Standards mit Extraklasse
Deborah Carter und Kollegen begeistern
A Tribute to Ella war dieser Abend eigentlich, denn alle Songs im Programm hat Ella Fitzgerald ebenfalls gesungen, bemerkte Deborah Carter. Die amerikanische Jazzsängerin gastierte am Freitag im Neuburger Birdland mit prominenter Besetzung und wurde – wie auch ihre Kollegen – vom zahlreichen Publikum begeistert gefeiert. Mit Bassist Davide Petrocca, Pianist Olaf Polziehn und dem jungen Drummer Julian Fau hatte Deborah Carter exzellente Jazzer zur Seite.
Alle vier gaben sich hochprofessionell, versiert und charakteristisch spielend in jedem Stil – exzellent auf oder mit ihrem Instrument. Die Künstler beeindruckten mit virtuosen Arrangements, überzeugenden Versionen der Standards wie „Cry me a River“. Statt des üblichen Balladen-Tempos nahm Carter die berühmte Nummer schnell und hitzig, aufgebracht wie es der Text eben auch zulässt und zunächst im Waltz-, dann im regelrechten BopTempo und wieder retour.
Bewundernswert war auch, wie präzise Rhythmus und Charakter wechselten, wie punktgenau etwa Carter nach dem Hemiolen-reichen Zwischensolo von Julian Fau wieder einstieg.
Ähnlich wie ihr Vorbild Fitzgerald beherrschte Carter auch die Kunst des Scat und sie dabei zu erleben, ihr beim Improvisieren zuzuhören, war ein Genuss. Mit poppigstraighten Höhen, souligen Tiefen, einem enormen Spektrum, sang sie ausdrucks- und abwechslungsreich, lebendig und das stets im Sinne der Musik. Von Anfang an eine Einheit, wuchs das Quartett vor allem nach der Pause vollends zusammen. Pianist Olaf Polziehn, für Carter nach eigenen Worten „a piano beast“, faszinierte ebenfalls mit einer breiten Palette in Anschlag, Spiel, Gestaltung. Von trocken bis wolkigpedalig, perlend linear und rau akkordisch, im Dialog zwischen Tiefe und Höhe, den Gesang stützend und im Solo sich ausbreitend, unterlegte Polziehn dem Gesang kreativ den genau passenden Sound - ebenso Bassist Davide Petrocca und Julian Fau. Technische Versiertheit spielte keine Rolle mehr, saubere Töne, die angenehme Dosierung des Beats verstanden sich von selbst.