Neuburger Rundschau

Das Kreuz mit der Mauer

Haushalt Der Bergheimer Bürgermeis­ter ist mit den geplanten Einnahmen und Ausgaben für dieses Jahr sehr zufrieden. Nur ein Posten bereitet ihm Kopfzerbre­chen

- VON CLAUDIA STEGMANN

Tobias Gensberger hat keinen Grund zur Klage – zumindest nicht, was die Finanzsitu­ation seiner Gemeinde anbelangt. „Ich bin mehr als zufrieden“, sagt der Bergheimer Bürgermeis­ter über seinen Haushaltsp­lan für dieses Jahr. Ihn freut nicht nur, dass seine Gemeinde dieses Jahr mit 8,2 Millionen Euro jongliert – das sei so viel wie noch nie, sagt er. Er ist auch zuversicht­lich, dass er seine zwei Feuerwehrh­äuser – je nach Standort (siehe nebenstehe­nder Bericht) – finanziere­n kann, ohne dafür einen Kredit aufnehmen zu müssen. „Wir können sie uns leisten“, sagt er nicht ohne Stolz. Unter diesen Voraussetz­ungen wurde der Haushalt fast ohne Wenn und Aber am Montagaben­d vom Gemeindera­t abgesegnet. Nur Engelbert Winter stimmte dagegen.

Die gute Finanzlage hat in erster Linie mit dem Verkauf von Grundstück­en zu tun. Wie mehrfach berichtet, wurden nach langer Zeit in der Gemeinde wieder Bauplätze in Attenfeld und Bergheim ausgewiese­n. Entspreche­nd hoch war und ist die Nachfrage. Auch der neue Friedhof in Bergheim wird verkleiner­t, um zwei Bauplätze zu gewinnen. Das spült Geld in die Kasse. Dazu kamen vergangene­s Jahr unverhofft­e Gewerbeste­uereinnahm­en in Höhe von rund 900 000 Euro und damit dreieinhal­b Mal so viel wie im Jahr zuvor. Der Geldregen hatte aber lediglich mit säumigen Unternehme­n zu tun, die ihre Abgaben verspätet nachbezahl­ten.

In der Summe führt das aber dazu, dass Bergheim bis Ende dieses Jahres mindestens 1,6 Millionen Euro übrig bleiben. Die Summe kann sogar auf 2,7 Millionen Euro wachsen – sofern sich der Baubeginn des Feuerwehrh­auses in Bergheim auf nächstes Jahr verschiebt und die Gemeinde dieses Jahr keine Grundstück­e kauft. Für beide Fälle wurden nämlich insgesamt 1,1 Millionen Euro reserviert.

Die Gemeinde hat darüber hinaus aber noch eine ganze Reihe anderer Investitio­nen geplant. So schlägt etwa das neue Feuerwehra­uto für die Unterstall­er Wehr mit 100000 Euro Restzahlun­g zu Buche und für das geplante Kneippbeck­en am Bergheimer Sportplatz (siehe nebenstehe­nder Bericht) sind 50000 Euro veranschla­gt. Man hofft zwar auf 50 Prozent Zuschuss aus dem EU-Fördertopf, doch zunächst muss die Gemeinde in Vorleistun­g gehen. 65 000 Euro sind darüber hinaus für den Schützenve­rein bestimmt. Der baut bekannterm­aßen am Sportplatz eine neue Schießhall­e und erhält als Zuschuss etwa 19 Prozent der Kosten.

Ein dicker Brocken wird die Sanierung der Friedhofsm­auer in Unterstall. Ein mindestens 20 Jahre alter Vertrag mit der Kirche sieht vor, dass die Gemeinde 99 Jahre lang jährlich rund 500 Euro an Erbpachtzi­ns für die Friedhofsf­läche bezahlt und im gleichen Zuge die Baulast für die Mauer übernimmt. Diese Klausel wird der Gemeinde jetzt zum Verhängnis, weil die Stützpfeil­er dringend saniert werden müssen. „Die 100 000 Euro, die wir in den Haushalt eingestell­t haben, sind reine Schätzkost­en“, sagt Gensberger, der hinsichtli­ch der zu erwartende­n immensen Kosten die Hoffnung hegt, dass sich die Kirche trotz des Vertrags finanziell beteiligt.

Im Vergleich dazu kann Gensberger an anderer Stelle mit weit weniger Geld mutmaßlich weit mehr Menschen glücklich machen. Nach den guten Erfolgen der Verkehrssm­ileys an der Neuburger Straße in Bergheim will er auch in Unterstall zwei Geschwindi­gkeitsanze­igen aufstellen. Denn innerhalb von zwei Jahren hat sich allein durch die Signalisie­rung der Geschwindi­gkeit die Verkehrssü­nderquote von zwölf auf vier Prozent senken lassen. Gerade mal 6000 Euro kosten zwei dieser Geräte, die er wahlweise an der Grundschul­e, in der Joshofener Straße oder in der Attenfelde­r Straße aufstellen möchte. „Das sollen zu gegebener Zeit aber die Unterstall­er Gemeinderä­te entscheide­n“, sagt er.

Der Schuldenst­and der Gemeinde bleibt quasi konstant. 1,4 Millionen waren es Ende 2016, bis Ende 2017 soll das Minus bei 1,3 Millionen Euro liegen. Gleichzeit­ig hat die Gemeinde Rücklagen in Höhe von 2,4 Millionen Euro. „Wir sind also eigentlich schuldenfr­ei“, wertet Gensberger die Zahlen, wenngleich natürlich so manch alter Kredit noch abzustotte­rn ist. Ein neuer Kredit soll dieses und auch in den nächsten Jahren nicht dazukommen – erst recht nicht für den Neubau der beiden Feuerwehrh­äuser, zumindest wenn es nach dem Bergheimer Bürgermeis­ter geht. (mit dopf)

 ?? Foto: Claudia Stegmann ?? Die Stützmauer um die Kirche in Unterstall muss dringend saniert werden. Laut Ver trag ist dafür die Gemeinde Bergheim zuständig. Bürgermeis­ter Tobias Gensberger rechnet dafür mit grob 100000 Euro.
Foto: Claudia Stegmann Die Stützmauer um die Kirche in Unterstall muss dringend saniert werden. Laut Ver trag ist dafür die Gemeinde Bergheim zuständig. Bürgermeis­ter Tobias Gensberger rechnet dafür mit grob 100000 Euro.

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