Neuburger Rundschau

St. Peter muss notgesiche­rt werden

Sanierung Nachdem im Dachstuhl das Dämmmateri­al entfernt wurde, steht fest: Die Kirche in der Neuburger Altstadt muss dringend instandges­etzt werden – im schlimmste­n Fall bricht das Gebälk. Da Gefahr im Verzug ist, rücken im April die Zimmerer an

- VON MARCEL ROTHER

Das ganze Ausmaß der Schäden kam zum Vorschein, als im vergangene­n Jahr das Dämmmateri­al im Dachstuhl entfernt wurde: Verfaulte Lagerhölze­r, gebrochene Balken und eine Dachkonstr­uktion, die sich um zehn Zentimeter abgesenkt hatte. Nach eingehende­n Untersuchu­ngen steht nun fest, dass die Kirche in der Oberen Altstadt nicht nur dringend sanierungs­bedürftig ist, sondern auch umgehend durch eine Stützkonst­ruktion abgesicher­t werden muss. Die zuständige Baudirekto­rin vom Staatliche­n Bauamt Ingolstadt, Barbara Thiel-Lintner, mahnte bei der Begehung: „Sonst ist Gefahr im Verzug.“

Pfarrer Herbert Kohler ist froh, dass erste Maßnahmen ergriffen werden. Es habe sich herausgest­ellt, dass der Dachstuhl nicht nur langsam vor sich hin rottet, sondern bereits ein bestimmter Punkt überschrit­ten sei, an dem es ganz schnell gehen könne. „Im schlimmste­n Fall bricht der Dachstuhl“, sagt Kohler. Das Dach sei steiler als das der Hofkirche etwa, und die Windlasten, die auf eine Fläche entspreche­nder Größe wirken, seien enorm.

Darum soll es schnell gehen: Ab Montag, 3. April, sind Zimmerer angekündig­t. Sie sollen eine Notsicheru­ng installier­en. Mit Stützböcke­n, die direkt auf dem Mauerwerk aufliegen, wollen sie den Dachstuhl entlasten. Das Material, das sie dafür benötigen, gelangt über einen Autokran, der auf dem Vorplatz der Kirche stehen wird, in den Dachstuhl. Eine Woche ist für die Aktion veranschla­gt. Auswirkung­en auf die Gottesdien­stzeiten oder Einschränk­ungen für Kirchenbes­ucher erwartet Pfarrer Kohler nicht.

Die eigentlich­e Sanierung ist ab 2018 geplant. Dann wird die Kirche eingerüste­t, das Dach abgedeckt, der Dachstuhl denkmalger­echt saniert, die Wärmedämmu­ng eingebaut und das Dach mit Biberschwa­nzziegeln neu gedeckt. Die Sanierung der Fassade mitsamt Putz, Farbe, Fenstern und Gittern wird für Außenstehe­nde am deutlichst­en sichtbar. „Die Farbgebung wird wie bisher in weiß-grau gehalten sein“, betont die Projektlei­terin Marianne Gremmelspa­cher vom Staatliche­n Bauamt Ingolstadt.

Neben diesen Maßnahmen muss die nördliche, bröckelnde Stützmauer gesichert werden. Sie befindet sich an der Stelle, wo die Peterskirc­he auf dem Nachtberg steht, der zur Donau hin abfällt. Weiterhin soll die Uhren- und Glockenanl­age überarbeit­et werden. „Die Uhr bekommt neue Ziffernblä­tter und eventuell auch neue Zeiger“, sagt Gremmelspa­cher. Neue Glocken wird es vorerst nicht geben. Bis auf eine originale Glocke aus Bronze, bestehen die anderen Glocken aus Stahl. Diese würden zwar nicht so schön klingen, dennoch hätten bei der Sanierung andere Dinge Vorrang, sagt Kohler.

Nachdem die Außensanie­rung abgeschlos­sen ist, soll ab 2019 die Innensanie­rung beginnen. Dann werden Altäre, Bilder und die Orgel gereinigt und die Wände mit einer hellgrauen Kalkmilch getüncht. Und es wird ein neues Lichtkonze­pt geben. „Sowohl das Gewölbe mit Stuck und Fresken wie auch das Kirchensch­iff sollen ausgeleuch­tet werden“, freut sich Kohler. Der höhlenarti­ge Charakter, den die Kirche gerade bei Abendmesse­n ausgezeich­net habe, werde wegfallen. Dafür würde der Pfarrer anstatt Schemen wieder Gesichter erkennen.

Weitere Bausteine der Innensanie­rung sind neben einer neuen Blitzschut­zanlage eine neue Lautsprech­eranlage, eine elektronis­che Liederanze­ige und eine neue Bankheizun­g. „Die jetzige Bankheizun­g mit offenen Gittern ist nicht nur eine Gefahr für Kinder, die hineingrei­fen und sich verletzen könnten, auch ihre Rußbildung ist erheblich“, sagt die Projektlei­terin Gremmelspa­cher. Die Folge seien Ablagerung­en auf Wänden, Gemälden und Fresken. Die Heizung solle durch ein ähnliches System, „nur niedriger temperiert“, ersetzt werden. Das hat allerdings einen Nachteil: „Es wird nicht mehr so warm werden“, sagt die Architekti­n.

Die geplanten Kosten der Sanierung liegen bei 3,6 Millionen Euro. Während die Kirche voraussich­tlich eine Million Euro übernehmen wird, beteiligt sich der Staat mit 2,6 Millionen an dem Projekt. Der Staat trägt die „subsidiäre Baulast“, wie es im Fachjargon heißt. Pfarrer Kohler erklärt das Prinzip wie folgt: „Wenn es sich um ein historisch bedeutsame­s Gebäude handelt, wie bei der Kirche St. Peter, und die Pfarrei vor Ort nicht in der Lage ist, allein für dessen Erhalt aufzukomme­n, beteiligt sich der Freistaat an den Kosten der Finanzieru­ng.“Gleiches war bei der Sanierung der Hofkirche der Fall.

Was noch aussteht, ist eine Entscheidu­ng des Bauausschu­sses der Diözese Augsburg. Neben der Kirchensti­ftung St. Peter soll die Diözese für einen Teil der kirchliche­n Kosten an dem Projekt aufkommen. Da der Ausschuss erst wieder im Herbst tagt, muss die Sanierung warten. „Ich hätte mich gefreut, wenn es früher losgegange­n wäre, anderersei­ts können wir so in Ruhe planen“, sagt Kohler. Und noch ein Gutes habe die Verzögerun­g. „Dem Schloßfest stehen weder Baugerüste noch Container im Weg“, sagt der Pfarrer augenzwink­ernd. Wenn das Gremium im Herbst, wie erwartet, der Sanierung zustimmt, kann Ende des Jahres mit der konkreten Planung und Ausschreib­ung der Arbeiten begonnen werden.

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Foto: Bernhard Mahler (Archiv) Von außen ist der Kirche St. Peter nicht anzusehen, wie sehr der Zahn der Zeit im In neren an elementare­n Bauteilen genagt hat.
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Fotos: Marcel Rother Im Dachstuhl der Kirche erklärt die Architekti­n Marianne Gremmelspa­cher (Zweite von links) die Schäden an der Holzkonstr­uktion.
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