Auf ewig unauffällig
Alltag Genial einfach: Die Büroklammer ist 150 und wird uns überleben
Genial einfach. Biegsam wie ein typischer Angestellter. Hält fest zusammen, was zusammengehört, löst sich aber schnell. Sand im Getriebe der Digitalisierung. Mutter allen Multitaskings. Eignet sich auch als Ohrenputzer und Deckenhaken. Schreddergift.
Ungefähr so könnte sich ein Aktenvermerk zur Büroklammer lesen, diesem Wunderdraht, der in Millionen von Schreibtischschubladen und Bodenritzen bis heute eine selbstverständliche Schattenexistenz führt. In symbiotischer Verbindung mit dem Grundstoff des Büros, dem Papier, hat die Büroklammer in 150 Jahren vieles kommen und gehen sehen, während sie selbst sich hält und hält. Fräuleins, Fernschreiber, Durchschlagpapier – alles verschwunden. Dass die Büroklammer so allgegenwärtig geblieben ist, hat sie ihrer Unauffälligkeit zu verdanken. Kein Controller fühlt sich berufen, ernsthaft auszurechnen, was eine Büroklammer kostet (irgendeine Stelle hinter 0 Cent) – zumal bis in alle Ewigkeit immer noch ein halb volles Kistchen in irgendeinem Materialschrank stehen wird.
Dafür, dass die Büroklammer nicht mehr als ein wohlgeformtes Staubkorn im Kosmos der Ablage unserer Zivilisation ist, reklamieren viele konkurrierende Väter für sich, sie in die Welt gesetzt zu haben. War es der Amerikaner Samuel B. Fay, der am 23. April 1867 das erste Patent für ein „paper clip“bekam? Oder doch der norwegische Nationalheld Johan Vaaler, dessen 1899 eingereichtes Patent aber unvermarktet verfallen war? Tatsache ist: Über zwei Dutzend Erfindungen gehören zur Genese des Drahtdings mit dem Doppeloval. Büroveteranen erinnern sich, dass blockierten Diskettenlaufwerken nur mit einer Auswurfhilfe zuverlässig beizukommen war: der aufgebogenen Büroklammer. Disketten? Noch so ein Dinosaurier. Die Büroklammer wird uns alle überleben.