Von Kleinsibirien und Neubaugebieten
Bürgerversammlung Der Ortsteil Unterhausen bekommt neue Straßen und Bauplätze. Wo die Bürger der Schuh drückt
Fritz Burzler ist Unterhausener, obwohl er nicht wirklich im Ort wohnt. Denn die Aussiedlung an der Kreisstraße ND31 in Richtung Straß „Am Ziegler“liegt außerhalb des Ortsschildes. So abseits, dass sie im Dorf nur Klein-Sibirien genannt wird. Nun aber ist Burzler grantig. Grantig auf das Landratsamt, das die Verlegung des Ortsschildes an eine Stelle westlich der Einfahrt „Am Ziegler“nicht zulässt – oder zumindest ein Straßenschild, das auf die Ansiedlung am Waldrand hinweist.
Eine derartige Beschilderung ist aber nicht zulässig, wie Bürgermeister Fridolin Gößl am Montag bei der Bürgerversammlung in Unterhausen erklärte. Das Ortsausgangsschild sei nicht verschiebbar. „Und ein Straßenschild haben sie uns schon einmal abbauen lassen.“Burzler aber will seine Zeitung auch erhalten und die Mülltonne geleert bekommen, wenn mal ein Aushilfsfahrer unterwegs ist. „Dann werden wir grundsätzlich übersehen. Und über den Notarzt will ich gar nicht nachdenken.“Der Rathauschef prüft nun, ob ein Hinweisschild aufgestellt werden kann. Ist das nicht möglich, will Burzler einen Absiedelungsantrag nach Straß stellen. Der nicht ganz ernst gemeinte Vorstoß sorgte für den Lacher des Abends im Gasthof „Lindenhof“.
Ansonsten treibt die Unterhausener vor allem die Sanierung der Ortsdurchfahrt um. Schließlich wird auch der Geh- und Radweg erneuert. Und damit fallen Sanierungsbeiträge für die Anwohner an. Bürgermeister Gößl nutzte den Termin am Montagabend, um die Unterhausener auf die Baustelle einzustimmen. Er informierte bei der Gelegenheit auch gleich über die rechtlichen Vorgaben bei Straßen- und Kanalerneuerungen. Einzig über Gebühren und einmalige Beiträge seien solche Baumaßnahmen zu finanzieren. Mit den Grundstücksbesitzern trifft sich der Bürgermeister, wenn die genaue Höhe der Abschläge bekannt ist. Das könne aber erst nach der Ausschreibung und Vergabe des Auftrags durch das Landratsamt erfolgen. Baubeginn soll im Sommer sein.
Daneben stehen im Ortsteil weitere Veränderungen an. Im Nordwesten entsteht ein neues Baugebiet. Für die Hülläcker liegt bereits eine Genehmigung für den geänderten Flächennutzungsplan vor. Einen Bebauungsplanentwurf gibt es zwar noch nicht. Aber an der geplanten Zufahrt über die Keltenstraße soll auch die Ecke Erlenweg umgestaltet und erweitert Fotos: Manfred Dittenhofer werden. Laut Fridolin Gößl haben die Anlieger, das Landratsamt und auch die Polizei positiv auf die Planungen reagiert.
Die Grundstücke in der Gemeinde Oberhausen gehen weg wie die warmen Semmeln. 80 Prozent des Baugebiets Mühlberg ist bereits bebaut und bezogen. Diesen Zuwachs merkt die Gemeinde bei der Bevölkerungszahl, die bereits die 3000er Marke überschritten hat. Und vor allem merkt sie es auch bei den Krippen-, Kindergarten- und Schulplätzen. Neben den Steuereinnahmen durch die Zugezogenen steigen in diesen Bereichen die Ausgaben. Die Planung der Gemeinde sieht einen Kindergarten-Neubau in der Nähe der Schule am östlichen Ortsausgang von Oberhausen vor. Für die Neugestaltung des Ortskerns in Oberhausen steht laut Gößl ein Investor in den Startlöchern. „Dort wollen wir nicht nur Wohnungen, sondern dort soll wieder Leben in Form von Arztpraxen und Läden einziehen.“
In Kreut entsteht anstelle des alten Sportplatzes eine weitere Fläche für Gewerbeansiedlungen. Die Gemeinde wächst. Die Aufgaben nehmen zu. Deshalb strebt Oberhausen Kooperationen mit den Nachbargemeinden an. Beim Thema Tourismus arbeitet man mit der ARGE Urdonautal zusammen. Die ILEG ist ein Interkommunales ländliches Entwicklungskonzept. Und in der IkommZ (Interkommunale Zusammenarbeit) werden bereits gemeinsam Ausschreibungen betrieben. So versucht Gößl, die gestiegenen Anforderungen an die Verwaltung in Grenzen zu halten.
Auf Oberhausener Flur könnte auch ein Teil des von der bayerischen Staatsregierung angedachten Nationalparks liegen. Deshalb wollte der Bürgermeister beim Besuch von Umweltministerin Ulrike Scharf ganz genau wissen, welche Auswirkungen ein solches Schutzgebiet auf die Wassereinleitung der Gemeinde in die Donau und für die Landwirte und Waldbesitzer haben könnte. Die Ministerin versprach, diese Fragen klären zu lassen.
Noch lange nicht geklärt ist der Trassenverlauf der geplanten Stromtrasse quer durch Deutschland. Manfred Burzler, Sprecher der Oberhausener Bürgerinitiative „Monstertrasse nein – Energiewende ja“, wird nicht müde, Stellung dagegen zu beziehen. Bei der Bürgerversammlung warnte er: „Die Netzbetreiber wollen die angedachte Trasse nach Landshut nicht. Und die Streckenführung bei uns vorbei ist der erste Alternativplan.“Burzler nannte horrende Kosten, die Rede sei zwischen 170 und 200 Milliarden Euro bei Erdverlegung, die auf die Netzentgelte umgelegt würden. „Da dürfen wir uns auf sieben bis zehn Cent mehr einrichten. Dabei ist die Versorgungssicherheit für Bayern bereits jetzt gesichert.“Und überhaupt solle auf dezentrale und regenerative Energieerzeugung gesetzt werden. Burzler schlug vor, das Neubaugebiet in Unterhausen unter diesen Maßgaben zu planen.
Gleich an drei Abenden hintereinander lädt der Rathauschef die Bevölkerung zu Bürgerversammlungen ein. Nach Unterhausen stand gestern Oberhausen im Terminplan. Und heute Abend berichtet der Bürgermeister in Sinning.