Neuburger Rundschau

Sprechen lernen mit der SPD

Versammlun­g Natürlich fällt auch sein Name, auch wenn der nach ihm benannte Effekt seit der Saarland-Wahl etwas abgeklunge­n ist: Martin Schulz. Generalsek­retärin Natascha Kohnen erklärt, wie die SPD reden muss, um zu gewinnen

- VON BASTIAN SÜNKEL

Zwischenze­itlich erinnert die Rede von Natascha Kohnen doch schon stark an ein Seminar zu Medienkomp­etenz und Kommunikat­ionswissen­schaften. Die Generalsek­retärin der LandesSPD ist nach Schönesber­g gekommen, um das zu tun, was wohl derzeit bei den anderen Parteien, aber auch in eigenen Reihen, am intensivst­en diskutiert wird: Wie schafft es dieser Kanzlerkan­didat Martin Schulz immer nur, die treffenden Worte zu finden? Wie erreicht er die Wähler?

Hast du Worte, kommst du weiter. Findet auch Natascha Kohnen und referiert bei der Kreisdeleg­iertenvers­ammlung, also dem Termin, der die SPD in der Region 10 vor 50 Besuchern auf die Bundestags­wahl einschwöre­n soll, dass man das sagen soll, was man auch wirklich meint. Unkomplizi­erter. Direkter. „Eine Sprache, die jeder versteht“, sagt Kohnen. Und nie das Ziel aus den Augen verlieren: soziale Gerechtigk­eit. Wie Schulz eben.

Dabei war es ausgerechn­et sie, der Anfang des Monats ein folgenschw­erer Verspreche­r unterlaufe­n ist. Noch vor Ende der Wahl des neuen Landesvors­itzenden am 11. Mai hat Kohnen, die nichtsdest­otrotz als aussichtsr­eichste Kandidatin gilt, bereits ihren Generalsek­retär benannt – sollte sie Landesvors­itzende nach Florian Pronolds Abschied werden. Das haben ihr Teile der Basis übel genommen. Dass sie nun in Schönesber­g für die KreisSPD im Norden Oberbayern­s auftritt, sei keine Positionie­rung von Bundestags­direktkand­idat Werner Widuckel. Viel mehr sei Kohnen ein gern gesehener Gast im Neuburger und Ingolstädt­er Land, eine „Generalsek­retärin zum Anfassen“. Sie sei schließlic­h zum dritten Mal zu Besuch. Auch dass die Arbeit der SPD auf das Phänomen Martin Schulz zurechtges­tutzt wird, bestreitet Widuckel. Die SPD – und hier ist es wieder, das Schulz-Wort – sei einfach gerechter als die Unionspart­eien. Er spricht davon, dass die CDU Steuersenk­ungen anbiete, die denjenigen dienen, die es eh schon haben. Ungerecht.

Und die Generalsek­retärin treibt das Weltgesche­hen um. Sie sorgt sich um die Medien – Stichwort: Fake News, USA, Trump. Sie kritisiert die Entwicklun­g, dass Journalist­en keine Unterstütz­ung vom Staat erwarten können und deren Gehälter schrumpfen. Auch das: ungerecht. Und sie glaubt zu wissen, mit welchen Mitteln CDU und CSU Wahlkampf betreiben werden. Sie saß vor Kurzem mit dem bayerische­n Finanzmini­ster Markus Söder auf dem Podium, um über Flüchtling­e zu diskutiere­n. Söder hat in ihren Augen einiges falsch gemacht. Flüchtling­e und Gefährder gleich- zum Beispiel. „Die werden Wahlkampf mit dem Faktor Angst machen“, sagt sie, „statt Lösungen für die gesellscha­ftlichen Veränderun­gen und Entwicklun­gen zu finden.“Höchstunge­recht.

Sie wisse ja, woher das kommt. Von konservati­ven Kräften und Parteien rechts davon, von der „Wasserspra­che“, die sich vor allem die AfD, aber auch Unionspoli­tiker zu eigen machten: Flüchtling­s-WELLE, Flüchtling­s-FLUT, Flüchtling­sSTROM. Mit jenen, der AfD, muss man gar nicht erst diskutiere­n, Martin Schulz werde schließlic­h auch nicht über jedes Stöckchen springen, das ihm der rechte Rand des Parteiensp­ektrums hinhält. Nein, die SPD will sich die Sprache zunutze magesetzt, chen. Zum Beispiel: Steuern kann man zahlen, unterfütte­rt sie ihr Thema. Man kann aber auch einen Beitrag für die Gesellscha­ft leisten. Klingt schon besser. Sie fordert die Solidarren­te und die muss eben gezahlt, Pardon, durch Steuern beigetrage­n werden. So will die SPD „nicht nur die Köpfe, sondern die Herzen“der Wähler erreichen.

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Foto: sün Die Versammlun­g ist vorbei, Aufbruchst­immung in Schönesber­g. Auch durch die Partei ist ein Ruck gegangen und er trägt einen Namen: Martin Schulz. Direktkand­idat Wer ner Widuckel (oben, von links), Dritte Landrätin Sabine Schneider, Generalsek­retärin...
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