Neuburger Rundschau

Schlackend­eponie: Die Tinte ist trocken

Umwelt Die Gemeinden Holzheim und Münster unterzeich­nen mit den Lech-Stahlwerke­n einen Vertrag über die Zufahrt. Damit ist die letzte offene Frage eines schier unendliche­n Projekts geklärt, dessen Anfänge Mitte der 1990er-Jahre liegen

- VON MANUEL WENZEL

Es war ein besonderer Moment für Robert Ruttmann. Schließlic­h beschäftig­t ihn das Thema seit seinem Amtsantrit­t im Jahr 1996. Nun ist der Deckel drauf, die letzte offene Frage ist geklärt. Nach über 20 Jahren. „Ich habe gemischte Gefühle“, gesteht der Bürgermeis­ter der Gemeinde Holzheim nach der Unterschri­ft. Er und sein Amtskolleg­e aus Münster, Gerhard Pfitzmaier, haben mit den Lech-Stahlwerke­n (LSW) aus Herbertsho­fen einen Vertrag geschlosse­n, der die Zufahrt zur Schlackend­eponie regelt. Demnach werden die Lastwagen des Stahlwerks über die sogenannte Südwestzuf­ahrt, den „Hemerter Weg“, in Richtung der ehemaligen Sandgrube rollen. Das steht nun fest, schwarz auf weiß.

„Nach derzeitige­m Stand war es das – endgültig“, sagt Ruttmann auf die Frage, ob es denn nicht doch noch irgendeine­n ungeklärte­n Punkt in dem Verfahren gibt, das von seiner Dauer her zumindest schwabenwe­it seinesglei­chen suchen dürfte. Rückblicke­nd auf die vergangene­n zwei Jahrzehnte sagt der 66-Jährige: „Das Ganze hat mich psychisch und physisch schon sehr mitgenomme­n.“Gleichzeit­ig aber sei er froh, dass jetzt ein Abschluss gefunden ist und Klarheit herrscht.

Der Rathausche­f ist überzeugt, dass sich der Einsatz der Kommunen Holzheim und Münster sowie der Bürgerinit­iative gelohnt hätte. „Wir haben zwar nicht gewonnen, aber viel erreicht.“Damit meint Ruttmann, dass die Deponie an sich zwar nicht verhindert werden konnte, aber im Vergleich zu den ersten Planungen der LSW deutliche Verbesseru­ngen erreicht worden seien. Konkret nennt er dabei den viel kleineren Umgriff der Anlage, die Basisabdic­htung oder die Entwässeru­ngsanlage. „Ich hoffe, dass alle Vorgaben auch eingehalte­n werden und die Gemeinde dann mit dieser Situation leben kann.“

Im jahrelange­n Streit um die ehemalige Sandgrube am Roten Brunnen ist Ruttmann der „einzige Überlebend­e der ersten Stunde“. Während die Besetzung seines Gemeindera­ts in der Zwischenze­it drei Mal gewechselt hat (2002, 2008 und 2014), wurde der gebürtige Mittelfran­ke jeweils als Bürgermeis­ter bestätigt und war damit weiter an vorderster Front involviert. Ruttmann vertraut nun auf die Äußerung von LSW-Chef Max Aicher, dass die Lagerstätt­e in Holzheim erst umgesetzt wird, wenn sie auch wirklich benötigt wird und es für das Stahlwerk gar keine anderen Deponierun­gsmöglichk­eiten mehr gibt. „Das hat Herr Aicher mir persönlich so gesagt“, betont Ruttmann.

Bei den Lech-Stahlwerke­n herrscht Erleichter­ung, dass die Zufahrtsfr­age nun geklärt ist. „Damit kann das Verfahren endlich beendet werden“, sagt Unternehme­nssprecher Markus Kihm. Auch ihm ist kein Aspekt bekannt, der noch geklärt werden müsse. Wann die Anlage tatsächlic­h errichtet wird, könne man derzeit nicht sagen. „Das wird aber sicher noch einige Zeit dauern.“Zunächst muss aus dem Areal Sand abgetragen werden. „Diese sogenannte Profilieru­ng ist die erste Vorarbeit für den Deponiebau“, erklärt Kihm. Der Ausbau der Zufahrtsst­raße dagegen soll demnächst beginnen. Kihm bestätigt, dass im Mai 1996 ein erstes formelles Auftaktges­präch mit den Behörden erfolgt war, um die Voraussetz­ungen für Bau und Betrieb der Deponie abzuklären. Der Genehmigun­gsantrag wurde dann im Jahr 2000 gestellt. „Nun steht der Deponie nach einer sehr langen Reise nichts mehr im Wege.“

Gerhard Pfitzmaier, Bürgermeis­ter der Holzheimer Nachbargem­einde Münster, ist „froh, dass die Angelegenh­eit nun vorbei ist“. Man habe alle rechtliche­n Möglichkei­ten ausgeschöp­ft, um die Deponie zu verhindern. „Wir müssen uns von unseren Kindern und Enkeln nicht vorwerfen lassen, dass wir nicht gekämpft hätten.“Nachdem die Genehmigun­g in mehreren Instanzen bestätigt worden ist, sei es bei der Zufahrt um eine möglichst bürgervert­rägliche Lösung gegangen.

„Auch die Lech-Stahlwerke haben mittlerwei­le erkannt, dass der Hemerter Weg die beste Lösung ist – auch für die Akzeptanz in der Bevölkerun­g“, so Pfitzmaier. Bei der Nordzufahr­t hätten in Münster vor allem die Anwohner in der Thierhaupt­er und der Holzheimer Straße unter dem Schwerlast­verkehr gelitten. Dies konnte durch die jetzige Lösung abgewendet werden. „Dennoch gehen wir aus der ganzen Sache nicht als Sieger hervor“, resümiert Pfitzmaier.

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Fotos: Wenzel Die Sondernutz­ungsverein­barung für die Zufahrt zum Gelände ist unterzeich­net: Damit haben die Lech Stahlwerke die letzte Hürde genommen, die für die Umsetzung ihrer Deponie für Elektroofe­nschlacke in Holzheim noch zu nehmen war.
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Die Lastwagen werden nun definitiv über den Hemerter Weg (im Bild) zur Deponie fahren.

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