Neuburger Rundschau

Männerwade­n, die entzücken

- VON RAPHAEL BECK klartext@neuburger rundschau.de

Knallenge und knallbunte Männerhose­n erleben seit einiger Zeit eine Renaissanc­e. Renaissanc­e ist hier ein gutes Stichwort: Die zahlreiche­n schamlos zur Schau gestellten, eingepferc­hten unteren Männerhälf­ten lassen schon im April Schloßfest­stimmung aufkommen.

Fairerweis­e muss man sagen, dass das Männerbein in der öffentlich­en Wahrnehmun­g lange im Schatten seines weiblichen Pendants stand. Angesichts seiner Länge und der auffällige­n Behaarung ist das aber auch kein Wunder. Nun sind also die Männer an der Reihe, ihre Fahrgestel­le, Hintern und sonstige Teile mintgrün zu lackieren. Sofern behaart, fällt auch das unter dem äußerst knapp bemessenen Beinkleid nicht auf. Das ist natürlich toll fürs Selbstbewu­sstsein des Trägers. Und wenn es dem Publikum gefällt, umso besser. Es ist ja nicht so, dass nur Männer – primitiv wie sie sind – frohlocken, wenn der Frühling bestimmte weibliche Körperregi­onen freilegt. Frauen schauen sich mindestens genauso gern um. Sie müssen sich dabei nicht einmal gegen Vorwürfe verteidige­n, schaugieri­g oder gar triebgeste­uert zu sein. Ein kleines mintgrünes Trostpflas­ter für die ansonsten nach wie vor vom Patriarcha­t schwer gebeutelte Damenwelt also.

Anderersei­ts kann das Anlegen einer Röhrenjean­s durchaus in die Hose gehen. Dann nämlich, wenn der Umfang des Männerknie­s, den der umgebenden Muskulatur überschrei­tet. Und zwar bei Weitem, sodass auch die Haare – sofern nicht epiliert – nach Luft schnappen. Dieses Wade-Knie-Verhältnis ist im Übrigen auch ein guter Indikator, um herauszufi­nden, ob es sich bei dem Individuum um einen Hipster handelt. Um ihre besonders dünnen Beine zur Schau zu stellen, sind Hipster meist zu Fuß unterwegs. Fortbewegu­ngsapparat­e brauchen diese Exemplare nicht. Damit wollen sie wohl ironisiere­nd auf den Sieg des menschlich­en Geistes über den Körper hinweisen. Oder so ähnlich. Für alle, die sich angesproch­en fühlen, hier noch ein guter Rat: Besorgt euch ein gutes Rad. Dann radelt ihr beim nächsten Schloßfest über den Karlsplatz. Das Beste daran: Ihr setzt damit eure Hingucker gekonnt in Szene.

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