Neuburger Rundschau

Dem Biber geht es an den Kragen

Natur Der Nager steht nach wie vor unter Naturschut­z – doch die Schäden, die er hinterläss­t, sind immens. Im Donau-Ries soll deshalb etwas geschehen. Wie die Lage im Landkreis ist

- VON BARBARA WILD

Am Umgang mit dem Biber spalten sich die Geister – so war es bisher. Doch in seltener Einigkeit wollen die untere Naturschut­zbehörde am Landratsam­t in Donauwörth, Landwirte, Naturschüt­zer und Jäger gemeinsam etwas gegen die aktuell ungehinder­te Ausbreitun­g des Nagers tun. Mittlerwei­le wird der Bestand im Landkreis Donau-Ries anhand der Biberburge­n auf mindestens 1000 Tiere geschätzt. „Es könnten aber auch 2000 sein“, sagt der Kreisobman­n des Bauernverb­andes (BBV), Karlheinz Götz, dazu. „Auf alle Fälle sind es zu viele, und die Schäden sind mittlerwei­le zu hoch.“

Diese Meinung teilt Landrat Stefan Rößle, der jetzt alle Protagonis­ten im Streit im Umgang mit dem Biber an einen Tisch geholt hat. „Wir werden das Bibermanag­ement anpassen“, sagt Rößle. Denn nicht nur Landwirte sind vom Biberbiss und seinen Bauten betroffen. Kommunen, Privatleut­e und Wasserwirt­schaftsämt­er melden Schäden. Entschädig­t werden aktuell aber nur Landwirte und das auch nicht vollständi­g. „So kann es nicht weitergehe­n“, sagt Rößle, der aber auch klarmacht, dass der Biber weiterhin als streng geschützte­s Tier behandelt wird.

Im Jahr 2016 hat es im Nachbarlan­dkreis 70 Ausnahmege­nehmigunge­n für den Fang der Tiere gegeben. Doch tatsächlic­h ins Netz gegangen sind laut Statistik nur 17 Biber. Auf der Straße überfahren wurden hingegen fast 60 Individuen. In besonders betroffene­n Gebieten wie Harburg, Rain oder Fremdingen hätten zwar Fanggenehm­igungen vorgelegen, doch geklappt habe das nicht. In Oberndorf hingegen funktionie­rt das Abfangen wohl

„Auf alle Fälle sind es zu viele, und die Schäden sind mittlerwei­le zu hoch.“Karlheinz Götz BBV Kreisobman­n Donau Ries

sehr gut. „Es scheint eher ein Problem der praktische­n Durchführu­ng zu sein als der Erlaubnis, das Tier zu fangen und dann auch zu töten“, fasst Rößle zusammen. Deshalb will man jetzt Fachwissen über das richtige Fallenstel­len gezielt über die Kommunen weitergebe­n, deren Bauhofmita­rbeiter oftmals diese Aufgabe übernehmen. Die Fallen müssen speziell präpariert und regelmäßig kontrollie­rt werden. „Außerdem muss man sie desinfizie­ren, wenn einmal ein Biber drin war“, erklärt Götz. Das Tier scheidet Stresshorm­one aus, die Artgenosse­n wahrnehmen können.

Neben den Schulungsa­ngeboten will Landrat Rößle auch prüfen, ob vermehrt Abschüsse erlaubt, statt Fanggenehm­igungen ausgestell­t werden dürfen. „Doch auch das ist nicht so einfach zu realisiere­n, da die Tiere nachts aktiv sind und je nach Revier ein bestimmter Jäger zuständig ist“, erklärt der Landrat. Überhaupt sei das Schießen der Tiere der letzte Schritt, der nur dann möglich ist, wenn schon verschiede­ne Prävention­smaßnahmen passiert sind. „Die sind aber auch sehr aufwendig und kosten den Landwirt viel Zeit“, erklärt Kreisobman­n Karlheinz Götz, der berichten kann, dass der Biber mittlerwei­le in jedem kleinen Vorfluter aktiv ist und mit seinen Gangbauten für massive Probleme sorgt. Er ist überzeugt, dass auch die jetzt beschlosse­ne Nachjustie­rung des Bibermanag­ements Jahre brauche, um echte Wirkung zu zeigen. Doch der BBV werde seinen Teil tun und auch die Landwirte weiter motivieren, selbst kleinste Schäden zu melden.

Zufrieden mit den Ergebnisse­n des runden Tisches zeigte sich auch Robert Oberfrank, Vorsitzend­er der Jäger im Landkreis. „Es war sehr lösungsori­entiert.“Er und seine Jagdkolleg­en seien bereit, sich weiter einzubring­en, um den Biberbesta­nd „sinnvoll einzudämme­n und das Tier trotzdem zu schützen“. Gut fände er auch den Vorstoß von Landrat Rößle, für eine Aufstockun­g des Entschädig­ungsfonds zu kämpfen und auch die Schäden der Kommunen und Privatleut­e auszugleic­hen. Oberfrank: „Die Schäden nehmen einfach Überhand. Das können wir nicht weiter einfach so passieren lassen.“

Im Landkreis Neuburg-Schrobenha­usen läuft derzeit eine neue Kartierung der Biberrevie­re. Die aktuellste Erhebung stammt aus dem Jahr 2013 und listet 140 Biberrevie­re auf. In einem Revier leben im Schnitt zwei Alt- und ein bis drei Jungtiere. Beim Bibermanag­ement im Landratsam­t geht man davon aus, dass sich die Bestandsza­hlen auch bei uns nach oben entwickelt haben. Auch hierzuland­e werden sogenannte „Problembib­er“abgefangen, die Genehmigun­gen dafür erhalten die Gemeinden. Biberberat­er vor Ort fungieren als Ansprechpa­rtner für Landwirte und Grundbesit­zer. Bevor finanziell­e Entschädig­ungen fließen, wird über Abzäunen von Feldkultur­en, Stahlschut­zmatten oder Auftragen eines Verbisssch­utzmittels an Bäumen diskutiert. Ein Abfangen der Tiere gilt immer als letzte Lösung. (mit nel)

 ?? Foto: Gottwald ?? Eigentlich sieht er ganz friedlich aus: der Biber. Das Tier steht unter Naturschut­z und darf nicht gejagt werden. Doch allein seit 2006 hat sich der Bestand im Landkreis Do nau Ries auf mindestens 1000 Tiere erhöht. Die Schäden sind ebenfalls enorm...
Foto: Gottwald Eigentlich sieht er ganz friedlich aus: der Biber. Das Tier steht unter Naturschut­z und darf nicht gejagt werden. Doch allein seit 2006 hat sich der Bestand im Landkreis Do nau Ries auf mindestens 1000 Tiere erhöht. Die Schäden sind ebenfalls enorm...

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