Fischaufstieg de luxe
Einweihung Knapp drei Millionen Euro hat die Anlage gekostet, die Ökologie und Ökonomie miteinander vereinen soll. Ein halbes Jahrhundert lang war den Fischen der Weg in die einzelnen Sektoren der Donau versperrt
Mit einem symbolischen Druck auf den wasserblauen Knopf übergaben am Mittwoch Vertreter des Bauherrn DonauWasserkraft AG und der RheinMain-Donau AG, der Betreibergesellschaft Uniper, sowie aus Politik, der Fischerei und den Kommunen die Fischaufstiegsanlage (FAA) an der Staustufe Bertoldsheim ihrer Bestimmung. Knapp drei Millionen Euro kostete die bisher aufwendigste technisch-natürliche FAA im deutschen Abschnitt der Donau. Und die seien gut angelegt, sagten die Beteiligten. Denn mit der Anlage ließen sich die Ansprüche von Ökonomie und Ökologie bestens miteinander vereinbaren, waren sich alle Festredner einig.
Der Fischaufstieg schafft im Donauabschnitt zwischen Bittenbrunn und Donauwörth einen 33 Kilometer langen, durchgängigen Weg für die Wasserlebewesen. Dieser Weg war ein halbes Jahrhundert lang versperrt, denn 1967 wurde das Kraftwerk Bertoldsheim neben weiteren Laufwasserkraftwerken errichtet und damit die Donau in zahlreiche kleine Sektionen unterteilt, die einen Austausch der Fauna verhinderten.
„Kann man da noch loben?“, fragte sich Professor Albert Göttle, der Präsident des Landesfischereiverbandes Bayern angesichts dieser langen Zeit und erinnerte an die Gesetzeslage anno 1967, die die Durchgängigkeit der Flüsse noch nicht forderte. Und das, obwohl bereits zu dieser Zeit das Wissen um die Bedürfnisse der Wasserlebewesen und die Ansätze naturnaher Wassergestaltung existiert haben. Göttle lobte, dass die hochmoderne Bertoldsheimer Anlage das Wissen vieler Fachleute vereint. Der Erfolg müsse untersucht und falls nötig auch Nachbesserungen an der Anlage durchgeführt werden. Unter dieser Prämisse bot er den Betreibern an, an der FAA ein auf drei Jahre beschränktes Forschungsprojekt durchzuführen. Die Anlage sei auch mit ihrem technischen Teil, dem aus Beton gefertigten Ausstiegsbauwerk – dem sogenannten „Vertical Slot“-Fischpass – kein übles Machwerk. Es trage vielmehr dazu bei, den Fischen ihren notwendigen Freiraum zurückzugeben und selbsterhaltende Bestände mit einem großen Artenspektrum zu sichern.
Einen Innovationsschub gegenüber der vor ein paar Jahren gebauten Ingolstädter FAA stellte Al- Schleich, Aufsichtsratsvorsitzender der Donau-Wasserkraft AG und Mitglied des Vorstands der Rhein-Main-Donau AG, fest und bezeichnete das neue Bauwerk als einen „Fischaufstieg de luxe“und eine „High-Tech-FAA“. Schleich dankte wie auch Klaus Engels, Direktor Wasserkraft Deutschland der Uniper Kraftwerke GmbH und Mitglied des Vorstands der RheinMain-Donau AG, den Beteiligten, allen voran Projektleiterin Uta Mentz, für das gute Ergebnis, das in rund 11500 Arbeitsstunden ohne Unfall verwirklicht wurde. Mit der Einweihung der Anlage dokumentiere der Betreiber Uniper seine Verantwortung für die Umwelt an seinen rund 100 Kraftwerksstandorten, sagte Engels und informierte die Gäste darüber, dass von den Betreibern Gesamtausgaben in knapp dreistelliger Millionenhöhe für die Durchgängigkeit der bayerischen Flüsse finanziert werden müssten.
Wirtschaftswachstum müsse in regenerativer Weise verwirklicht werden. Deswegen bräuchte man im Zeichen der Energiewende und des Atomausstiegs mehr denn je die Wasserkraft, hob Ministerialdirekbrecht tor Christian Barth hervor, Amtschef des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz. Nachteile der Wasserkraftwerke wie die Fraktionierung der Flüsse, Veränderungen der Fließgeschwindigkeit und daraus resultierende Ablagerungen sowie fischfeindliche Turbinen müssten durch geeignete Maßnahmen abgemildert werden, um eine optimale Verbindung von Gewässerökologie und moderner Stromgewinnung zu schaffen. Die FAA könne für einen besseren ökologischen Zustand der Donau sorgen.
Mit seinem 10-Punkte-Fahrplan und dem Praxishandbuch Fischaufstiegsanlagen wolle das Landesamt Hilfestellungen für eine ökologische und naturverträgliche Wasserkraftnutzung geben, erinnerte Barth. Stellvertretender Landrat Alois Rauscher sah in dem Projekt FAA „eine gute Sache“, die dazu beitragen könne, die Akzeptanz der Wasserkraft zu erhöhen. Für Rennertshofens Bürgermeister Georg Hirschbeck ist die Anlage eine gelungene Kombination aus Technik und Natur und eine ökologische Aufwertung der Donau-Auen.