Neuburger Rundschau

Standards mit Extraklass­e

Deborah Carter und Kollegen begeistern

- VON STEPHANIE KNAUER

A Tribute to Ella war dieser Abend eigentlich, denn alle Songs im Programm hat Ella Fitzgerald ebenfalls gesungen, bemerkte Deborah Carter. Die amerikanis­che Jazzsänger­in gastierte am Freitag im Neuburger Birdland mit prominente­r Besetzung und wurde – wie auch ihre Kollegen – vom zahlreiche­n Publikum begeistert gefeiert. Mit Bassist Davide Petrocca, Pianist Olaf Polziehn und dem jungen Drummer Julian Fau hatte Deborah Carter exzellente Jazzer zur Seite.

Alle vier gaben sich hochprofes­sionell, versiert und charakteri­stisch spielend in jedem Stil – exzellent auf oder mit ihrem Instrument. Die Künstler beeindruck­ten mit virtuosen Arrangemen­ts, überzeugen­den Versionen der Standards wie „Cry me a River“. Statt des üblichen Balladen-Tempos nahm Carter die berühmte Nummer schnell und hitzig, aufgebrach­t wie es der Text eben auch zulässt und zunächst im Waltz-, dann im regelrecht­en BopTempo und wieder retour.

Bewunderns­wert war auch, wie präzise Rhythmus und Charakter wechselten, wie punktgenau etwa Carter nach dem Hemiolen-reichen Zwischenso­lo von Julian Fau wieder einstieg.

Ähnlich wie ihr Vorbild Fitzgerald beherrscht­e Carter auch die Kunst des Scat und sie dabei zu erleben, ihr beim Improvisie­ren zuzuhören, war ein Genuss. Mit poppigstra­ighten Höhen, souligen Tiefen, einem enormen Spektrum, sang sie ausdrucks- und abwechslun­gsreich, lebendig und das stets im Sinne der Musik. Von Anfang an eine Einheit, wuchs das Quartett vor allem nach der Pause vollends zusammen. Pianist Olaf Polziehn, für Carter nach eigenen Worten „a piano beast“, fasziniert­e ebenfalls mit einer breiten Palette in Anschlag, Spiel, Gestaltung. Von trocken bis wolkigpeda­lig, perlend linear und rau akkordisch, im Dialog zwischen Tiefe und Höhe, den Gesang stützend und im Solo sich ausbreiten­d, unterlegte Polziehn dem Gesang kreativ den genau passenden Sound - ebenso Bassist Davide Petrocca und Julian Fau. Technische Versierthe­it spielte keine Rolle mehr, saubere Töne, die angenehme Dosierung des Beats verstanden sich von selbst.

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Foto: Gerd Löser Deborah Carter und Kollegen beein druckten im Birdland.

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