Eine friedliche Lösung ist in Sicht
Bahnhofsgelände Der umstrittene Bebauungsplan soll nun geteilt werden. Was das bedeutet
Er war stinksauer und Ralf Rick kann die Reaktion von Dieter Moosheimer durchaus verstehen. Schlichtweg ungeschickt sei es gewesen, den Geschäftsführer von Integra vor der jüngsten Sitzung des Bauausschusses nicht über die Pläne der Stadt zu informieren, sagt der Rechtsdirektor. Gestern trafen sich die beiden und Rick glaubt, wieder einiges zurechtgebogen zu haben.
Der Wirbel kam in der jüngsten Bauausschusssitzung auf. Wie berichtet stimmten Stadträte und Oberbürgermeister einstimmig einem Bebauungsplan zu. Der sieht vor, neben einem Areal im Anschluss an Smurfit Kappa und Knauf Perlite am Sehensander Weg auch das schmale, 23000 Quadratmeter große Grundstück ab dem Bahnhofsgebäude entlang der Bahn zu überplanen – und zwar so, wie es zwischen Integra und der Stadt ganz und gar nicht abgesprochen gewesen sein soll. So war auf dem Plan über das Werkstattgebäude mit dem Integra-Laden „Chiceria“einfach der Busbahnhof gestülpt worden. Der Plan käme einer Enteignung gleich und es sei dreist, wie die Stadt den Eigentümer vor vollendete Tatsachen stellen würde, schimpfte Moosheimer in der Ausschusssitzung. Warum der Plan so gezeichnet und vorher Integra nicht gezeigt worden war, darüber konnte der Rechtsdirektor nur mutmaßen. „Ich befand mich im Urlaub“, gab er zu verstehen.
Das Gelände hatte die gemeinnützige Gesellschaft mit Stammsitz in Gaimersheim vor gut drei Jahren über die speziell dafür gegründete Tochterfirma ERV gekauft, nachdem die Stadt aus Sorge um Altlasten ihr Vorkaufsrecht nicht in Anspruch nehmen wollte. Kurz darauf vermietete Integra der Stadt eine Fläche, damit sie darauf dringend notwendige Parkplätze errichten konnte. Die Fläche ist erst vor Kurzem größer geworden. Nach der Sitzung drohte Moosheimer damit, der Stadt diese Parkflächen wieder zu kündigen. So weit wird es nun wohl doch nicht kommen.
„Ich glaube, ich konnte da wieder einiges zurechtrücken“, sagte Ralf Rick nach dem gestrigen Gespräch mit dem Geschäftsführer und nachdem der Jurist durchaus Verständnis für dessen Reaktion gezeigt habe. Denn auf dem Bebauungsplan ist nicht nur der Busbahnhof deplatziert dargestellt. Anstelle des von der Integra-Tochter ERV angedachten sozialen Wohnungsbaus und eines Kulturzentrums ist ein Gewerbegebiet vorgesehen. Und auch der Straßenstreifen, für den die Fotos (3): Gloria Geißler Stadt als geplante Erschließung zu Knauf und Smurfit Kappa am Sehensander Weg ein Ankaufsrecht besitzt, ist nicht so eingezeichnet, wie er tatsächlich verläuft.
Ralf Rick hat nun vor, den Stadtrat über eine Aufteilung des Bebauungsplans entscheiden zu lassen. Zum einen in den für die Stadt vordringlichen Bereich vom Sehensanderüber den Ochsenweg und eine Stichstraße hinterhalb von Knauf Perlite zu Smurfit Kappa. Die Umsetzung dieses Plans sei wichtig, so der Rechtsdirektor, um für eine Verkehrsentlastung im Sehensander Weg zu sorgen. Der Umgriff des zweiten Bebauungsplans betrifft dann den Bereich von Integra entlang der Gleise. „Da können wir uns mit den Eigentümern zusammensetzen, um Lösungen zu finden, die für beide Seiten vertretbar sind.“
Unstrittig dürften dabei ein angedachter Busbahnhof und ein Parkdeck sein. Ob es vor allem aus Lärmschutzgründen möglich ist, zwischen den Gleisen der Bahn und Plan: Stadt Neuburg dem Industriegebiet auf der anderen Seite Gebäude für Sozialwohnungen zu schaffen, sieht der Jurist allerdings als eher schwierig an. Doch das müssten die Fachbehörden beurteilen. „Was dabei herauskommt, ist völlig offen“, sagt Rick. Im Vorfeld geklärt gehört auch das Problem der Altlasten, wenn denn welche gefunden werden, wovon Rick ausgeht. Denn wenn die Stadt einen Bebauungsplan für das Gebiet aufstellt, dann haftet sie im Fall des Falles automatisch mit.