Automotiv und Auwald – quasi
Neulich am Grantlereck, zwei Herren sind heftig am Gestikulieren. Wortfetzen dringen ans Ohr: Es geht um Politik, oder geht es um scharfe Frauen? Oder beides? Es geht um Naturschutz – wie passt das alles zusammen? Gehen wir doch ein Stück näher ran:
„Hör mir auf. Da kommt am Montag die Ministerin, die Scharf Ulrike, in den Landkreis und dann bringt die wieder was mit, was gar keiner haben will.“Der Graumelierte spuckt das Wort aus: „Nationalpark! Die würd’ leichter in München bleiben, oder besser gleich bei sich daheim in Erding. Das ist wie beim Polder, den wollen sie auch nirgends haben und in Rennertshofen kriegen’s deshalb gleich zwei davon.“
Der Jüngere fällt der Schimpftriade ins Wort: „Es geht um eine einmalige Chance, einen Naturschatz für zukünftige Generationen zu bewahren und die DonauAuen unter besonderen Schutz zu stellen. Das hat auch was mit der Wertschätzung der Heimat zu tun.“
„So ein Schmarrn“, fängt der andere wieder zu schimpfen an. „Naturschatz. Da radelt die Scharf am Montag mit dem Landrat durch den Auwald. Was gibt’s denn da zu sehen außer Bäume und davon jede Menge. Aber die sind da schon immer rumgestanden. Warum muss man die denn jetzt auf einmal besonders schützen? Die beiden Politiker kurven mit ihrem ganzen Tross an der Donau rum, und später im Nationalpark darf das dann keiner mehr machen, weil da alles und jeder ausgesperrt wird.“
Der Jüngere gibt Contra: „Jetzt redest du einen Schmarrn, einen Kaiserschmarrn! Natürlich darf jeder rein in einen Nationalpark. Nur, es gibt halt dann ein paar Regeln zum Erhalt der Natur. Aber nicht nur die Ökologie, auch wir Bürger könnten von so einem Schutzgebiet profitieren. Was glaubst du denn, wie das den Tourismus ankurbeln könnte. Das wär’ ja geradezu ein Turbo und ein ausgezeichnetes Marketing für unsere von der Automobilindustrie geprägte Region – Automotiv und Auwald quasi.“
Der Ältere schnaubt verächtlich: „Zu oft den Krampf vom Laptop und der Lederhose gehört, oder was? Gut, dass heut’ 1. April ist. Sonst möcht’ ich glatt glauben, du meinst das ernst.“Der Junge scheint zu resignieren, dann legt er nach: „Wenn ich dich in deiner Verbohrtheit so reden hör’, fällt mir frei nach Gerhard Polt nur noch ein: Ich tolerier’ was du sagst. Und ’etwas tolerieren’ heißt so viel wie ’etwas aushalten’. Wenn ich also jetzt aushalt, was du sagst, dann bin ich, ganz Demokrat, tolerant...“