Ziegen stinken schöner
Der Nostalgiker hat’s schwer. Hängt er doch unentwegt Illusionen nach. Etwa der von dem Hasen, der am Ostersonntag übers Feld hoppelt. Von wegen, kein graubraunes Langohr vergangene Woche gesichtet. Selbst Goethe mit seinen wachen Sinnen hätte da beim Spaziergang passen müssen. Weil der Hase halt nicht mehr passt zur zeitgemäßen dynamischen Landwirtschaft mit ihren schnellen Maschinen und dem zusammengestutzten Feldrain. Heimatlos vermehrt er sich weiter und man fragt sich wofür. Aber der Bauer muss auch schauen, wo er bleibt. Darum wird geklotzt. Erst kamen die Maisfelder, dann Raps ohne Ende, Photovoltaik-Anlagen und Windräder, so groß, dass Don Quichotte erschreckt von seiner Rosinante fallen würde. Nicht schön, muss wohl sein, und Ökologie ist auch mit dabei.
Blöd nur, dass der kleine Sohn der Nachbarn hartnäckig darauf besteht, dass ein Hase kein Fell, sondern ein güldenes Stanniolkleid trägt. Dabei hatten aufklärerisch wirkende Eltern bereits vehement dagegen angekämpft, dass die Kuh lila zu sein hat. Wobei das Stadtkind beim zweimal stattfindenden Kanaren-Urlaub im Ferienklub in seiner Meinung noch von den anderen City-Kiddies bestärkt wurde.
Dieses Jahr, so die Nachbarin, versuchte man es mit Urlaub auf dem Bauernhof. Mit hellbraunen, gescheckten und gefleckten Kühen. Ergebnis: „Die Ziegen auf Lanzarote stinken schöner!“, erklärte der Sprössling. Einen Feldhasen hat er immer noch nicht gesehen.