Dem Biber geht es an den Kragen
Natur Der Nager steht nach wie vor unter Naturschutz – doch die Schäden, die er hinterlässt, sind immens. Im Donau-Ries soll deshalb etwas geschehen. Wie die Lage im Landkreis ist
Am Umgang mit dem Biber spalten sich die Geister – so war es bisher. Doch in seltener Einigkeit wollen die untere Naturschutzbehörde am Landratsamt in Donauwörth, Landwirte, Naturschützer und Jäger gemeinsam etwas gegen die aktuell ungehinderte Ausbreitung des Nagers tun. Mittlerweile wird der Bestand im Landkreis Donau-Ries anhand der Biberburgen auf mindestens 1000 Tiere geschätzt. „Es könnten aber auch 2000 sein“, sagt der Kreisobmann des Bauernverbandes (BBV), Karlheinz Götz, dazu. „Auf alle Fälle sind es zu viele, und die Schäden sind mittlerweile zu hoch.“
Diese Meinung teilt Landrat Stefan Rößle, der jetzt alle Protagonisten im Streit im Umgang mit dem Biber an einen Tisch geholt hat. „Wir werden das Bibermanagement anpassen“, sagt Rößle. Denn nicht nur Landwirte sind vom Biberbiss und seinen Bauten betroffen. Kommunen, Privatleute und Wasserwirtschaftsämter melden Schäden. Entschädigt werden aktuell aber nur Landwirte und das auch nicht vollständig. „So kann es nicht weitergehen“, sagt Rößle, der aber auch klarmacht, dass der Biber weiterhin als streng geschütztes Tier behandelt wird.
Im Jahr 2016 hat es im Nachbarlandkreis 70 Ausnahmegenehmigungen für den Fang der Tiere gegeben. Doch tatsächlich ins Netz gegangen sind laut Statistik nur 17 Biber. Auf der Straße überfahren wurden hingegen fast 60 Individuen. In besonders betroffenen Gebieten wie Harburg, Rain oder Fremdingen hätten zwar Fanggenehmigungen vorgelegen, doch geklappt habe das nicht. In Oberndorf hingegen funktioniert das Abfangen wohl
„Auf alle Fälle sind es zu viele, und die Schäden sind mittlerweile zu hoch.“Karlheinz Götz BBV Kreisobmann Donau Ries
sehr gut. „Es scheint eher ein Problem der praktischen Durchführung zu sein als der Erlaubnis, das Tier zu fangen und dann auch zu töten“, fasst Rößle zusammen. Deshalb will man jetzt Fachwissen über das richtige Fallenstellen gezielt über die Kommunen weitergeben, deren Bauhofmitarbeiter oftmals diese Aufgabe übernehmen. Die Fallen müssen speziell präpariert und regelmäßig kontrolliert werden. „Außerdem muss man sie desinfizieren, wenn einmal ein Biber drin war“, erklärt Götz. Das Tier scheidet Stresshormone aus, die Artgenossen wahrnehmen können.
Neben den Schulungsangeboten will Landrat Rößle auch prüfen, ob vermehrt Abschüsse erlaubt, statt Fanggenehmigungen ausgestellt werden dürfen. „Doch auch das ist nicht so einfach zu realisieren, da die Tiere nachts aktiv sind und je nach Revier ein bestimmter Jäger zuständig ist“, erklärt der Landrat. Überhaupt sei das Schießen der Tiere der letzte Schritt, der nur dann möglich ist, wenn schon verschiedene Präventionsmaßnahmen passiert sind. „Die sind aber auch sehr aufwendig und kosten den Landwirt viel Zeit“, erklärt Kreisobmann Karlheinz Götz, der berichten kann, dass der Biber mittlerweile in jedem kleinen Vorfluter aktiv ist und mit seinen Gangbauten für massive Probleme sorgt. Er ist überzeugt, dass auch die jetzt beschlossene Nachjustierung des Bibermanagements Jahre brauche, um echte Wirkung zu zeigen. Doch der BBV werde seinen Teil tun und auch die Landwirte weiter motivieren, selbst kleinste Schäden zu melden.
Zufrieden mit den Ergebnissen des runden Tisches zeigte sich auch Robert Oberfrank, Vorsitzender der Jäger im Landkreis. „Es war sehr lösungsorientiert.“Er und seine Jagdkollegen seien bereit, sich weiter einzubringen, um den Biberbestand „sinnvoll einzudämmen und das Tier trotzdem zu schützen“. Gut fände er auch den Vorstoß von Landrat Rößle, für eine Aufstockung des Entschädigungsfonds zu kämpfen und auch die Schäden der Kommunen und Privatleute auszugleichen. Oberfrank: „Die Schäden nehmen einfach Überhand. Das können wir nicht weiter einfach so passieren lassen.“
Im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen läuft derzeit eine neue Kartierung der Biberreviere. Die aktuellste Erhebung stammt aus dem Jahr 2013 und listet 140 Biberreviere auf. In einem Revier leben im Schnitt zwei Alt- und ein bis drei Jungtiere. Beim Bibermanagement im Landratsamt geht man davon aus, dass sich die Bestandszahlen auch bei uns nach oben entwickelt haben. Auch hierzulande werden sogenannte „Problembiber“abgefangen, die Genehmigungen dafür erhalten die Gemeinden. Biberberater vor Ort fungieren als Ansprechpartner für Landwirte und Grundbesitzer. Bevor finanzielle Entschädigungen fließen, wird über Abzäunen von Feldkulturen, Stahlschutzmatten oder Auftragen eines Verbissschutzmittels an Bäumen diskutiert. Ein Abfangen der Tiere gilt immer als letzte Lösung. (mit nel)