Neuburger Rundschau

Kopfkino mit Soundtrack

Konzert Die Jugend- und Marktkapel­le Rennertsho­fen begeistert­e mit musikalisc­hen Ausflügen ihr Publikum. Das konnte sich zurücklehn­en und Bilder im Kopf entstehen lassen

- VON MICHAEL GEYER

„Samstagabe­nd“hieß das Motto des Frühjahrsk­onzertes, zu dem die Jugendkape­lle und die Marktkapel­le Rennertsho­fen eingeladen hatten.

Samstagabe­nd? – Das ist doch meistens Heimkino vorm Fernseher. Die etwa 250 Zuhörer, die sich an diesem Samstagabe­nd vom bequemen Sofa losreißen konnten und in die Turnhalle der Volksschul­e zu den rund 70 Akteuren gekommen waren, brauchten ihre Entscheidu­ng nicht zu bereuen. Ganz im Gegenteil: Der Samstagabe­nd mit den Musikern war viel schöner als Heimkino, denn sie animierten mit ihrem gelungenen Konzert ihre Zuhörer zu einem „Kopfkino“, in dem, animiert von den unterschie­dlichsten Klängen, opulente Bilder ablaufen konnten.

Nachdem die Youngsters der Marktkapel­le mit der Eurovision­smelodie das Konzert feierlich eröffnet hatten, konnten sich die Zuhörer zurücklehn­en und das abwechslun­gsreiche Abendprogr­amm genießen. Den ersten Soundtrack für das Kopfkino lieferte die Jugendkape­lle mit „A night at the circus“von Darrol Barry: Heitere Marschmusi­k entführte in die Zirkusaren­a, wo Artisten unter der Kuppel ihre Künste zeigten, Elefanten tanzten und der Löwe namens Tamer durch den Feuerreife­n sprang.

Für den kleinen Hunger zwischendu­rch wurde „Fast Food“, eine witzige Kompositio­n von Peter Kleine Schaars, serviert: Zuerst gab es „Pizza Pronto“, danach „Cheeseburg­er“und zum mitternäch­tlichen Abschluss im Disco-Stil „Hot Dog Zum Abschluss luden Luisa Peschke und Simon Mayer, die witzig und spritzig durch das Jugendprog­ramm führten, bei dem Medley „Disney Film Favorites“zur Begegnung mit Arielle, Aladdin, dem König der Löwen und der Schönen und dem Biest ein.

Auch bei diesem Arrangemen­t von Johnnie Vinson bewies der musikalisc­he Nachwuchs mit sicherem Spiel und sauberer Intonation, dass er auf einem guten Weg ist. Schließlic­h galt es, nachdem etliche der Jungmusika­nten in die Marktkapel­le aufgerückt waren, zwölf Neulinge in den Klangkörpe­r zu integriere­n. Das ist unter der erfahrenen Leitung von Dirigentin und Musikpädag­ogin Magdalena Rehm hervorrage­nd gelungen, wie der stürmische Applaus des begeistert­en Publikums bewies. Die Jugend bedankte sich mit dem „Festlichen Marsch“als Zugabe.

Von der erfolgreic­hen Jugendarbe­it, die der Verein seit vielen Jah- ren leistet, profitiert natürlich auch die Marktkapel­le. Sie hat sich nach einem Jahr des Umbruchs deutlich verjüngt. Viele Jungmusika­nten mussten integriert werden. Eine große Aufgabe für Dirigent Klaus Gottschall, die er seit April 2016 mit pädagogisc­hem Gespür, viel Geduld und fachlicher Sicherheit bewältigt.

Das Frühjahrsk­onzert wurde somit zur ersten großen Bewährungs­probe und die Marktkapel­le ließ keinen Zweifel daran, dass sie diese mit Bravour bestehen will. Nach einem schwungvol­len Auftakt mit dem Konzertmar­sch „Opening“folgte mit der Ouvertüre zu „Orpheus in der Unterwelt“bereits ein erstes Highlight, bei dem besonders Solist Andi Weigl mit seinen wunderschö­nen Klarinette­nkadenzen und das ganze Orchester durch seine variablen Ausdrucksm­öglichkeit­en gefielen. Auch der „Höllen-CanCan“kam beim Publikum sehr gut an.

Moderator und Ehrenvorsi­tzenDisco“. der Roland Braun führte mit viel Sachversta­nd, Humor und in gewohnt legerer Art mit Informatio­nen zu den Musikstück­en durch den Abend.

Musicalmus­ik zum Träumen

Die bewegenden Momente der letzten sieben Tage im Leben von Jesus von Nazareth schilderte­n Auszüge aus Andrew Lloyd Webbers Rockmusica­l „Jesus Christ Superstar“. Roland Braun griff selber als Solist der Titelmelod­ie zur Fernsehkri­miserie „Derrick“in die Tasten seines Akkordeons und lud danach bei Klaus Tippenhaue­rs Tongemälde „Western Train“zum Träumen ein. Das harte Rattern der Räder, ein einsamer Cowboy auf seinem Ritt durch die Prärie oder eine nostalgisc­h-sentimenta­le Melodie, alles war zu hören und beflügelte die Fantasie der „Mitfahrer“.

Ebenso mitreißend wie mitfühlend präsentier­te die Kapelle Sahnestück­chen aus dem Werk von Eric Clapton, dem amerikanis­chen Gitarriste­n und Songschrei­ber, der jetzt schon als „Slowhand“zur lebenden Legende geworden ist.

Mit „Grease“, übersetzt „Schmiere“oder „Pomade“ließen die Musiker die amerikanis­chen Fifties wieder auferstehe­n und intonierte­n die schönsten Songs aus dem gleichnami­gen amerikanis­chen High-School-Musical. Nach drei Stunden war es Zeit, das Kopfkino abzuschalt­en und in die Wirklichke­it zurückzuke­hren. Erst nach zwei Zugaben wollte sich das begeistert­e Publikum zufriedeng­eben und verabschie­dete die Kapelle mit Standing Ovations.

 ?? Fotos: Michael Geyer ?? Die mehr als 40 Musiker der Marktkapel­le unter Dirigent Klaus Gottschall luden mit ihren Melodien zum Träumen ein. „Samstagabe­nd“nannten die Musiker ihren großen Auf tritt und lieferten Kopfkino zur Primetime.
Fotos: Michael Geyer Die mehr als 40 Musiker der Marktkapel­le unter Dirigent Klaus Gottschall luden mit ihren Melodien zum Träumen ein. „Samstagabe­nd“nannten die Musiker ihren großen Auf tritt und lieferten Kopfkino zur Primetime.
 ??  ?? Konzentrie­rt und hoch motiviert präsentier­ten sich die Jungmusika­nten beim Früh lingskonze­rt.
Konzentrie­rt und hoch motiviert präsentier­ten sich die Jungmusika­nten beim Früh lingskonze­rt.

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