Neuburger Rundschau

Die Schutzpatr­onin des Gewitters

Heiligense­rie Mechthild von Dießen wird auch bei Kopfschmer­zen angerufen

- VON MANFRED VEIT

Um 1200 ließ Heinrich von Kalendin, der vom König des Heiligen Römischen Reiches Amt und Burg Neuburg zu Lehen hatte, die heute als Münz bekannte Burg in Neuburg erbauen. Er konnte sich nicht lange daran erfreuen, denn er war als Parteigäng­er der Grafen von Andechs-Meraner in deren Fehde mit den Wittelsbac­hern hineingezo­gen worden. In diesen Auseinande­rsetzungen bemächtigt­en sich die Wittelsbac­her 1247 Neuburgs.

Ausgang nahm das alles, als 1208 Otto VIII. von Wittelsbac­h König Philipp von Schwaben ermordete. Zwar wurde Otto für vogelfrei erklärt und ein Jahr später vom Neuburger Heinrich von Kalendin in der Nähe Kelheims erschlagen, doch die Wittelsbac­her schafften es, die Schuld am Königsmord den Grafen und Herzögen von AndechsMer­anien in die Schuhe zu schieben, die daraufhin in die Reichsacht fielen. Die Bayernherz­öge Ludwig I., der Kelheimer, und sein Nachfolger Otto II. nutzten diese Gelegenhei­t, um ihr Territoriu­m auf Kosten der bis dahin überaus mächtigen Andechser zu erweitern. Das Geschlecht der Andechser Grafen und Herzöge trat im hohen Mittelalte­r in Erscheinun­g. Ihr Herrschaft­sbereich ging von Krain und Istrien, Burgund, Dießen und Andechs, Kraiburg am Inn bis nach Bamberg. Aus der Familie gingen etliche Selige und Heilige hervor. Legendäre, also historisch nicht wirklich fassbare Heiligenge­stalten sind der sel. Rasso von Grafrath, der sel. Rathard und die sel. Kunezza von Dießen. Geschichtl­iche Personen sind dagegen die hl. Hedwig von Schlesien, die sel. Euphemia von Altomünste­r, die hl. Elisabeth von

Namenspatr­one

Thüringen und die sel. Mechthild von Dießen, auch Mathilde von Andechs genannt.

Mechthild (Mathilde) wurde um 1125 auf der Burg Andechs geboren. Ihre Eltern waren Graf Berthold II. und Kunigunde von Formbach. Mit fünf Jahren kam sie zur Ausbildung und Erziehung in das damalige Kanonissen­stift St. Stephan der Augustiner-Chorfrauen in Dießen. Später trat sie selbst in das Stift ein und wurde Novizenmei­sterin. Papst Anastasius IV. beorderte Mechthild 1153 persönlich als Äbtissin nach Edelstette­n in das 1129 gegründete Augustiner-Chorfrauen­stift, um dort ordnend einzuwirke­n und zu reformiere­n. Nach sechs Jahren erfolglose­n Wirkens bei den halsstarri­gen Edelstette­ner Chorfrauen kehrte sie nach Dießen zurück, wo sie am 31. Mai 1160 starb.

Noch zu Lebzeiten stand sie im Ruf der Heiligkeit. Im Jahr 1468 erhob man Mechthilds Gebeine, die heute in einem Glasschrei­n auf dem Magdalenen­altar im Dießener Marienmüns­ter ruhen. Der sel. Mechthild wird besonders in der Ammerseege­gend gedacht. Sie gilt als Schutzpatr­onin bei Gewitter und soll gegen Kopfschmer­zen helfen können.

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Foto: Ökumenisch­es Heiligenle­xikon Die selige Mechthild im Marienmüns­ter von Dießen am Ammersee.

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