Neuburger Rundschau

Ein Albtraum namens Kruse

Bundesliga Der Stürmer erzielt alle vier Tore für Werder Bremen und fügt dem FC Ingolstadt eine bittere 2:4-Niederlage zu. Was sich bessern muss, um den Klassenerh­alt noch zu schaffen

- VON BENJAMIN SIGMUND

Martin Hansen holte noch einmal alles aus sich heraus. Er spurtete über den ganzen Platz, den Rücken von Max Kruse vor der Nase. Hansen, der in der Nachspielz­eit mitgestürm­t war, holte auf. Meter für Meter. Einholen aber konnte er Kruse nicht mehr. Der Bremer Stürmer schob den Ball locker zum entscheide­nden 4:2 ins verlassene Ingolstädt­er Tor.

Diese Szene war nicht mehr spielentsc­heidend, steht aber in gewisser Weise symbolisch für die Saison der Schanzer. Sie rennen und kämpfen, holen alles aus sich heraus und sehen das Licht am Ende des Tunnels. Auf den letzten Metern aber, da kommt der Motor ins Stocken. In vielen Spielen, auch auf die Gesamtsitu­ation gemünzt. Riesig war die Glückselig­keit, als mit drei Siegen am Stück der Rückstand auf die NichtAbsti­egsplätze von zehn auf einen Punkt verkürzt war. Zwei Niederlage­n später sind es wieder fünf, der Relegation­splatz ist vier Zähler entfernt.

Auch in der Partie gegen Werder Bremen wähnten sich die Schanzer nahe am Ziel. Sie waren über weite Strecken des Spiels überlegen, führten zweimal durch Tore von Dario Lezcano (32.) und Pascal Groß (62., Foulelfmet­er). Doch dann kam Max Kruse und drehte mit einem Hattrick in der Schlusspha­se die Partie (81., 87., 90.+4). Auch der zwischenze­itliche Ausgleich zum 1:1 ging auf das Konto von Kruse (45.+1, Foulelfmet­er).

FCI-Mittelfeld­spieler Pascal Groß bescheinig­te dem Bremer Nationalsp­ieler enorme „individuel­le Qualität“. Dennoch, so Groß, „ist es extrem bitter, wie wir das Spiel noch so aus der Hand geben“. Daher muss sie gestellt werden, die Frage nach der Qualität im Ingolstädt­er Kader. „Wir werden für individuel­le Fehler bestraft“, sagte Rechtsvert­eidiger Florent Hadergjona­j mit trauriger Miene. „Die dürfen uns nicht Woche für Woche passieren. Wir müssen die individuel­len Fehler im Abstiegska­mpf abstellen, sonst fehlen uns am Ende die Punkte.“

Gegen Bremen war es Torwart Hansen, der den alles andere als überzeugen­den Gegner zurück ins Spiel brachte. Als beim Stand von 2:1 eine harmlose Flanke in den Ingolstädt­er Strafraum segelte, war kein Bremer in unmittelba­rer Nähe des Balls. Hansen aber stürmte wild aus seinem Tor heraus, räumte dabei Marcel Tisserand rustikal über den Haufen und faustete den Ball unkontroll­iert zu Kruse, der zum 2:2 traf. Slapstick, der in der Ingolstädt­er Situation kaum zu verkraften ist. Hadergjona­j nannte den Treffer schlicht ein „Eitor“. Vorwürfe von Maik Walpurgis an seinen Torhüter gab es dennoch keine. „Klar hat er einen Fehler gemacht. Aber ich werde nach einem Fehler keinen Spieler kritisiere­n. Martin hat für uns auch schon großartige Paraden gezeigt.“Auch das Gegentor zum 2:3 „müssen wir als Mannschaft besser verteidige­n“, kritisiert­e Pascal Groß. Die Pleite zeigte auch, dass mehrere Ausfälle wie die von Marvin Matip, Romain Brégerie, Markus Suttner (alle gesperrt) und Anthony Jung (krank) den Kader an seine Grenzen stoßen lässt. Es ehrt die Spieler, dass sie die zahlreiche­n Umstellung­en nicht als Ausrede gelten lassen wollten. Groß: „So ist eben Fußball.“

Maik Walpurgis, der von einer „unverdient­en Niederlage“sprach, richtete den Blick direkt wieder nach vorne. „Kein Vorwurf an die Mannschaft. Sie hat ein tolles Spiel gemacht. Die Leistung macht uns Mut und wir werden nicht aufgeben.“Wie schwierig es allerdings ist, eine Aufholjagd erfolgreic­h abzuschlie­ßen, zeigte Martin Hansens Spurt in der Nachspielz­eit.

FC Ingolstadt 04 Hansen – Morales, Ro ger, Tisserand – Hadergjona­j, Christians­en (75. Hinterseer), Cohen, Leckie – Groß, Kittel – Lezcano (85. Lex)

Werder Bremen Wiedwald – Veljkovic (67. Gnabry), L. Sané, Moisander – Gebre Selassie, M. Eggestein, Ro. Bauer – Gril litsch (67. Pizarro), F. Kainz (89. Bargfrede) – Bartels, M. Kruse

Schiedsric­hter Markus Schmidt (Stutt gart) – Zuschauer 15200 (ausverkauf­t)

Tore 1:0 Lezcano (32.), 1:1 M. Kruse (45.+1/Foulelfmet­er), 2:1 Groß (62./Foul elfmeter), 2:2 M. Kruse (81.), 2:3 M. Kruse (87.), 2:4 M. Kruse (90.+4)

 ?? Fotos: Roland Geier ?? Nicht zu stoppen: Max Kruse (links) erzielte alle vier Tore beim 4:2 Sieg des SV Werder Bremen beim FC Ingolstadt. Florent Hadergjona­j (von links), Max Christians­en, Pascal Groß und Dario Lezcano hatten dem Stürmer nichts entgegenzu­setzen.
Fotos: Roland Geier Nicht zu stoppen: Max Kruse (links) erzielte alle vier Tore beim 4:2 Sieg des SV Werder Bremen beim FC Ingolstadt. Florent Hadergjona­j (von links), Max Christians­en, Pascal Groß und Dario Lezcano hatten dem Stürmer nichts entgegenzu­setzen.
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Auf und davon: Max Kruse trifft zum 4:2. Martin Hansen kann den Stürmer nicht mehr einholen.

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