Männerwaden, die entzücken
Knallenge und knallbunte Männerhosen erleben seit einiger Zeit eine Renaissance. Renaissance ist hier ein gutes Stichwort: Die zahlreichen schamlos zur Schau gestellten, eingepferchten unteren Männerhälften lassen schon im April Schloßfeststimmung aufkommen.
Fairerweise muss man sagen, dass das Männerbein in der öffentlichen Wahrnehmung lange im Schatten seines weiblichen Pendants stand. Angesichts seiner Länge und der auffälligen Behaarung ist das aber auch kein Wunder. Nun sind also die Männer an der Reihe, ihre Fahrgestelle, Hintern und sonstige Teile mintgrün zu lackieren. Sofern behaart, fällt auch das unter dem äußerst knapp bemessenen Beinkleid nicht auf. Das ist natürlich toll fürs Selbstbewusstsein des Trägers. Und wenn es dem Publikum gefällt, umso besser. Es ist ja nicht so, dass nur Männer – primitiv wie sie sind – frohlocken, wenn der Frühling bestimmte weibliche Körperregionen freilegt. Frauen schauen sich mindestens genauso gern um. Sie müssen sich dabei nicht einmal gegen Vorwürfe verteidigen, schaugierig oder gar triebgesteuert zu sein. Ein kleines mintgrünes Trostpflaster für die ansonsten nach wie vor vom Patriarchat schwer gebeutelte Damenwelt also.
Andererseits kann das Anlegen einer Röhrenjeans durchaus in die Hose gehen. Dann nämlich, wenn der Umfang des Männerknies, den der umgebenden Muskulatur überschreitet. Und zwar bei Weitem, sodass auch die Haare – sofern nicht epiliert – nach Luft schnappen. Dieses Wade-Knie-Verhältnis ist im Übrigen auch ein guter Indikator, um herauszufinden, ob es sich bei dem Individuum um einen Hipster handelt. Um ihre besonders dünnen Beine zur Schau zu stellen, sind Hipster meist zu Fuß unterwegs. Fortbewegungsapparate brauchen diese Exemplare nicht. Damit wollen sie wohl ironisierend auf den Sieg des menschlichen Geistes über den Körper hinweisen. Oder so ähnlich. Für alle, die sich angesprochen fühlen, hier noch ein guter Rat: Besorgt euch ein gutes Rad. Dann radelt ihr beim nächsten Schloßfest über den Karlsplatz. Das Beste daran: Ihr setzt damit eure Hingucker gekonnt in Szene.