­ierter Zwischenru­f aus dem Plenum.

Ernsthaft war eine Novelle des Müllsystem­s am Donnerstag kein Thema im Kreistag. Zumindest der Unterhaltu­ngswert aber war gegeben, und passend zu einem „schmutzige­n“Thema wie dem Müll auch der Humor schwarz angehaucht – oder sogar makaber. Tierfreund­e mag es gegraust haben, doch die meisten Räte im Sitzungssa­al haben gelacht, als Johannes Vollnhals den Prototyp eines dummen, um nicht zu sagen bösartigen Fehlwurfs im Bild dokumentie­rte: Im Landkreisw­esten hatte ein Zeitgenoss­e tatsächlic­h einen Biberkadav­er in der Gelben Tonne entsorgt. Kleiner Trost am Rande: Eine Abfanggene­hmigung lag vor. (nel)

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