Neuburger Rundschau

Bunte Farbwelt löst kahle Tristesse ab

Projekt Was Künstler Franz Appel in sein neues Projekt im Schlosskin­dergarten Rennertsho­fen steckt

- VON MICHAEL GEYER

Der Brandschut­z im Rennertsho­fener Schlosskin­dergarten erforderte es, dass alle „Brandlaste­n“, wie es im Amtsdeutsc­h heißt, sprich Möbel, Garderoben, Bekleidung und sogar Bilder aus dem Treppenhau­s entfernt werden mussten, um den Fluchtweg für den Ernstfall freizuhalt­en. Zurück blieben kahle, unpersönli­che Wände. „Das muss anders werden“, dachten sich nicht nur viele Eltern, sondern auch die Kindergart­enleiterin Manuela Meier. Sie überlegte sich, wie man die Wände verschöner­n könnte, hatte bald ihre ersten Pläne und nahm Kontakt mit dem Neuburger Maler Franz Appel auf. Der nahm die Idee begeistert auf, zückte seinen Bleistift, brachte seine Einfälle zu Papier und stellte sein Konzept in einer Kinderkonf­erenz vor. Da passte es auch hervorrage­nd, dass sich die Kleinen derzeit in einem Projekt mit großen Malern wie Miró, van Gogh, Franz Marc oder Keith Haring und ihren typischen Werken beschäftig­en, um so Zugang zur Kunst zu finden und sich auch selbst zu versuchen, indem sie bekannte Werke der Malerei nachempfin­den und nachmalen. Appel nahm gerne noch die eine und andere Anregung auf – viele Kinder bestanden zum Beispiel unbedingt auf ein Einhorn – und ließ seinen Entwurf von Eltern, Kindergart­enleitung und Kindern „absegnen“. Das Konzept des Neuburger Künstlers ist einfach und überzeugen­d: Er greift die Erlebniswe­lt der Kinder auf, schafft Heimatbezu­g und unternimmt auch malerische Ausflüge in die Fantasiewe­lt. Auch schließt er die Mädchen und Buben in die Gestaltung des Treppenhau­ses mit ein. Wer will, darf ihm beim Ausmalen helfen und jedes Kind kann sich in den neben der Eingangstü­r aufgemalte­n Bilderrahm­en mit einem kleinen Motiv oder farbigem Fingerabdr­uck verewigen. Auch beim Malen von Blumen oder lässt Appel die Kinder mitwirken. Und die künftigen Schulkinde­r können ihren Namen wie in einem Graffiti hinterlass­en. Rennertsho­fen und seine Geschichte sind mehrmals präsent: Wer durch die Eingangstü­r tritt, stößt auf das Schwedento­r, an dem gerade die Ziege, das Hedderle, die Rübe aus dem Torverschl­uss holt. In dem als Wald gestaltete­n Treppenhau­s stößt man auf Hase, Hirsch und Wildschwei­n und trifft sogar auf das Wappentier der Marktgemei­nde, den Fuchs. Der Rathaustur­m ist ein bisschen schiefer als in Wirklichke­it, dafür schauen die Rathauslöw­en ein bisschen freundlich­er. Es wäre kein Werk von Franz Appel, wenn er nicht irgendwo augenzwink­ernd eiBlütendo­lden nen kleinen Seitenhieb anbringen würde: Den Brandschut­z, der ihm zu dem Auftrag verholfen hatte, thematisie­rt er mit einer großen Gießkanne. Die Fantasiewe­lt kommt auch nicht zu kurz: Hinter der Infotafel gucken die „wilden Kerle“heraus, die Appel nach dem Vorbild des bekannten Bilderbuch­s von Maurice Sendak gestaltet. Ein Zwerg im Wald schaut demonstrat­iv und ein bisserl grantig auf seine Armbanduhr und erinnert die Eltern, sich bei der morgendlic­hen Aufnahmeze­it um Pünktlichk­eit zu bemühen. Vom Wald geht es ins Land der Fantasie: Da hockt eine Mischung aus Nagetier und Eule geduckt in der Ecke, ein Einhorn und ein Schnappvie­h, eine Figur aus dem Südtiroler Fasching beherrsche­n die fantastisc­he Szenerie im ersten Stock, zu der sich eine ganze Zirkustrup­pe vom „Zirkus Ranzhof“mit Jongleur, Dompteur und Musikern gesellt. Wegweiser nehmen die Namen der sechs Gruppen – Sonne, Mond, Wolken, Sterne, Sternschnu­ppen und Regenbogen – auf und scheinen allgegenwä­rtig.

Es dauert zwar noch ein paar Tage, bis der Künstler und seine kleinen Helfer fertig sind, doch ist Kindergart­enleiterin Manuela Meier schon jetzt recht zufrieden. „Mir ist wichtig, dass die Kinder mitmachen können, aber das Ergebnis trotzdem nicht kindlich ist“, sagt sie und erinnert an den 19. Mai, an dem das Werk in einer Vernissage mit einem großen Kinderfest eingeweiht wird und die kleinen Künstler auch ihre, den großen Meistern nachempfun­denen Werke präsentier­en.

 ?? Foto: Michael Geyer ?? Das Ranzhofer Wappentier, den roten Fuchs, hat Franz Appel bei der Gestaltung des Treppenhau­ses im Rennertsho­fener Schloss kindergart­en natürlich nicht vergessen. Auch die Kinder dürfen bei der Malerei zum Pinsel greifen.
Foto: Michael Geyer Das Ranzhofer Wappentier, den roten Fuchs, hat Franz Appel bei der Gestaltung des Treppenhau­ses im Rennertsho­fener Schloss kindergart­en natürlich nicht vergessen. Auch die Kinder dürfen bei der Malerei zum Pinsel greifen.

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